Al Wheeler und die Callgirls
wisse, daß sie
ihn: betrüge und er wolle den Burschen erwischen, der mit ihr ins Bett ging,
wenn er, Kutter, verreist war.«
»Müssen Sie so rüde sein?«
»Wir reden von Ehebruch«,
knurrte ich. »Wie würden Sie es denn bezeichnen — als freudvolle Verflechtung
reiner Liebe?« Sie antwortete nicht und ich kehrte zu meinem Thema zurück. »Also
werden Eheweib und Hausmädchen oben in ihre Zimmer verbannt, während Kutter
darauf wartet, den Ehebrecher zu erwischen, wenn er eintrifft. Vielleicht ist
Kutter so gut informiert, daß er weiß, daß seine Frau in dieser Nacht ihren
Liebhaber erwartet und daß die übliche Routine darin besteht, die Haustür
offenzulassen, damit er sich hereinschleichen kann. Niemand schläft in einer
solchen Situation. Vielleicht sitzt die Ehefrau mit dem Mädchen zusammen,
während sie darauf wartet, daß der Himmel über ihr zusammenstürzt. Die Zeit
zieht sich schleppend hin bis zwei Uhr dreißig morgens, und schließlich kann
die Ehefrau die innere Anspannung nicht mehr länger ertragen. Sie wagt nicht,
hinunterzugehen und nachzusehen, was geschehen ist, aber sie muß es wissen. Also
bittet sie das Mädchen, es herauszufinden. Das Mädchen kann irgendeine
Entschuldigung finden, wie zum Beispiel, daß sie nicht schlafen kann und sich
eine Tasse Kaffee machen möchte, während die Frau das nicht kann.« Ich machte
eine kurze Pause. »Mir gefällt diese Geschichte besser als die von dem Mädchen,
das nicht schlafen konnte und rein zufällig in die Bibliothek tritt und dort
die Leiche ihres Arbeitgebers findet. Was sagen Sie?«
Sie schob mir ihr leeres Glas
zu. »Ich brauche was zu trinken.«
»Brauchen wir das nicht alle?«
Ich trug die beiden leeren Gläser in die Küche und goß frisch ein. Als ich
zurückkehrte, saß Toni zusammengekauert am anderen Ende der Couch, die Füße
untergeschlagen und sich selber mit den Armen selbst fest umschlingend.
»Sie haben recht«, sagte sie
mit monotoner Stimme. »Ich werde diesen Augenblick nie vergessen, solange ich
lebe.« Sie schloß instinktiv die Augen. »Ich klopfte an die Bibliothekstür, und
er antwortete nicht. Nach einer Weile dachte ich, er müsse wohl eingeschlafen
sein; aber ich mußte mich davon überzeugen, und so stieß ich die Tür auf und«,
ihre Stimme schwankte, »sah ihn da auf dem Boden liegen und sein Kopf...«
»Scheußlich!« murmelte ich.
»Wer war der Bursche, der sich mit Miriam Kutter amüsiert hat?«
»Das weiß ich nicht.«
»Machen Sie mir das nicht
weis!«
»Es ist wahr.« Ihre Augen
öffneten sich weit. »Ich schwöre Ihnen, daß ich es nicht weiß. Verstehen Sie
denn nicht, Al? Es war schon schlimm genug, zu wissen, was vorging; aber das
letzte, was ich wissen wollte, war, wer der Mann ist.«
Sie hatte soeben bewiesen, daß
sie eine miserable Lügnerin war, und ich gab mir selber grollend zu, daß sie
sich unmöglich so schnell in eine so ausgezeichnete verwandeln konnte. Ihre
Hand griff nervös nach dem frisch eingeschenkten Glas, und dann senkte sich der
Whiskyspiegel rapide.
»Wie kamen Sie dahinter, was
sich da abspielte?« fragte ich.
»Ich wachte eines Nachts auf
und hatte das sichere Gefühl, daß sich jemand im Haus herumtrieb. Mr. Kutter
war weg, und nur wir beide waren da. Ich bekam es mit der Panik zu tun, stürzte
zu Mrs. Kutters Zimmer und klopfte an die Tür. Ich muß die beiden zu Tode
erschreckt haben! Jedenfalls rief die Stimme eines Mannes etwas, und ich
schrie: »Mrs. Kutter!« und dann antwortete sie und erklärte mir, alles sei in
Ordnung. Am nächsten Morgen hatten wir eine lange vertrauliche Unterhaltung
darüber, wie schlecht ihr Mann sie behandelte, daß sie keinerlei körperliche
Beziehungen mehr hätten und wie sie in diesem großen Haus im Valley
buchstäblich gefangensäße. Das Ganze gefiel mir nicht, Al, aber was sollte ich
machen? Mr. Kutter war ein kalter Fisch, und ich konnte nicht anders, als eine
Art heimlichen Mitgefühls für sie empfinden. Schließlich war sie fünfundzwanzig
Jahre jünger als er und er behandelte sie wie einen Dienstboten oder noch
schlimmer.«
»Sie hätten mir das gestern
nacht schon erzählen können«, sagte ich.
»Ich wußte gestern nacht nichts
was ich tun sollte«, flüsterte sie. »Erst der Schock, als ich seine Leiche
fand, und dann Mrs. Kutter, die mich anflehte, nichts von ihrem — ihrem
Liebhaber zu verraten. Ich war schrecklich verwirrt. Ich glaube, deshalb
versuchte ich, hart und spröde zu sein, als Sie mich vernommen haben.
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