Al Wheeler und die letzte Party
eine ordentliche
Spelunke.
Ein
Fettwanst mit einem stets bereiten Grinsen kam herbeigewatschelt, um meine
Bestellung entgegenzunehmen, wobei er die Hände an der Brust seines
schweißfleckigen Hemdes abwischte. »Was soll’s sein?« japste er.
»Scotch
auf Eis und ein bißchen Soda«, antwortete ich. »Und hinterher ein kleines
Bier.«
»Gut.«
Er nickte. »Sind Sie auf der Durchreise — oder haben Sie im Ort zu tun?«
»Sind
Sie Lou Roberts?« fragte ich ihn.
Er
nickte. »Was kann ich für Sie tun?«
»Ich
heiße Wheeler«, sagte ich.
»Ein
ganz schönes Ende bis Pine City, Lieutnant «,
brummte er. »Kann ich Ihnen helfen?«
»Ich
suche ein Mädchen«, sagte ich ihm. »Sandra Shane. Opa Coleman hat gesagt, sie
arbeitet für Sie.«
»Den
haben Sie also schon getroffen, was?« grinste Roberts. »Er ist hier so was wie
ein Unikum.«
»Das
glaube ich Ihnen unbesehen«, sagte ich. »Was ist nun mit diesem Shane-Mädchen?«
»Steckt
sie in Schwierigkeiten?«
Ich
schüttelte den Kopf. »Eine Zeugin in Pine City
behauptet, die Shane könne sie identifizieren. Das ist alles.«
Er
stellte den Scotch vor mich auf die Bar und brachte dann das Bier. »Da kann ich
Ihnen nicht helfen, Lieutnant «, sagte er. »Tut mir
leid.«
»Soll
das heißen, daß sie nicht hier ist?«
»Opa
Coleman achtet nicht so genau auf Tage, noch nicht einmal auf Monate. Es
scheint immer, als stünde für ihn die Zeit still. Er tut nichts anderes als den
Friedhof pflegen und in Ordnung halten, während er wartet. Sandra hat hier
gearbeitet, das stimmt schon, aber sie hat vor acht, neun Wochen gekündigt. Sie
war der Meinung, das Leben in Oakridge habe ihr nicht
genügend zu bieten. Sie war nur für ein paar Monate hierher zurückgekehrt —
vorher war sie drei Jahre lang in Los Angeles gewesen.«
»Haben
Sie eine Ahnung, wohin sie gegangen ist?«
»Nein,
Sir. Vielleicht wieder nach Los Angeles — soweit ich mich erinnere, hat sie mir
nie gesagt, wohin sie gehen wollte. Sie hat sich von einem Tag auf den anderen
davongemacht. Ich kann’s ihr noch nicht einmal übelnehmen. Ein hübsches Ding
wie sie vergeudet nur ihre Zeit in einem Nest wie Oakridge .«
»Sieht
so aus, als hätte ich den ganzen Weg umsonst gemacht«, sagte ich.
»Das
möchte ich nicht behaupten, Lieutnant — Sie haben ja
zu trinken bekommen, nicht wahr?« Er lachte dröhnend.
»Stimmt.
Trinken Sie einen mit?«
»Das
nenne ich Nächstenliebe«, sagte er. »Vielen Dank, Lieutnant .
Ein anständiger Schuß Bourbon ist jetzt genau das Richtige — mit einem Bier zum
Nachspülen«, fügte er rasch hinzu.
Ich
wartete, bis er sich eingegossen hatte und hob dann mein Glas. »Trinken wir auf Oakridge , trotz allem.«
»Einverstanden«,
nickte er. »Eines Tages haben wir vielleicht Glück, und das ganze Dorf wird in
einem Sandsturm begraben.«
Mit
einem gekonnten Schluck verschwand der Bourbon, und er seufzte zufrieden,
während er nach dem Bierglas griff.
»Judy Manners ist doch hier geboren, nicht wahr?« fragte
ich. »Haben Sie sie je kennengelernt?«
»Sie
ist hier geboren und aufgewachsen«, sagte er. »Das ist ein Mädchen, das es
geschafft hat. Erst vor drei Monaten ist sie hier gewesen — sie und dieser
Filmstar, ihr Ehemann. Auf einen Tag sind sie hier gewesen. Aus rein
sentimentalen Gründen, hat sie überall erzählt, nur um einen Blick auf die
alten Stätten zu werfen. War ein verdammt kurzer Blick.« Er grinste. »Dann
fuhren sie zurück nach Los Angeles.« Er brach plötzlich in schallendes
Gelächter aus. »Sie ist noch nicht einmal dazugekommen, sich den Friedhof
anzusehen!«
Ich
trank einen Schluck Bier. Es schmeckte abgestanden und schal.
»Ich
ließ bei dem Alten im Friedhof ihren Namen fallen«, sagte ich beiläufig. »Er
hätte mich fast hinausgeworfen!«
»Ja.«
Roberts nickte ernst. »Opa Coleman hat nicht mehr alle Tassen im Schrank — Sie
wissen ja, wie das so geht. Seine Tochter war sein ein und alles — und als sie
starb, schnappte er ein bißchen über. Ich glaube, das hat sich bis heute nicht
gegeben. Er hat Judy dafür verantwortlich gemacht, aber es war nicht ihre
Schuld — Pearl war ihre beste Freundin.«
»Was
meinen Sie damit — er hat Judy dafür verantwortlich gemacht?«
Er
trank sein Bier aus und starrte enttäuscht in das leere Glas. Ich sagte ihm, er
solle mir noch einen Scotch und sich noch ein Bier einschenken. Das ermunterte
ihn wieder.
»Sie
waren beide noch ganz junge Dinger«, sagte er. »So sechzehn, siebzehn
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