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Al Wheeler und die letzte Party

Al Wheeler und die letzte Party

Titel: Al Wheeler und die letzte Party Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Ausdruck sich steigernden Entsetzens lag in ihren Augen.
»Sie gehören doch nicht zu den Typen«, sagte sie argwöhnisch, »die mit Hilfe
von Feldstechern, Gedichten oder sonstwas auf ihre
Kosten kommen?«
    »La
Belle Dame Sans Merci?« sagte ich .
    »Läßt dich zurück in
Einsamkeit«, zitierte sie. »Das soll wohl ein Witz sein, Al, was?«
    »Ja, ein Witz«, antwortete ich.
»Hat Rudi Ihnen von den Briefen erzählt?«
    »Von welchen Briefen?« sagte
sie gereizt. »Und warum ziehen Sie jetzt auch noch Rudi mit herein — Sie halten doch jetzt das Badetuch!«
    Entschlossen schritt ich auf sie
zu, wickelte sie in das Badetuch und drückte sie sanft auf einen Sessel nieder.
Sie schlang die Arme fest um mich, als sie zurückfiel, und zog mich zu sich
hinab. Im Handumdrehen war sie trocken wie die Sahara.
     
    Ich betrat das Büro wiederum
ohne anzuklopfen, aber dieses Mal war kein Fernglas zu sehen — nur das
verstohlene Glitzern in seinen Augen, als er mich anblickte. Es war ein trüber
Blick, der ein trübes Innenleben verriet.
    »Haben Sie Miß, äh — Clovis —
gefunden?« fragte er mit heiserer Stimme, und während er sprach, beschlugen
sich seine Brillengläser.
    Ich setzte mich auf die Kante
des Schreibtisches und zündete eine Zigarette an. »Sie gefallen mir nicht«,
sagte ich ihm aufrichtig. »Sie sind ein schmutziger, kleiner Bursche mit
schmutzigen Gedanken und einem großen, schmutzigen Feldstecher.«
    »Was — fällt Ihnen ein!« Er
stellte sich indigniert auf die Zehen, aber durch das Quäken in seiner Stimme verpuffte die Wirkung.
    »Es
sind Beschwerden eingegangen«, sagte ich mit dieser unheildrohenden, dienstlichen
Stimme, die jeder Polizeianwärter perfekt beherrschen muß, bevor man ihn allein
auf die Menschheit losläßt .
    »Beschwerden?«
Das Quäken wurde um eine Oktave schriller.
    »Polizei
— Büro des Sheriffs«, sagte ich und ließ ihn fünf Minuten warten, bevor ich meinen
Ausweis vor ihm auf den Schreibtisch fallen ließ. »Nachzuspionieren aus undezenten Beweggründen ist zwar nur ein leichtes Vergehen
— aber unangenehm, wenn die Sache in die Öffentlichkeit dringt.«
    »Spionieren
— aus undezenten Absichten?« Sein Adamsapfel hüpfte
konvulsivisch auf und nieder.
    »Die
Zeitungen geben so was immer breiten Raum«, sagte ich. »Mit Namen, Einzelheiten
und allem Drum und Dran. Besonders den Frauen sind sie zuwider, diese
Astlochgucker, die sich mit ihren Feldstechern in den Büschen verstecken und
die ganze Nacht darauf lauern, daß sich eine Frau auszieht, bevor sie ins Bett
geht.«
    » Lieutnant !« Er nahm sein linkes Ohrläppchen zwischen Daumen
und Zeigefinger der rechten Hand und quetschte es schmerzhaft. » Lieutnant — Sie haben einen völlig falschen Eindruck
gewonnen!«
    »Ich
habe einen völlig richtigen Eindruck gewonnen, wollten Sie wohl sagen«, sagte
ich verächtlich. »Ich erkenne einen Astlochgucker auf den ersten Blick.
Außerdem ist da noch das Fernglas.«
    »Bitte!«
sagte er verzweifelt. »Bitte, ich wollte ja nichts Böses tun — es ist hier so
einsam — und ich —«
    »Sparen
Sie sich die abstoßenden Einzelheiten für die Gerichtsverhandlung auf«, sagte
ich ungeduldig. »In meinen Augen ist so ein Astlochgucker das letzte.«
    Die
Folterung des Ohrläppchens war nicht genug, so daß er einen Kugelschreiber vom
Schreibtisch nahm und mit der Spitze gegen den Handrücken stach. Monoton
bearbeitete er seine Hand, während ihm Tränen in die Augen stiegen.
    » Lieutnant !« Seine Stimme bebte. »Könnten Sie sich das nicht
noch mal durch den Kopf gehen lassen? Ich meine, es sich noch einmal überlegen
— ja — noch einmal überlegen? Ich würde gern dafür sorgen, daß Sie es nicht
umsonst — umsonst...« Im letzten Augenblick verlor er wieder den Mut. Einige
Sekunden lang stieß er glucksende Kehllaute aus, dann schwieg er ganz.
    »Wollen
Sie mich etwa bestechen?« fragte ich mit betont langsamer Stimme.
    Er
schüttelte den Kopf, als hätte er einen epileptischen Anfall bekommen. »Nein,
nein, nein, nein, Lieutnant !«
    »Ritzengucker«,
sagte ich gewichtig und tat so, als dächte ich darüber nach. »Persönlich ist
mir die Sache im Augenblick egal. Ein Brosamen für die Streifenbeamten.
Vielleicht —«
    Der
Kugelschreiber schwebte über dem mit Tinte punktierten Handrücken.
    »Vielleicht
— vielleicht?« wiederholte er gequält.
    »Wir
könnten vielleicht handelseinig werden«, sagte ich. »Sie tun mir einen Gefallen
— und ich vergesse die Sache

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