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Al Wheeler und die letzte Party

Al Wheeler und die letzte Party

Titel: Al Wheeler und die letzte Party Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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mit dem Feldstecher.«
    »Ja,
ja!« Von unsichtbaren Fäden gezogen hüpfte sein Kopf auf und nieder. »Alles,
was Sie wünschen — alles!«
    »Es
betrifft diese Clovis«, sagte ich. »Seit dem Tag, an dem sie zum erstenmal Ihr Büro betrat, haben Sie ihr nachspioniert.«
    »Nein«,
keuchte er, »das stimmt nicht — nein.«
    »Halten
Sie den Mund!« sagte ich kalt. »Noch so eine Lüge und das Geschäft ist vorbei.
Sie haben ihr nachspioniert, und ich möchte wissen, was Sie dabei
herausbekommen haben.« Er öffnete den Mund aufs neue. »Schweigen Sie«,
wiederholte ich. »Beantworten Sie meine Frage richtig, und wir können das
Geschäft machen. Einmal gelogen und die Sache ist passé. Verstanden?«
    »Ja,
Sir«, sagte er hastig. »Ich verstehe vollkommen — vollkommen.«
    »Wie
lange ist sie schon hier?«
    »Neun
Wochen, Lieutnant . Das genaue Datum steht auf dem
Anmeldeformular, falls Sie — «
    »Unwichtig«,
sagte ich. »Wer bezahlt die Miete?«
    »Miete?«
    »Fragen
Sie nicht so dumm, sonst schlage ich Ihnen mit Ihrem eigenen Feldstecher den
Schädel ein!« drohte ich. »Wer zahlt also die Miete?«
    »Miß
Clovis.«
    »Womit?«
    In
seinem Gesicht zuckte es. »Mit Geld, Lieutnant . Womit
sonst?«
    »In
bar oder durch Scheck?«
    »Bar,
immer in bar«, sagte er. »Immer am Monatsersten — und natürlich im voraus — ja, im voraus .«
    »Was
tut sie so die ganze Zeit — hat sie einen Beruf?«
    »Nein,
keinen Beruf. Sie liegt die meiste Zeit hier — am Schwimmbecken — in der
Sonne.« Ein wäßriger Schimmer der Erinnerung trat
kurz in seine Augen. »An manchen Abenden geht sie aus — an einem Wochenende ist
sie von Samstag bis zum Montagmorgen weggeblieben.«
    »Mit
wem geht sie aus — immer mit demselben Mann?«
    »Ja«,
antwortete er mit beinahe fester Stimme. »Mit demselben Mann, Lieutnant . Ich kenne seinen Namen nicht, aber er sieht gut
aus, hübsch. Großgewachsen, mit schwarzem Haar und einem kleinen Bärtchen.
Irgendwie kommt mir sein Gesicht immer wieder bekannt vor, aber ich weiß nicht,
wo ich ihn einordnen soll.«
    »Fuhr
sie auch an diesem bewußten Wochenende mit ihm weg?«
    »Ja,
Sir. Mit demselben Mann. Er — äh — besucht sie — äh — nachts. Das heißt,
gelegentlich nachts.«
    »Kriegen
Sie denn niemals Wadenkrämpfe in Ihren Büschen draußen?« knurrte ich.
    Er
zuckte zusammen und blickte beflissen auf meine Stirn, damit er mir nicht in
die Augen zu sehen brauchte. »Was wollen Sie sonst noch wissen, Lieutnant ?« fragte er demütig.
    »Wie
war es gestern nacht ?« fragte ich. »War er hier?«
    »Ja,
ich sah seinen Wagen — ein Sportkabriolett — gegen halb elf hereinfahren!«
    »Wann
ist er wieder weggefahren?«
    »Irgendwann
nach elf Uhr, Lieutnant . Ich kann es nicht auf die
Minute genau sagen, aber ich weiß, daß es noch vor halb zwölf gewesen sein muß;
denn Miß Clovis lag bereits im —« Er schluckte krampfhaft und schloß die Augen.
    »Nach
elf sicher«, sagte ich. »Hat sie irgendwann auch anderen Besuch bekommen?«
    »Nein.«
    »Schade«,
antwortete ich. »Können Sie mir sonst noch etwas über Miß Clovis erzählen?«
    »Nichts,
was Sie nicht schon wüßten, Lieutnant .« Er blinzelte
mir vorsichtig zu.
    »Okay«,
sagte ich.
    »Werden
Sie auch Ihr Wort halten?« fragte er besorgt. »Ihr — ja —, Ihr Wort, Lieutnant ?«
    »Ja«,
sagte ich. »Aber wenn noch weitere Beschwerden eingehen —«
    »Es
werden keine mehr kommen!« versicherte er hastig. »Niemals mehr — niemals!«
    »Der
Trick bei der ganzen Sache ist, daß man sich anhaltend beschäftigt — das wird
jedenfalls behauptet«, erklärte ich ihm. »Was Ihnen fehlt, ist körperliche
Betätigung. Einen Teppich häkeln oder so was.«
    Einen
Augenblick lang sah ich die nackte Verzweiflung in seinen Augen, und ich fragte
mich, wie es wohl sei, wenn man keine eigene Welt hatte, in der man leben
konnte — lediglich eine Welt der Phantasie, die durch ein Fernglas oder ein
beleuchtetes Fenster zur Wirklichkeit wurde, durch das man einen Blick in die
Welten anderer Menschen erhaschen konnte. Vielleicht war das eine ausreichende
Basis für die eigenen Phantasiegebilde — für eine Traumwelt, in der man eine
schöne Frau besaß, einen Sportwagen, eine Schar bewundernder Freunde...
    »Kennen
Sie überhaupt niemanden?« fragte ich.
    »Nur
mich selbst, Lieutnant «, flüsterte er. »Und das ist
eine größere Strafe für mich, als Sie sich jemals ausdenken könnten.«
     
     
     

6
     
    Es
war nachmittags um halb

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