Al Wheeler und das Komplott
Bella
sanft. Sie ging zur Bar und bereitete zwei Martinis zu — zwei Riesenmartinis . Ich dachte mir, daß das Leben in einem
Woods-Haushalt zwar kurz, aber, solange es anhielt, sehr lustig sein müßte.
Pearl starrte mißbilligend auf
Bellas Rücken. »Armer Tony!« echote sie sarkastisch. »Das sagst du so dahin,
nach dem, was du heute nacht getrieben hast — so, wie
du hier ins Haus gekommen bist. Daß er tot ist, bedeutet dir wohl gar nichts,
wie?«
»Aber Pearl!« Bella drehte sich
zu Pearl um. »Du wirst ja auf einmal moralisch — in deinem Alter!«
»Schon gut, mach nur deine
Witze«, erwiderte die forsche Striptease-Tänzerin kalt. »Tom wird sich freuen,
wenn er das hört.«
»Paps wird kein Wort davon
hören«, fauchte Bella.
»Wollen wir wetten?« höhnte
Pearl.
»Nicht nötig«, sagte Bella
ruhig. »Es handelt sich um ein ganz simples Tauschgeschäft. Paps erfährt nichts
von dieser Geschichte; er erfährt auch nichts über die Johnny-Barry-Pearl-Sanger-Affäre.«
Die Gestalt in der
bronzefarbenen Hülle schien plötzlich einzuschrumpfen. »Johnny Barry und ich?«
flüsterte Pearl.
»Die erste Nacht nach unserer
Ankunft hier«, erklärte Bella gelassen. »Alles dachte, ich schliefe in meinem
Zimmer, aber ich wachte auf, weil ich Durst hatte. Ich ging leise die Treppe
hinunter, weil ich glaubte, daß auch alle anderen schliefen. Du hättest die Tür
dieses Zimmers hier schließen sollen, Pearl, dann hätte ich nie etwas davon
erfahren.«
Die ältere Frau preßte fest die
Lider zusammen, als habe sie Schmerzen. Sekundenlang stand sie bewegungslos da,
dann wandte sie sich ab und ging langsam aus dem Zimmer.
Bella vertilgte den ersten der
beiden Martinis, die sie sich eingegossen hatte, dann blickte sie mich
herausfordernd an.
»So geht es nun mal, Liebster«,
sagte sie mit unbewegter Stimme. »Das Leben, wie es nicht in den vornehmen
Zeitschriften steht. Der Gewerkschaftsboß , seine
Geliebte und seine heißblütige Tochter; ihre Probleme lösen sie stets durch
Erpressung, sofern ihnen im richtigen Augenblick nicht etwas noch Wirksameres
einfällt. Man füge noch ein paar professionelle Gangster hinzu, und das Bild
ist vollständig.« Dann schüttelte sie langsam den Kopf. »Noch nicht ganz. Fehlt
noch ein recht netter, aber viel zu reicher Playboy, der eine Kugel in den Kopf
bekommt.«
»Bella«, sagte ich, »ich muß
jetzt...«
»Ich weiß«, unterbrach sie
mich, »du mußt jetzt gehen.« Sie griff nach dem zweiten Glas und starrte es
eine Weile an, bevor sie es in einem Zug leerte. »Das tun sie danach immer«,
flüsterte sie. »Immer.«
Die etwas ramponierte grüne
Limousine, die auf der anderen Straßenseite etwa zehn Meter von der Einfahrt zu
Woods’ Haus parkte, machte einen düsteren und verlassenen Eindruck. Ich ließ
den Healey stehen, wo er stand, und ging hinüber.
»Sind Sie noch wach?« fragte
ich durch das offene Fenster hinein.
»Lieutnant?« ertönte Polniks
anklagende Stimme. »Soll das heißen, daß Sie kein Vertrauen zu mir haben?«
»Dieser Gedanke liegt mir
fern«, versicherte ich ihm. »Wie lange stehen Sie schon hier?«
»Seit acht, wie Sie gesagt
haben.«
»Was ist inzwischen passiert?«
»Zuerst verläßt eine tolle
Blondine mit braunem Pulli und weißem Rock das Haus und geht die Straße
hinunter«, sagte Polnik verträumt. »Sie sah aus, als käme sie direkt aus einem
meiner Träume.«
»Fangen Sie mir nicht mit Freud
an«, sagte ich hastig. »Ich habe genügend eigene Sorgen.«
»Vielleicht zehn Minuten später
zischt ein grauer Buick heraus mit Woods am Steuer und einem weißhaarigen
Burschen neben ihm.«
»Und dann?«
»Vielleicht fünf Minuten später
folgt ihm ein weiterer Wagen. So ein Sportwagen wie Ihrer, Lieutnant, aber viel
toller.«
»Vielen Dank«, sagte ich.
Polniks Gesicht verzerrte sich
beim Nachdenken, daß einem angst und bange werden konnte. »Ich glaube, es war
einer von diesen italienischen Wagen — wissen Sie, ein Alfa Romeo?«
»Toller Kerl, der Alfa«, sagte
ich geduldig.
»Drin sitzen eine hübsche
Brünette und einer, den ich für Johnny Barry halte, nach Ihrer Beschreibung zu
urteilen.« Polnik dachte einen Augenblick nach. »Dem Kerl würde ich’s gern mal
besorgen, aber gleich mit dem Dampfhammer«, sagte er dann.
»Warum?«
»Den brauchen Sie bloß
anzusehen, um Bescheid zu wissen«, brummte er. »Geht es Ihnen nicht ebenso?«
»Ja«, stimmte ich zu, »nur daß
ich lieber gleich eine Dampfwalze nehmen
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