Al Wheeler und die Malerin
fing alles damit an, daß Hal
eine Woche Urlaub damit verbrachte, im Hinterland herumzuschnüffeln«, fuhr er
fort. »Hal hat eine sehr scharfe Nase, wenn es sich um Öl dreht. Jedenfalls
fand er diesen Ort — fragen Sie mich nicht, wo er ist, Lieutenant, denn ich
werde es Ihnen doch nicht sagen — , und sofort begann Hal
zu schnüffeln. Mit Logik war da nichts zu holen — verstehen Sie? — , denn geologisch stimmt mit dem Land gar nichts.
Wenigstens sah es so aus. Aber der alte Hal schnüffelte weiter, bis er sich
davon überzeugt hatte, daß der ganze Fleck förmlich in einem Ölsee schwimmt !«
»Das klingt sehr aufregend, Mr.
Mayer«, warf ich pflichtgemäß ein.
»Ja.« Der bekümmerte Ausdruck
kehrte in sein Gesicht zurück. »Nur handelt es sich um gutes, gut ausgenutztes
Farmland. Der Preis, den der Besitzer verlangt, würde alles verschlingen, was
wir haben, und auch, was wir uns leihen können. Hal hat ein kleines bißchen zu
lange geschnüffelt, und der Besitzer hat Lunte gerochen. Nach zwei Minuten
Unterhaltung hat er gemerkt, daß Hal kein Farmer ist und daß dahinter was
anderes stecken mußte. Er wittert das noch immer, und zum Beweis dafür hat er
den Preis, den er uns vor zwei Monaten machte, um fünfzig Prozent erhöht. Sie
begreifen das Problem, Lieutenant ?«
»Wenn das Öl wirklich da ist,
so ist auch der doppelte Preis noch billig«, sagte ich. »Aber wenn es nicht da
ist, sind Sie Besitzer der teuersten Farm im ganzen Land ?«
»Ganz recht !« Mayer nickte heftig. »Vielleicht macht man in der Consultingbranche keine Multimillionenumsätze , aber man hat kaum nennenswerte
Risiken, und ich habe mich in den letzten Jahren an ein kostspieliges Dasein
gewöhnt. Ich möchte, ehrlich gesagt, nicht alles auf Hals sensible Nase hin
aufs Spiel setzen, Lieutenant. Das verstehen Sie doch sicher ?«
»Klar !« Ich nickte. »Wie steht es mit Ihrem Assistenten Kent Vernon? Was hält er davon ?«
Er nahm die Zigarre aus dem
Mund und betrachtete sie mit heftigem Stirnrunzeln. »Manchmal kann ich einfach
die Leute nicht verstehen, Lieutenant! Ich habe Kent vor fünf Jahren ins
Geschäft gebracht und ihn wie einen Bruder behandelt! Ich machte ihn nach einer
Weile zu meinem persönlichen Assistenten, sorgte dafür, daß er etwas wurde. Ich
empfahl ihn Hal mit dem Gedanken, daß wir ihn vielleicht in ein paar Jahren zum
Teilhaber machen würden. Ich hegte keinerlei Hintergedanken — ich hielt ihn
einfach für einen smarten Burschen, der verdiente, daß man ihm eine Chance gab.
Dann, als Hal und ich unseren großen Kra ..., unsere
Auseinandersetzung wegen dieses Farmlandes hatten, auf wessen Seite, glauben
Sie, stand er da ?«
»Wirklich gemein«, sagte ich
voller Mitgefühl.
»So was verletzt einen,
Lieutenant .« Er schlug sich heftig mit der geballten
Faust gegen die Brust. »Es trifft einen bis ins Herz! Ich weiß jetzt einfach
nicht, was ich mit dem Jungen anfangen soll. Ich möchte ihn nicht gehen lassen —
Janine hat eine Menge Respekt vor ihm, und sie versteht eben nichts von
Geschäften .«
»Nun, ich hoffe, Ihr Problem
wird recht bald gelöst, Mr. Mayer«, sagte ich mit einer Stimme, von der ich
hoffte, daß sie aufrichtig klang. »Ich würde gern so bald wie möglich mit Mr.
Dekker wegen Hardacre reden. Vielleicht können Sie
mir seine Privatadresse und seine Telefonnummer geben? Möglicherweise kann ich
mich mit ihm heute abend noch in Verbindung setzen,
auch wenn es spät wird ?«
»Klar !« Er schrieb die Details auf den Notizblock auf seinem Schreibtisch, riß das
Blatt herunter und schob es mir hin. »Ich hoffe, Sie finden Ihren Mörder,
Lieutenant .«
»Danke«, sagte ich. »Wir werden
uns sicher noch einmal unterhalten .«
»Jederzeit!« Seine Stimme klang
eine Spur zu enthusiastisch. Niemand hegt den Wunsch, einen Polizeibeamten
wiederzusehen, es sei denn vielleicht seine Freundin oder Frau — und auch das
ist schon fraglich.
Kurz bevor ich beim Hinausgehen
den Empfangsraum erreichte, pflanzte ich ein breites zufriedenes Grinsen auf
mein Gesicht und begann, mir die Knöchel meiner rechten Hand sachte zu
massieren. Dann ging ich gemächlich dem Ausgang zu, noch immer grinsend und
meine Hand massierend, wobei ich aus dem Augenwinkel den verstohlenen
Seitenblick der Empfangsangestellten auffing. Als ich die Tür fast erreicht
hatte, konnte ich förmlich spüren, wie ihre neugierigen Blicke zwei Löcher
zwischen meine Schulterblätter bohrten.
Schließlich konnte sie die
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