Al Wheeler und die geborene Verliererin
erwartet«, teilte
er mir mit heiserer Stimme mit. »Und ich dachte, das wären Leute von Niveau.«
Die beiden sahen aus wie zwei
nüchterne und engagierte Generaldirektoren. Magnusun war mager und groß und
hatte dichtes graues Haar. Bryant war klein und dick, sein kahler Schädel war
sonnengebräunt. Beide erklärten mir, sie freuten sich, mich zu sehen, und
forderten mich in dem elegant ausgestatteten Salon des Penthouses zum Sitzen
auf. Danach erkundigten sie sich, was es denn sein dürfte, ein Kaffee, ein
Drink oder was sonst. Ich erwiderte nein, danke, und dann setzten wir uns alle
und blickten einander eine ganze Weile an.
»Ich nehme an, Sie wissen,
weshalb wir hier sind, Lieutenant«, sagte Magnusun schließlich,
»Mrs. Siddell hat es mir
erzählt«, antwortete ich.
Er zuckte leicht zusammen. »Es
ist eine schwierige Situation für uns.«
»Sie hat uns keine Wahl
gelassen«, sagte Bryant. »Es ist eine schreckliche Sache, daß ihre Tochter
ermordet wurde, aber mit uns hat das nichts zu tun.«
»Wenigstens so lange nicht, bis
Mrs. Siddell Ihnen das Gegenteil gesagt hat?«
Er ließ sich Zeit, eine große, dicke
Zigarre anzuzünden, dann wedelte er sachte mit dem Zündholz hin und her, bis
die Flamme schließlich erlosch. »Wie kommen Sie in Ihren Ermittlungen weiter,
Lieutenant?«
»Langsam«, antwortete ich.
»Wir haben nicht viel Zeit.«
Magnusun lächelte vage. »Das hat Ihnen Mrs. Siddell sicher auch gesagt?«
»Sie hat Ihnen achtundvierzig
Stunden Zeit gegeben, ab gestern um Mitternacht gerechnet«, sagte ich. »Wenn
Sie bis dahin nicht herausgefunden haben, wer ihre Tochter ermordet hat, wird
sie auspacken.«
»Wir würden ja gern helfen«,
sagte Bryant. »Aber sie ist entweder eine sehr mutige oder eine sehr dumme
Frau, wenn sie uns ein solches Ultimatum stellt.«
»Weil Sie es sich nicht leisten
können, daß sie redet?« fragte ich sachlich.
»Sie haben hier eine nette
kleine Stadt, Lieutenant«, sagte Bryant ruhig. »Wirklich hübsch und friedlich.
Ich kann verstehen, weshalb Stu Whitney den größten Teil seiner Zeit hier
verbringt. Auf diese Weise entledigt er sich des Streß’ und der Anspannungen in
Los Angeles. Soviel ich gehört habe, müssen Sie sich bereits mit zwei
Mordfällen herumschlagen. Vermutlich legen Sie keinen Wert auf weiteres
Blutvergießen, oder?«
»Wir wollen nicht wie die Katze
um den heißen Brei herumstreichen«, sagte Magnusun ebenso ruhig. »Dies hier ist
eine vertrauliche Unterhaltung zu dritt, Lieutenant, ohne andere Zeugen. Keiner
von uns, einschließlich Stu Whitney, kann es sich leisten, Mrs. Siddell reden
zu lassen. Aber wenn sie durch einen unglücklichen Zufall ums Leben kommt, dann
ganz bestimmt nicht durch uns.«
»Sie scheint sehr
zuversichtlich zu sein, daß das nicht passiert«, bemerkte ich. »Jedenfalls
nicht, solange Dane Connelly bei ihr ist.«
»Verstehen Sie nun, was ich
meine?« Magnusun spreizte weit beide Hände. »Es würde sich nicht nur um einen
weiteren Mord handeln, sondern eher um ein Blutbad.«
»Es wäre ein Jammer«, sagte
Bryant mit sorgenvoller Stimme. »Vermutlich würde es auch das Ende von Ihnen
und diesem Countysheriff bedeuten — wie heißt er noch?«
»Lavers«, sagte Magnusum
hilfsbereit.
»Lavers«, pflichtete Bryant
bei. »Stu sagt, er sei ein wirklich netter Bursche.«
»Erzählen Sie mir von Louis
Fredo«, sagte ich.
»Ein Ganove«, erklärte Bryant
gelassen.
»Das ist alles«, bestätigte
Magnusun. »Jemand mit Grips muß ihn angeheuert und in diese Sache hineingezogen
haben. Allein hätte Fredo überhaupt nichts kapiert gehabt.«
»Ist das alles?«
Bryant zuckte die Schultern.
»Wenn wir mehr wüßten, würden wir Ihnen mehr erzählen, Lieutenant. Wir sind
sehr begierig darauf, daß Sie herausfinden, wer Mrs. Siddells Tochter
umgebracht hat, und zwar schnell. Ich meine, wir haben uns da doch klar
ausgedrückt.«
»Angenommen, der Mörder wird
nicht gefunden, und Sie können Mrs. Siddell nicht daran hindern auszupacken —
was dann?« fragte ich.
Sie sahen erst einander an,
dann wieder mich. Einen flüchtigen Augenblick lang war deutlich zu erkennen,
was sich unter dem Generaldirektorenfirnis wirklich verbarg.
»Dann sind wir erledigt«, sagte
Magnusun schließlich ruhig. »Ich, Gerry hier und auch Stu Whitney.«
»Und wer könnte Ihnen allen
dreien das wünschen?« fragte ich.
»Niemand.« Er starrte mich
eisern an. »Keiner von uns beiden kann ihre Tochter umgebracht haben. Wenn sie
redet, zieht
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