Al Wheeler und die letzte Party
heute morgen gegen zwei Uhr angerufen und mir
davon berichtet.«
Ich trank Kaffee und versank in
Nachdenken.
Harkness grinste. »Ich weiß
schon, was Sie denken, Lieutnant . Natürlich hat er
gesagt, daß Sie sich bei mir erkundigen wollten, ob er gestern
abend hier gewesen sei. Er war hier — kam etwa gegen neun Uhr an und
fuhr um halb elf wieder weg, auf zehn Minuten genau kann ich es allerdings
nicht sagen. War es das, was Sie wissen wollten?«
»Nein«, sagte ich. »Die Zeit,
die er bei Ihnen verbracht hat, ist ohne Bedeutung — ausschlaggebend ist die
Zeit nachher. Ist Ravell ein Freund von Ihnen?«
Er bestrich eine weitere
Scheibe Toast mit Butter und schmierte dann eine dicke Schicht Gelee darüber.
»Geschäftspartner«, sagte er kurz. Seine gleichmäßig weißen Zähne schnappten
mit kannibalischer Präzision nach der Toastscheibe. »Rudi ist genau der Typ,
für den der alte Witz erfunden worden ist«, sagte er, geräuschvoll
weiterkauend. »Sie wissen schon — Liebe auf den ersten Blick. Er sah in den
Spiegel, und da war’s geschehen.«
»Sie sind in der Filmbranche
tätig, Mr. Harkness?«
Er grinste. »Ich bin Produzent.
Und mein nächster Film wird ein Knüller, mit Manners und Ravell in den Hauptrollen.«
»Kannten Sie Barbara Arnold,
das Mädchen, das ermordet worden ist?«
»Ich bin ihr ein paarmal im
Hause am Paradise Beach begegnet«, sagte er. »Sie machte auf mich den Eindruck
eines netten Mädchens, ruhig und zurückhaltend. Ich kann aber nicht behaupten,
sie gut gekannt zu haben.«
»Sie haben auch keinerlei
Vermutung, weshalb sie ermordet worden kein könnte?«
»Nein.« Er griff nach der
Kaffeekanne. »Noch etwas Kaffee, Lieutnant ?«
»Nein, danke«, sagte ich.
Er goß seine eigene Tasse aufs
neue voll und klatschte drei gehäufte Teelöffel Schlagsahne darauf. »Die beiden
müssen wohl mit Ihrer Dienststelle ein Übereinkommen getroffen haben«, meinte
er. »Ich meine — weil nichts in den Zeitungen steht.«
»Vielleicht«, antwortete ich.
»Ich weiß es nicht.«
»Ich hoffe, daß Sie die Sache
rasch aufklären können, Lieutnant «, sagte er. »Solche
Art von Publicity kann Gold wert sein — aber ebensogut wie ein Bumerang wirken, wenn man nicht aufpaßt.«
»Es gibt so etwas wie eine
Theorie, daß das tote Mädchen irrtümlicherweise für Judy Manners gehalten worden ist«, sagte ich.
Mit einem Ruck setzte sich
Harkness auf. »Judy! Wer, zum Teufel, sollte sie umbringen wollen?«
Ich wollte, es gäbe jemanden,
dem endlich einmal eine originellere Antwort darauf einfallen würde. »Sie
kennen niemanden, der in Frage kommt?« fragte ich.
»Nein!« Er schüttelte heftig
den Kopf. »Ich kann es auch einfach nicht glauben. Judy ist ein wirklich nettes
Mädchen.«
»Und es fehlt ihr auch nicht an
den nötigen Zentimetern, um Ihre Feststellung zu bekräftigen«, bemerkte ich.
»Sie hat wahrhaftig alles, was
sie braucht.« Er grinste anerkennend. »Aber sie besitzt noch viel mehr als nur
das, Lieutnant . Sie ist keine dieser dummen Blonden,
die Mutter Naturs Großzügigkeit in bare Münze
umsetzen — sie hat Talent und Verstand. Dieses Mädchen kann wirklich spielen.«
»Ihr Ehemann auch«, sagte ich.
»Er hört überhaupt nie damit auf.«
»Rudi ist der geborene
Schauspieler«, sagte er. »Der altmodische Schmierenkomödiant, für den das Leben
nur Kulisse ist. Wenn er in einer Schauspielschule auftauchte, würden sie dort
alle einen Schock kriegen und tot umfallen. Aber Rudi ist da in Ordnung, wo’s
darauf ankommt — ein ausgesprochener Kassenschlager.«
»Auch in bezug auf Frauen hat er eine fatale Anziehungskraft«, sagte ich obenhin. »Jedenfalls
habe ich das gehört.«
»Sie haben richtig gehört.«
Harkness nickte. »Aber erwähnen Sie nichts davon in Gegenwart von Judy — sie
ist ein Mädchen, das einen Mann ganz für sich allein haben möchte. Wenn sie zusammen
ausgehen und Rudi nur Augen nach ‘ner anderen Puppe verdreht, schlägt sie ihm
den nächstbesten Stuhl auf den Kopf. Der Junge ist auf Diskretion angewiesen,
sonst ist er erledigt.«
»Wie weit ging seine Diskretion
mit der Sekretärin?« fragte ich.
Harkness schüttelte energisch
den Kopf. »Ich glaube, in diesem Punkt sind Sie auf dem Holzweg, Lieutnant . So dumm würde nicht einmal Rudi sein!«
Mit leichtem Stirnrunzeln
betrachtete er das Schlachtfeld auf dem Tisch vor sich. »Entschuldigen Sie mich
bitte einen Augenblick? Ich habe noch Hunger.« Er stand auf, ging zum Telefon
hinüber und
Weitere Kostenlose Bücher