Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Al Wheeler und der falsche Mann

Al Wheeler und der falsche Mann

Titel: Al Wheeler und der falsche Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
verdient?«
    Die langen, gebogenen Wimpern
zuckten über den weit aufgerissenen Augen in die Höhe.
    »He!« sagte er sanft. »Sie
glauben doch nicht im Ernst, daß ich ihn für die Bumserei bezahlt habe? Sie
müssen ja komplett übergeschnappt sein! Ich brauche nur mit den Fingern zu
schnippen, und schon bekomme ich jeden Homo auf dieser gottverdammten Welt, den
ich nur will.«
    »Das glaube ich Ihnen.
Vermutlich gibt es eine ganze Reihe von Schwulen, die scharf auf Sie sind, aber
wenn sie Sie nicht reizen, haben sie eben kein Glück.«
    »Ja, ich bin ein bißchen
wählerisch«, gab er zu.
    »Nun, Sie können es sich
leisten«, sagte ich. »Nigel konnte es nicht.«
    Er fuhr sich bedächtig mit
einer Hand durch das gelockte blonde Haar. »Versuchen Sie mir zu erzählen, daß
Nigel sich prostituiert hat?«
    »Nein«, sagte ich. »Ich frage Sie.«.
    »Nun, es spielt jetzt keine
Rolle mehr für ihn«, erklärte er bedächtig. »Ja, es stimmt, Nigel war ein
Strichjunge. Es gefiel ihm zwar nicht besonders gut, aber er wußte nicht, wie
er sich sonst seinen Lebensunterhalt verdienen sollte.«
    »Er wird doch bestimmt ein paar
regelmäßige Kunden gehabt haben?«
    »Das weiß ich nicht. Nigel
sprach nicht gern darüber.«
    »Spielte Weihrauch eine große
Rolle bei ihm?«
    »Nicht daß ich wüßte.«
    »Vielleicht bei einem seiner
Kunden?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Wo hat er sich seine Kunden
gesucht? Im Klub?«
    Lou Stevens schüttelte den Kopf.
»Niemand zahlt für etwas, was er so bekommen kann, Lieutenant. Im übrigen hätten das weder Fowler noch Donnel geduldet.«
    »Also in den Bars? Oder auf den
Straßen? Wo hat er seine Kunden gefunden?«
    »Ich weiß es nicht«, brummte er
gereizt. »Wie ich bereits gesagt habe — er mochte nicht darüber reden, und ich
respektierte seine Intimsphäre.«
    »Sie haben niemals einen seiner
Kunden kennengelernt?«
    »Nein.«
    »Sind Sie ganz sicher?«
    »Natürlich bin ich sicher«,
erwiderte er kurz angebunden.
    »Fällt Ihnen überhaupt irgend etwas ein, das helfen könnte, seinen Mörder zu
finden? Irgend etwas , das Nigel vielleicht gesagt
hat?«
    Er dachte einen Moment lang
nach.
    »Da war eine Sache«, sagte er
schließlich. »Es ist ein paar Wochen her. Ich schaute früh am Abend bei ihm in
der Wohnung vorbei. Er sah krank aus. Doch als ich ihn fragte, ob er krank
wäre, behauptete er, es ginge ihm gut. Er hatte gerade eine Nachmittagssitzung
hinter sich, mit einem seiner Kunden, der ein Sadist war. Ich sagte ihm, er
wäre verrückt, wenn er so etwas mitmachen würde, ohne daß es ihm Spaß macht.
Und er antwortete mir, es würde ihm keinen Spaß machen, aber der Bursche wäre
sehr spendabel und das würde ihm gefallen.«
    »Das ist alles?«
    »Vielleicht ist es nicht
wichtig, aber an mehr kann ich mich im Augenblick nicht erinnern.«
    »Falls Sie sich noch an etwas
anderes erinnern sollten, rufen Sie mich an!«
    »Worum geht es eigentlich,
Lieutenant?« Er grinste mich wieder an. »Sie haben wohl gehofft, noch einen
Campari-Soda zu bekommen, und auf ein Techtelmechtel mit der fetten alten Hure
spekuliert.«
    »Ich muß in die Stadt zurück«,
sagte ich. »Übrigens — Ihre Mutter weiß, daß Sie schwul sind.«
    »Sie weiß — was?«
    »Sie ist nicht so dumm, wie sie
tut. Aber es macht ihr nichts aus. Ich meine, daß Sie schwul sind. Denn sie
selbst ist eine Nymphomanin, und Ihre Schwester scheint denselben Weg
einzuschlagen. Kurzum — eine ganz gesunde normale amerikanische Familie, wenn
man es sich richtig überlegt.«
    Ich ließ ihn einfach stehen.
Sein Gesicht war weiß geworden, und er riß den Mund auf und schloß ihn langsam
wieder.

8
     
    An der Tür zu >Hales Photography < hing ein Schild, wonach der Schuppen
geschlossen war. Ich hämmerte mit der Faust an die Tür, bis ich Geräusche von
drinnen hörte.
    Ein paar Sekunden später
öffnete sich die Tür, und Clem Duggan stand vor mir.
Der Protest erstickte in seiner Kehle. Die dunkelblauen Stoppeln auf seinem
Kinn hatten sich inzwischen noch vermehrt, seit ich ihn zum letztenmal gesehen hatte, und die gebrochene Nase sah noch widerwärtiger aus, falls das
möglich war.
    »Sie sind das, Lieutenant!«
sagte er.
    »Ja, ich bin kein Agent, der
auf Talentsuche ist nach jemandem, der für Homo-Pornofotos Modell steht«,
knurrte ich.
    Er wich zurück, als ich in den
Laden trat, und schloß dann die Tür hinter mir.
    »Haben Sie meine Akten
gefunden, Lieutenant?« fragte er mich hoffnungsvoll, während er durch

Weitere Kostenlose Bücher