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Al Wheeler und der falsche Mann

Al Wheeler und der falsche Mann

Titel: Al Wheeler und der falsche Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Entweder war seine Garderobe sehr
beschränkt, oder dieser Aufzug gehörte zu seinem Image. Der Blick seiner
schiefergrauen Augen war zurückhaltend und wachsam. Ich überlegte, wie sie die
beiden Welten, in denen er lebte, sahen, und ob beide real für ihn waren.
    »Hübsch haben Sie es hier«,
sagte ich.
    »Es ist eine Müllhalde. Die
einzigen Bilder, die es sich lohnt anzuschauen, sind die beiden Porträts dort
drüben. Sind natürlich von mir gemalt.«
    »Natürlich«, stimmte ich ihm
zu.
    »Aber Sie sind nicht als
Kunstliebhaber gekommen, Lieutenant«, bemerkte er ungezwungen. »Kommen Sie mit
nach hinten! Ich werde Ihnen eine Tasse Kaffee oder was Sie sonst wollen
anbieten.«
    Ich folgte ihm in ein Zimmer,
das mehr einem Lagerraum als einem Büro glich. An den Wänden ringsherum lehnten
Stapel von Gemälden, und außer einem schäbigen Schreibtisch gab es noch zwei
Stühle.
    Lewis schaltete die
Kaffeemaschine an und setzte sich dann hinter den Schreibtisch.
    Ich ließ mich vorsichtig auf
den anderen Stuhl sinken.
    »Ich möchte mich über Madeline Carmody unterhalten«, begann ich. »Sie scheint mir so etwas
wie ein Brennpunkt zu sein.«
    »Was für ein Brennpunkt?«
    »Alle ihre Freunde sind
Homosexuelle. Es ist gleichsam, als würde sie einen Salon für sie führen. Ich
komme nicht dahinter, was sie an ihnen findet oder — was vielleicht noch
entscheidender ist — was sie an ihr finden.«
    »Sind Sie wieder bei diesem
albernen und nichtssagenden Psychologie-Zauber angelangt, Lieutenant?«
    »Ich hoffe nicht. Ich bin
einfach neugierig.«
    »Sie ist meine Nachbarin. Sie
hat Homos gern. Das kommt nicht selten vor bei
Frauen. Andererseits — wie viele Frauen kenne ich schon?«
    »Sie mag Homos so gern, daß sie sich dazu überreden ließ, mit einer sich sträubenden Mandy
Stevens einen lesbischen Akt vorzuführen«, sagte ich. »Sie haben der Show ein
Ende bereitet, bevor sie ganz außer Kontrolle geriet.«
    »So?«
    »Vielleicht würde sie also
durchaus irgend etwas machen, um sich die Freundschaft
ihrer schwulen Freunde zu sichern — oder eines speziellen homosexuellen
Freundes.«
    »Sie glauben, sie hat Nigel
getötet, nur weil jemand sie um diesen Gefallen gebeten hat?«
    »Vielleicht hat sie auch nur
ihren Mund gehalten und nicht ausgeplaudert, was sie weiß. Es wäre möglich, daß
sie an jenem Abend den Killer überrascht hat. Nachdem er gegangen war, hat sie
noch eine Weile herumgetrödelt, bevor sie im Büro des Sheriffs angerufen hat.«
    »Na schön. Und wer hat Nigel
umgebracht?« fragte er.
    »Es könnte eine
Zufallsbekanntschaft gewesen sein, und der Bursche ist jetzt vielleicht schon
längst über alle Berge und läßt sich in Texas die Sonne auf den Bauch scheinen.
Es könnte aber auch Gerry Donnel gewesen sein.
Vielleicht hat er gelogen, als er behauptete, Barret hätte nicht aufgemacht, als er gegen zehn Uhr dreißig an der Tür läutete. Aber
es könnten auch Sie gewesen sein. Sie haben zugegeben, für die Mordzeit kein
Alibi zu haben. Madeline könnte Ihnen einen Gefallen erweisen, indem sie
schweigt. Oder vielleicht hat Madeline ihn selbst umgebracht. Anschließend ist
sie dann in Barretts Apartment geblieben und hat den Mord gemeldet.«
    Er hob gleichmütig die
Schultern. »Ganz offensichtlich haben Sie da ein Problem am Hals, Lieutenant.«
    »Was glauben Sie ?«
    »Falls er von einem Homo
getötet wurde, dann muß er irgendeine geheime Liaison eingegangen sein«, meinte
Lewis. »Strichjungen gehen keine Verbindungen ein, die von Leidenschaft und
Eifersucht geprägt werden.«
    »Lou Stevens?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Er stand auf und goß den Kaffee
ein. Ich trank meinen schwarz und ohne Zucker. Er nahm viel Milch und viel
Zucker.
    »Ein Verbrechen aus
Leidenschaft«, sagte ich. »Vielleicht hat aber einer nur absichtlich dafür
gesorgt, daß es so aussieht.«
    »Sie glauben also, daß es ein anderes
Motiv gibt?«
    »Ich glaube, daß es möglich
wäre.«
    »Und welches, zum Beispiel?«
    »Ich weiß es nicht.« Ich hob
die Schultern. »Wie hat Barrett seinen Lebensunterhalt verdient?«
    »Er war Modell.«
    »Er konnte unmöglich davon gelebt
haben, daß er für Duggans Laden Modell stand.«
    Die schiefergrauen Augen
blickten mich kalt und gleichgültig an. »Dann hatte er vielleicht irgendeine
private Einnahmequelle.«
    »Ja, vielleicht war er nebenbei
Astronaut«, sagte ich. »Vielleicht hat er an den Wochenenden Lebensmittel zum
Mond transportiert.«
    »Sie haben viel Sinn für

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