Al Wheeler und die geborene Verliererin
Lachen, wie?«
»Wo haben Sie Danes Schwester
getroffen, Lieutenant?« fragte sie in sachlichem Ton.
»In Whitneys Haus«, erwiderte
ich. »Sie und Whitneys Tochter sind alte, Collegefreundinnen— « Ich
kreuzte einen Zeigefinger über den anderen. »So!«
»Wie faszinierend.« Mrs.
Siddells Stimme klang abweisend und eiskalt. »War es dir zu peinlich, mir
gegenüber so etwas zu erwähnen, Dane?«
Er zuckte leicht mit den
Schultern. »Um ehrlich zu sein, ich sehe von Diana nicht viel. Seit wir uns das
letztemal getroffen haben, muß ein Jahr vergangen sein. Ich versorge sie
ausreichend mit Geld, im übrigen geht sie ihre Wege und ich meine.«
»Du wußtest gar nicht, daß sie
im Augenblick bei den Whitneys wohnt?« fuhr ihn Mrs. Siddell an.
»Nein«, erwiderte er kurz.
»Aber du wußtest doch sicher,
daß deine Schwester und seine Tochter seit langem befreundet sind?«
»Ja.« Er nickte. »Diana war
immer problematisch, begreifst du? Ich bin der einzige, den sie noch als
Familie hat, und ich wollte sie nicht in meine Aktivitäten hineinziehen. Ich
wußte, daß Whitney eine Tochter in ihrem Alter hat, und so fragte ich ihn
einmal in einem Erziehungsproblem um Rat. Er meinte, ob ich sie nicht in
dasselbe College schicken wollte, in das auch seine Tochter ginge. Das tat ich.
Ende der Geschichte.«
»Ah so, ich verstehe.« Ihrem
Gesichtsausdruck nach stimmte das.
»Sie haben ein großes Mundwerk,
Lieutenant«, sagte Connelly ruhig. »Ein gewaltiges Mundwerk.«
»Das kommt von dieser ewigen
Fragenstellerei«, erklärte ich. »Wenn zum Beispiel Whitney, Bryant, Magnusun
und alle übrigen plötzlich von der Bildfläche verschwänden — wo blieben dann
Sie?«
»Wie?« Sein Mund öffnete sich
einige Zentimeter weit.
»Ich finde das eine sehr
interessante Frage«, warf Mrs. Siddell ein. »Ich bin natürlich nicht mehr
richtig mit diesen Leuten in Verbindung, aber ich habe immer angenommen, da die
anderen inzwischen respektabel geworden sind, brauchen sie nach wie vor
jemanden, der auf den Laden aufpaßt und dafür sorgt, daß die Rubel hereinrollen.
Tatsächlich habe ich immer vermutet, du seist das, Dane.«
»Ja.« Er fuhr sich bedächtig
mit dem Handrücken über den Mund. »So ist das wohl.«
»Nachdem wir das nun
klargestellt haben«, sagte sie mit honigsüßer Stimme, »wirst du vielleicht dem
Lieutenant die Frage beantworten.«
»Soll das heißen«, sagte er
langsam, »daß du glaubst, was der Lieutenant hier denkt, Elizabeth?«
»Bringe mich nicht in
Verwirrung, Dane«, sagte sie. »Also — wollen Sie uns bitte erzählen, was Sie denken, Lieutenant, damit Dane uns eine klare Antwort geben kann?«
»Niemand wollte damals, daß Sie
auspacken«, sagte ich zu Mrs. Siddell, »und das haben Sie auch nicht getan.
Alle waren Ihnen wirklich dankbar und haben Ihnen auch eine anständige Summe
für die Jahre im Gefängnis bezahlt. Dann war alles vorüber. Aber wenn nun
jemand zu dem Schluß kam, die Zeiten hätten sich geändert und es sei jetzt
zweckmäßig, daß Sie redeten, wie hätte man Sie dann dazu bringen können?
Es gab nur einen Punkt, an dem Sie verwundbar waren, das war Ihre Tochter. Und
erzählen Sie mir bloß nicht, man hätte sie kidnappen können, denn das wäre viel
zu schwierig und zu riskant gewesen. Also brachte man sie auf brutale Weise um
und schaffte ihre Leiche in Ihren eigenen Garten, denn wer immer es getan
hatte, kannte Sie. Er wußte, daß nur eine solch scheußliche Tat Sie würde
bewegen können, aus Rache Ihre persönliche Loyalität aufzugeben. Also muß im
Augenblick jemand unwahrscheinlich viel dadurch gewinnen können, daß er Sie zum
Reden zwingt. Und wer? So jemand wie Connelly hier zum Beispiel?«
»Vielen Dank, Lieutenant«,
sagte sie. »Hast du jetzt die Frage verstanden, Dane?«
»Ja.« Er wischte sich erneut
mit dem Handrücken über den Mund. »Wenn Whitney und die übrigen erledigt sind,
bin ich ebenfalls im Eimer. All diese Publicity! Wieder mal eine Hexenjagd zum
Ruhme des Distriktstaatsanwalts, und alle sind so verdammt verängstigt, daß
jeder schleunigst in Deckung geht. Kein Mensch würde mehr zugeben, daß er mich
kennt. Wenn das alles geschehen würde, wäre ich in Los Angeles erledigt.« Er
sah zum erstenmal wieder Mrs. Siddell direkt an. »Ich wollte eigentlich nichts
dergleichen sagen, Elizabeth, weil ich dich in keiner Weise beeinflussen
möchte. Ich schulde dir bereits zu viel. Aber wenn du wirklich redest, bleibt
mir keine andere Wahl als wegzurennen
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