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Al Wheeler und der falsche Mann

Al Wheeler und der falsche Mann

Titel: Al Wheeler und der falsche Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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nicht...«
    »Dann öffnen Sie endlich die
Tür!«
    Er bewegte sich so fix, daß ich
die 38er in einer nervösen Reflexbewegung bereits halb aus der Gürtelhalfter
herausgezogen hatte. Aber da wurde die Tür weit geöffnet, und der Türsteher
bedeutete mir mit einem nervösen, starren Lächeln, in den Klub hineinzugehen.
    Ich ließ den Revolver in Ruhe
und ging hinein, durchquerte den leeren Klubraum, spazierte den langen,
schummrigen Gang entlang und blieb vor der Tür stehen, die als >Büro<
gekennzeichnet war. Da ich keine Veranlassung sah anzuklopfen, öffnete ich die
Tür und trat ein.
    Die beiden saßen hinter ihren
polierten Schreibtischen mit Lederauflage und schienen leicht überrascht, mich
zu sehen.
    Fowler, der alternde Faun,
begrüßte mich mit einem schwachen Lächeln, doch seine schwarzen Augen blickten
wachsam und mißtrauisch drein.
    Der fette, blonde Donnel sah nervös aus, aber wahrscheinlich macht er immer
einen nervösen Eindruck, dachte ich bei mir.
    »Nun, das ist aber eine
Überraschung, Lieutenant!« sagte Fowler sanft. »Erzählen Sie mir nur nicht, Sie
hätten es nach Ihrem ersten Klubbesuch nicht mehr zu Hause ausgehalten.«
    »Der Fotoladen nebenan hat
seine Pforten geschlossen. Ich dachte, das interessiert Sie vielleicht.«
    »Weshalb sollte uns das,
verflixt noch mal, kümmern?« fragte Donnel rasch.
    » Duggan hat schweinische Fotos verkauft. Ich habe Ihnen ja davon erzählt, als ich das
letzte Mal hier war. Unter anderem hatte er da eine interessante Serie von
Nigel Barrett und Lou Stevens.«
    »Und so haben Sie beschlossen,
ihn aus dem Geschäft zu ziehen, Lieutenant«, resümierte Fowler mit seiner
tiefen Baritonstimme. »Gratuliere!«
    »Aber das war nicht alles«,
fuhr ich fort. » Duggan hat nicht nur Fotos verkauft,
sondern auch Menschen.«
    »Menschen?« echote Fowler.
    » Duggan hat Ihnen ein ganzes Sortiment von Fotos gezeigt, aus denen Sie dann Ihre
Auswahl getroffen haben, stimmt’s? Vielleicht haben Sie Nigel Barrett
bevorzugt, ein dunkler Typ, gut aussehend und überhaupt. Duggan vereinbarte Ort und Zeitpunkt, und Sie haben ihm das Geld gegeben.
Fünfundzwanzig Prozent behielt er für sich, den Rest bekam Barrett. Ein
hübsches kleines Geschäft hatte Duggan da aufgezogen
— sauber und schön straff organisiert. Alle waren glücklich. Duggan war es jedenfalls ganz sicher mit seinen
fünfundzwanzig Prozent, und der Prostituierte war glücklich mit seinen
fünfundsiebzig Prozent, und der Kunde war vermutlich glücklich, weil er bekam,
was er sich wünschte.«
    »Sie wollen mir doch nicht
erzählen, daß Nigel ein Strichjunge gewesen ist?« krächzte Donnel rauh .
    Ich schnupperte dann noch
einmal, diesmal auffallender.
    »Komisch!« sagte ich
verwundert. »Riechen Sie das auch?«
    »Was?« fragte Fowler.
    »Den Weihrauch. Ich hätte
schwören können...«
    »Ich rieche überhaupt nichts«,
behauptete Fowler. »Wie steht’s mit dir, Gerry? Du bist doch Experte für
Weihrauch.«
    »Ich rieche gar nichts«, sagte Donnel . »Was, zum Teufel, soll das überhaupt?«
    »Gerry ist Experte dafür?«
fragte ich zurück und sah Fowler direkt ins Gesicht. »Wollen Sie damit sagen,
daß Weihrauch in seinem Sexualleben eine große Rolle spielt?«
    »Warum fragen Sie ihn nicht
selbst«, brummte Fowler.
    »Das scheint mir eine gute Idee«,
sagte ich und sah jetzt Donnel an. »Was sagen Sie
dazu, Gerry?«
    Er schwitzte. Die meisten
Fetten schwitzen sehr leicht, aber nicht so Donnel .
Seine ganze Aufmachung war zu makellos — die perfekt manikürten Fingernägel,
die perfekte Eleganz seiner Garderobe, sein sorgfältig gebürstetes und
gepflegtes langes, blondes Haar.
    »Stimmt«, sagte er schließlich.
»Ich mag den Geruch von Weihrauch. Er wirkt irgendwie entspannend auf mich.«
    »Und ist zudem romantisch«,
bemerkte Fowler und kicherte.
    »Sei still!« forderte ihn Donnel auf. »Ja, ich mag Weihrauch, Lieutenant. Ist das
vielleicht ein Verbrechen?«
    »Nicht daß ich wüßte«,
erwiderte ich sanft. »Sie tun auch anderen Menschen gern weh, Gerry, nicht
wahr?«
    Sein Gesicht überzog sich mit
rosa Flecken. »Was, zum Teufel, soll das heißen?«
    »Ein Anhänger des Marquis de
Sade vielleicht?« fuhr ich ungerührt fort. »Es bringt Sie wohl in Ekstase, wenn
sie vor Schmerz gellend aufschreien und Weihrauchduft sie umweht, wie?«
    »Ich muß mir das nicht länger
anhören«, sagte Donnel mit belegter Stimme.
    » Nimm’s dir nicht so zu Herzen, Gerry!« sagte Fowler. »Der Lieutenant

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