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Al Wheeler und die Callgirls

Al Wheeler und die Callgirls

Titel: Al Wheeler und die Callgirls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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kann ich fertig werden. Kommen Sie und setzten Sie sich, Al, ich habe
keine Angst mehr vor Ihnen.«
    »Ich weiß nicht recht, ob mir
das eigentlich gefällt.« Ich ließ mich neben ihr auf der Couch nieder, nicht
allzunahe, aber doch nahe genug, um aktionsfähig zu sein, wenn sich dazu
irgendein Anlaß ergeben sollte.
    »Na, dann prost auf Ihren
Großvater.« Sie trank einen Schluck Scotch. »Wissen Sie was? Ich bin vorher nie
auf die Idee gekommen, daß auch Polizeibeamte ein Privatleben haben könnten.
Nie!« Sie tippte nachdenklich mit einem Zeigefinger auf das Polster. »Wenn
diese Kissen sprechen könnten!«
    »Das würden sie nie wagen«,
erklärte ich. »Sie wüßten, daß sie umgehend chemisch gereinigt würden.«
    Sie blickte mich an, und ihre
großen blauen Augen weiteten sich. »Wie ist das eigentlich — ich meine, wenn
man sich mit einem Mordfall befassen muß?«
    »Enttäuschend.«
    »Das ist keine Antwort in
Anbetracht dessen, daß ich im Augenblick in einen verwickelt bin.« Sie
blinzelte ein wenig. »Ich habe vorher gar nicht daran gedacht, aber ich muß ja
wohl im Verdacht stehen.«
    »Klar!« Ich nickte ermutigend.
    »Warum, glauben Sie, sollte ich
Mr. Kutter umgebracht haben?«
    »Sie entdeckten, daß Sie mit
seiner Hilfe in anderen Umständen waren, und als Sie es ihm sagten, lachte er
einfach.«
    »Da müssen Sie sich was
Besseres ausdenken.« Ihre Unterlippe wölbte sich leicht nach außen. »Mr. Kutter
war nicht gerade ein Romeo.«
    »Aber er war reich. Das mußte
ihn in den Augen einer ganzen Reihe von Mädchen zu einem Romeo machen.«
    »Ich finde nicht, daß Sie im
Ausdenken von Motiven besonders gut sind«, sagte sie in entschiedenem Ton.
»Weshalb stehe ich überhaupt im Verdacht? Weil ich im Haus war, als es
passierte?«
    »Ja«, bestätigte ich, »und noch
wegen ein paar anderer Dinge.«
    »Was zum Beispiel?«
    »Sie müssen sich hier an die
Spielregeln halten«, sagte ich. »Jetzt werde ich nämlich indiskret.«
    »Lassen Sie Ihre Hände ja, wo
sie sind!«
    »Ich meine nicht aggressiv in
diesem Sinn«, brummte ich. »Die dritte goldene Regel, die wir bei unserer
Ausbildung lernen, lautet: Wenn du einen Verdächtigen vernimmst, sei
indiskret.«
    »Na gut, na gut«, fauchte sie.
»Machen Sie schon zu, und seien Sie indiskret.«
    »Kutter pflegte seine
Angestellten ebenso schnell hinauszuwerfen, wie seine Frau sie engagierte. Er
wollte auch Ihnen kündigen, aber seine Frau ließ das nicht zu. Warum?«
    »Ja.« Sie nickte. »Das ist
allerdings indiskret. Die Antwort ist, daß Mrs. Kutter mich immer mehr als
Freundin denn als Hausmädchen betrachtete.«
    »Seit wann sind Sie bei ihr?«
    »Seit etwa sechs Monaten.«
    »Es war Freundschaft auf den
ersten Blick, ja?«
    »Sie brauchen deshalb nicht so
widerlich zu sein.«
    »Goldene Regel Nummer vier der
Ausbildung: Wenn du indiskrete Fragen stellst, sei widerlich. Warum waren Sie
Hausangestellte? Sie gleichen keinem anderen Hausmädchen, das ich je gesehen
habe, und Sie reden auch ganz bestimmt nicht so.«
    »Ich habe in New York bei einer
Werbeagentur gearbeitet, das Wundermädchen mit einem Studium der Philosophie,
das das Gesicht der Welt mit brillanten Entwürfen verändern wollte.« Ihr Mund
verzog sich in etwas krampfhafter Selbstironie. »Der Ärger war nur, niemand
wußte, daß es ein Wundermädchen war, das für ihn arbeitete, und so arbeitete
ich immer härter und härter, um sie zu überzeugen. Und schließlich arbeitete
ich mich in einen Nervenzusammenbruch hinein. Der Psychiater sagte nach einer
Weile, jetzt sei wieder alles in Ordnung, aber wenn ich nicht ein Jahr lang
kurzträte, stünde ich wieder da, wo ich zuvor angelangt war. Gehen Sie weg aus
New York, sagte er, gehen Sie irgendwohin in die Sonne und entspannen Sie sich.
Und so kam ich nach Kalifornien, und die Sonne war dort ausgezeichnet. Die
Frage war nur, wie ich mit den hundert Dollar, die ich auf der Bank liegen
hatte, für ein Jahr kurztreten sollte. Ich brauchte dringend einen Job, und ich
konnte mir nicht leisten, eine Arbeit anzunehmen, bei der ich wieder denken
mußte. Dann sah ich die Anzeige in der Zeitung, in der eine Hausangestellte
gesucht wurde und — wie es in den Annoncen für Expander heißt — das veränderte
mein ganzes Leben. Ein Mädchen lebt umsonst in irgend jemands hübschem, großem
Haus und ißt umsonst dessen reichliches und gutes Essen. Und zudem wird sie
dafür bezahlt.«
    »Okay«, sagte ich und hob zum
Zeichen der Aufgabe meine Hände.

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