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Al Wheeler und der Tanz in den Tod

Al Wheeler und der Tanz in den Tod

Titel: Al Wheeler und der Tanz in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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war
sie auf dem Feld, oder hielt sie sich in der nächsten Stadt auf ?«
    »Daran erinnere ich mich nicht .« Er runzelte seine zerklüftete Stirn. »Der Mann im Büro
des Coroners las mir am Telefon — es war ein Ferngespräch — den Bericht vor.
Vielleicht sind mir ein paar Details entgangen. Ist es wichtig ?«
    »Ich glaube nicht«, sagte ich.
»Ist Sergeant Polnik schon zurück ?«
    »Wegen dieser
Handschriftenmuster, nach denen Sie ihn geschickt haben?« Ich nickte. »Er hat
sie vor etwa einer Stunde im Labor beim Handschriftenexperten abgegeben, damit
sie geprüft werden .«
    »Ich habe noch zwei weitere«,
sagte ich und legte die Zettel mit Solons und Amandas Handschriften auf seinen
Schreibtisch. »Glauben Sie, Polnik könnte sie heute abend noch zu dem Experten hinüberbringen ?«
    »Ich denke schon«, sagte er
mürrisch.
    Ich war bereits an der Tür
seines Büros angelangt, als mich sein wildes Gebrüll am Fleck erstarren ließ.
    »Sir?« Ich blickte höflich
zurück.
    »Warum, zum Kuckuck, können Sie
diese verdammten Dinger nicht selbst hinbringen ?«
    »Weil ich keine Zeit habe, Sheriff«,
erklärte ich ihm mit aufrichtiger Stimme. »Wir pflichteifrigen
Polizeibeamten...«
    »Pflichteifrig ?« schnaubte er äußerst verächtlich. »Was haben Sie denn so
verdammt Wichtiges zu erledigen, daß es keine zehn Minuten warten kann ?«
    »Nun — «, ich hüstelte leicht,
»zuerst einmal meine Pistole putzen .«
    »Ihre Pi-« Er starrte mich
einen Augenblick lang verdutzt an. »Wozu, um alles auf der Welt?«
    »Weil sie schmutzig ist«, sagte
ich und schloß beim Anblick seines karmesinrot angelaufenen Gesichts schnell
die Tür.
    Etwa fünf Minuten später hörte
ich sein Telefon klingeln, und zwei Minuten später kam er ins Vorzimmer
gestampft. Ich gab vor, nicht einmal den dröhnenden Elefantenschritt gehört zu
haben und fuhr fort, meine Pistole zu reinigen. Schließlich räusperte er sich
lautstark, und so blickte ich auf und sah, daß er mürrisch auf die über den
Schreibtisch verstreuten Bestandteile meiner Achtunddreißiger starrte.
    »Sie haben doch nicht etwa vor,
dieses Ding zu benutzen, oder ?« grunzte er
schließlich.
    »Ich habe sie nur aus Versehen gestern nacht im hohen Gras fallen
lassen, Sheriff«, erklärte ich, »und ich...«
    »Bitte!« Er schauderte.
»Erlassen Sie mir die schmutzigen Einzelheiten! Bis jetzt habe ich immer
geglaubt, Sie seien ausreichend Gentleman, um Ihre amourösen Affären wenigstens
in verhältnismäßig zivilisierter Umgebung abzuwickeln !«
    »Es war eine verrückte,
leidenschaftliche Nacht«, sagte ich verträumt. »Ich werde nie vergessen, als
ich sie das erste Mal sah — im Scheinwerferlicht-, eine nackte Göttin, durch
den Wald hüpfend...«
    »Rennend«, korrigierte mich Lavers automatisch.
    »Bei einer Göttin, die so
gebaut ist, wie sie gebaut war«, sagte ich und seufzte sehnsuchtsvoll, »geht
eines ohne das andere einfach nicht .«
    Der Sheriff räusperte sich
erneut, und diesmal sogar noch lauter. »Der Telefonanruf eben«, bellte er
entschlossen, »kam von Harding .«
    »Dem Handschriftenexperten«,
sagte ich barsch. »Ich weiß, wer er ist, wir haben zeitweise im selben Gebäude
gearbeitet, erinnern Sie sich ?«
    »Gut. Er sagt...«
    »Daß keine der Handschriften,
die Polnik ihm gegeben hat, mit der übereinstimmt,
die sich auf dem angeblich von Amanda Wardring verfaßten Zettel befand ?« sagte
ich selbstzufrieden.
    Lavers schluckte hörbar. »Woher
wissen Sie das ?«
    »Das ist eben mein geschulter
Verstand .« Ich lächelte tolerant. »Wollen Sie noch was
wissen ?«
    »Nein«, knurrte er. »Aber es
bleibt mir wohl nichts anderes übrig .«
    »Die anderen beiden
Handschriften, die ich Ihnen eben gegeben habe, werden ebensowenig ein Ergebnis liefern«, sagte ich leichthin. »Das ist der Grund, warum ich
wollte, daß Polnik sie hinüberbringt. Ich hasse es
einfach, sinnlos die Zeit zu vertrödeln und darauf warten zu müssen, daß mein
deduktiver Genius immer erst von den äußeren Beweisen bestätigt wird .«

8
     
    Die Sonne sandte ihre schrägen
Strahlen durch die großen Bäume und warf gespenstisch verlängerte Schatten über
die ungeteerte Straße, und ich schätzte, daß mir noch
etwa neunzig Minuten Tageslicht blieben. Wenn meine Schätzung stimmte, hätte es
eigentlich reichen müssen, und wenn meine Vermutungen nicht zutrafen, spielte
das Ausmaß des verbleibenden Tageslichts ohnehin keine Rolle. Ich konnte den
deduktiven Genius abstreichen

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