Al Wheeler und das Komplott
Rechtsanwalt
in einem«, sagte Stensen sanft. »In diesem Fall Strafverteidiger.«
»Kowski kam mit der
Zehnuhrmaschine gestern nacht aus Los Angeles«,
begann ich. »Gegen ein Uhr dreißig heute morgen wurde seine Leiche im
Kofferraum von Forests Wagen entdeckt, den Bella Woods fuhr. Der Arzt ist der
Meinung, daß er gestern abend irgendwann zwischen
zehn und elf gestorben ist. Wo waren Sie um diese Zeit, Mr. Woods?«
»Hier«, sagte er.
»Ich habe mit Pearl
gesprochen«, sagte ich. »Sie sagte mir, Sie hätten die meiste Zeit vor
Mitternacht und die ganze Zeit nach Mitternacht, bis ich um vier Uhr herkam,
auf der Terrasse draußen verbracht.«
»Stimmt.«
»Aber Sie beide sind vor
Mitternacht für ungefähr eine Stunde auf ihr Zimmer gegangen«, sagte ich, ohne
besondere Betonung der Angelegenheit, »Pearl konnte nicht genau sagen für wie
lange — sie mißt derartige Dinge nicht mit der
Stoppuhr, wie sie sagt.«
»Ich glaube nicht, daß Sie sich
wegen der Beantwortung dieser Frage anstrengen müssen, Tom«, sagte Stensen.
Woods zuckte die Schultern.
»Sie sind der Anwalt.«
Die Tür ging auf, und Pearl kam
mit einem Tablett herein, auf dem der Kaffee stand. Ihr Gesichtsausdruck war
von nichtssagender Höflichkeit, die Knöpfe ihrer Bluse waren alle zu, und bis
auf den dunkelroten Fleck auf ihrer rechten Wange hätte niemand vermuten
können, daß überhaupt etwas passiert war.
Sie stellte das Tablett auf
einen kleinen Tisch, fragte Stensen und mich, ob wir Milch und Zucker
wünschten, goß den Kaffee ein und reichte jedem seine Tasse. Woods kam als
letzter an die Reihe, und sie blieb einen Augenblick vor seinem Sessel stehen.
»Sonst noch was — mein
Geliebter?« fragte sie.
»Der Kaffee ist da«, antwortete
er brüsk. »Das ist alles.«
»Du hast mehr als bloß Kaffee,
Süßer«, sagte sie ausdruckslos. »Scherereien nämlich!«
Sie wandte sich von ihm ab und
kam mit einem entrückten und in die Ferne gerichteten Blick auf mich zu.
»Lieutnant, ich habe Sie angelogen. Wir sind vergangene Nacht nicht in das
Zimmer gegangen. Da war wohl mal der Wunsch der Vater des Gedankens — bei mir.
Wir befanden uns draußen auf der Terrasse, aber gegen zehn läutete das Telefon,
und Tom sagte, er wolle an den Apparat gehen. Er kam nicht wieder heraus; fünf
Minuten später hörte ich seinen Wagen die Auffahrt hinunterfahren. Er kam
wieder, kurz bevor die anderen mit dem Gesöff zurückkehrten.«
»Du verlogenes Luder!« Woods
wollte sich aus seinem Sessel aufrichten, aber er kam gar nicht erst auf die
Füße.
Pearl machte eine weit
ausholende Bewegung, auf die ein scharfes klatschendes Geräusch folgte, als ihr
Handrücken sein Gesicht traf und ihn in den Sessel zurückschleuderte.
»Wenn du mich anrührst«, sagte
sie mit gefährlich leiser Stimme, »bringe ich dich um!« Dann ging sie mit einem
betont übertriebenen Hüftenwackeln gemächlich hinaus, und wenn wir bis dahin
noch nicht gewußt hätten, wofür Bermuda-Shorts gut sind, jetzt hätten wir es
gewußt. Die Tür fiel hinter ihr zu, und ich mußte mich mühsam zurückhalten, um
nicht zu applaudieren.
Woods setzte sich langsam in
seinem Sessel auf und bemühte sich mit aller Kraft, die sinnlose Wut zu zügeln,
die ihn von Kopf bis Fuß beben ließ. Ich trank genußvoll meinen Kaffee.
»Lieutnant« — seine Stimme
verriet, daß er noch um seine Beherrschung rang —, »das kann ich erklären—«
»Halten Sie den Mund, Tom!«
unterbrach Stensen ihn rasch. »Sie brauchen gar nichts zu erklären.«
Woods starrte ihn an. »Ja, aber
ich...«
»Sie brauchen nichts zu
erklären!« fuhr Stensen ihn an. »Außerdem glaube ich, daß wir vorläufig keine
Fragen des Lieutnants beantworten werden. Sie sind
völlig durcheinander, Tom. Sie brauchen Zeit, um sich zu beruhigen.«
Mit Stensen zu argumentieren
brachte mich in keiner Weise weiter, also versuchte ich es erst gar nicht. Ich
stand schon an der Tür, als er wieder zu sprechen begann.
»Sobald mein Mandant bereit
ist, Ihre übrigen Fragen zu beantworten, werde ich mich mit Ihnen in Verbindung
setzen, Lieutnant.«
»Danke«, sagte ich. »Es ist
möglich, daß ich mich vorher mit Ihnen in Verbindung setze.«
»Jetzt machen Sie mir aber
Angst, Lieutnant!« Seine Stimme klang leicht belustigt. »Ist das eine Drohung?«
»Anwälten Ihres Rufs, Mr. Stensen,
drohe ich niemals«, sagte ich höflich. »Aber ich an der Stelle Ihres Mandanten
würde die Antwort nicht allzulange hinauszögern. Alle
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