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Al Wheeler und die Callgirls

Al Wheeler und die Callgirls

Titel: Al Wheeler und die Callgirls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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»Das erklärt also einleuchtend, warum Sie
weder wie ein Hausmädchen aussehen noch sprechen. Ist das der Grund, weshalb
Mrs. Kutter Sie mochte und Mr. Kutter nicht?«
    »Ich entsprach vermutlich nicht
seinen Vorstellungen von einem Hausmädchen.« Sie runzelte ein wenig die Stirn.
»Und er hielt es nicht für richtig, daß sich seine Frau mit einem Hausmädchen
anfreundete.«
    »Sie haben mir bereits erzählt,
daß Sie keinen regulären Freund haben, dem Sie mitten in der Nacht die Haustür
öffnen könnten«, sagte ich. »Jetzt glaube ich Ihnen.«
    »Vielen Dank.« Sie wollte eben
wütend werden, als die unersättliche weibliche Triebkraft — Neugierde ist dafür
ein zu unzulänglicher Ausdruck — die Oberhand gewann. »Wieso glauben Sie mir
jetzt?«
    »Wegen dem, was sich heute
abend ereignet hat. Wenn ein Freund existierte, so wäre er entweder die Nacht
über gekommen, um Ihnen Gesellschaft zu leisten, oder er hätte mit seiner
frisierten Nuckelpinne draußen auf Sie gewartet, um mit Ihnen einen nächtlichen
Stadtbummel zu machen. Aber wenn nicht zufällig ich vorbeigekommen wäre, so
hätten Sie ein Taxi kommen lassen. Also — kein Freund.«
    »Ihre deduktiven Fähigkeiten
entwickeln sich«, gab sie zu. »Ich glaube, sie bedürfen nur noch ein bißchen
Schmieröl, Marke Scotch zum Beispiel.«
    »Weitere Deduktion«, sagte ich
selbstzufrieden. »Wer war die letzte Person, die gestern nacht ins Haus kam —
abgesehen vielleicht vom Mörder? Nicholas Kutter, nicht wahr? Ergo — er ließ
die Haustür offen. Nächste Frage: War er zerstreut oder tat er es absichtlich?«
    »Warum sollte er absichtlich
die Haustür offenlassen?«
    »Weil er einen Besucher
erwartete und nicht wollte, daß er — oder sie — mitten in der Nacht klingelte.«
    »Oh, natürlich!« Sie nickte mit
allzu starker Vehemenz. »Wie kann ich nur so blöde sein.«
    »So blöde sind Sie gar nicht«,
murmelte ich. »Angenommen, er war überzeugt, Sie schmuggelten in den Nächten,
in denen er nicht zu Hause war, einen Freund ein? Also kam er gestern nacht
unerwartet heim, um zu sehen, ob er den Freund erwischen könne. Aus
naheliegenden Gründen konnten Sie Ihren Freund nicht klingeln lassen und mußten
deshalb heimlich hinabschleichen und die Haustür für ihn offenlassen. Kutter
ließ nun seinerseits absichtlich die Haustür offen, setzte sich in seine
Bibliothek und wartete darauf, daß der Freund hereingeschlichen käme.«
    »Aber Sie sagten doch gerade,
Sie seien überzeugt, daß ich keinen Freund habe.«
    »Ganz recht.« Ich grinste sie
an. »Also schärfen Sie jetzt mal Ihre deduktiven Fähigkeiten und denken Sie
sich eine logische Alternative dafür aus, warum Kutter absichtlich die Haustür
offengelassen haben kann. Vergessen Sie dabei übungshalber nicht, daß er selber
keinen Besuch erwartete und auch nicht die Hoffnung hegte, Ihren
geheimnisvollen Freund zu erwischen.«
    »Ich...« Sie fuhr sich langsam
mit der Zunge über die Lippen. »Ich kann mir keinen Grund denken, warum er das
getan hat, Al.«
    »Wer war außer Ihnen und Kutter
gestern nacht zu Hause?«
    »Nun, Mrs. Kutter natürlich;
aber...«
    »Aber es ist undenkbar, daß sie
mitten in der Nacht männlichen Besuch empfing, wenn ihr Mann nicht zu Hause
war?«
    Sie wandte den Blick von mir
ab, und die Knöchel ihrer rechten Hand traten weiß hervor, als sie krampfhaft
ihr Glas umfaßte. »Ich glaube, dieser Gedanke ist mir niemals gekommen«, sagte
sie mit dünner Stimme.
    »Den Teufel ist er Ihnen nicht
gekommen!« knurrte ich. »Das war der Grund, weshalb Kutter Sie nicht mochte. Er
glaubte, daß Sie mit seiner Frau unter einer Decke steckten, wenn sie, während
er weg war, Ehebruch beging.«
    »Sie sind verrückt!« Ihre
Stimme besaß keinerlei Überzeugungskraft.
    »Mrs. Kutter konnte es fast
nicht erwarten, mir zu erzählen, daß sie sich wegen seiner ständigen Entlassung
von Hausangestellten mit ihm gestritten habe«, fuhr ich fort. »Sie konnte es
nicht erwarten, mir zu berichten, Sie hätten auf Ihrem Weg in Ihr Zimmer gehört,
wie sich die beiden deswegen stritten. Es klappte alles zu gut. Ihr beide wart
ein bißchen allzu eifrig, mir dieselbe Geschichte unter die Nase zu reiben. Was
würden Sie daraus schließen, Lieutenant Morris?«
    »Daß die Geschichte Schwindel
war«, flüsterte sie.
    »Er wurde gestern nacht nicht
zu Hause erwartet«, sagte ich. »Das war der erste Schock — als er plötzlich
eintraf. Der zweite Schock war, als er seiner Frau mitteilte, er

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