Al Wheeler und die Millionärstochter
bevor sie dort auf Clive Matthews stoßen
konnte? Ich kam zu dem Schluß, daß ich einen Haufen Fragen, aber keine
einleuchtenden Antworten hatte, also verzog ich mich ins Bett.
Gegen neun am nächsten Morgen
stand ich auf und tat das übliche: Rasieren, Duschen, Zähneputzen. Zwei Tassen
Kaffee und ich fühlte mich so taufrisch, wie es um diese Zeit nur möglich war.
Ich ließ den Wagen in den hellen Sonnenschein hinausrollen und fuhr zum Motel.
Das Nächstliegende wäre gewesen, ins Büro zu gehen und dort eine lange Sitzung
mit Sheriff Lavers wegen Clive Matthews Selbstmord
abzuhalten und darüber zu debattieren, was es wohl zu bedeuten hatte. Mein
Problem war lediglich, daß ich nicht wußte, was er zu bedeuten hatte, insofern
wäre das Zusammentreffen komplett unproduktiv gewesen.
Im Motel erkundigte ich mich am
Empfang, ob Mr. Larry Matthews da sei, und man teilte mir mit, er sei weg. Das
war mir nur recht. Ich ging zu der Lanai Suite neben
der seinen und klopfte an die Tür. Nach dem dritten Versuch wurde die Tür einen
Spaltbreit geöffnet und zwei trübe grüne Augen sahen mich an.
»O Gott«, sagte Dee Prouse . »Er verfolgt mich noch in meinen Träumen!«
»Ist Butch da?«
»Nein, er ist vor einer halben
Stunde mit Larry weggegangen.« Sie traf Anstalten, die Tür zu schließen.
»Ausgezeichnet«, sagte ich und
stieß die Tür wieder auf. »Ich möchte nämlich mit Ihnen sprechen.«
Sie trug ein Nachthemd aus
durchsichtiger schwarzer Seide, das knapp bis zum Ansatz ihrer Schenkel
reichte. Fasziniert beobachtete ich das Wippen ihrer besten Bestandteile, als
sie zum Bett zurückkehrte und sich hineinlegte.
»Es ist noch mitten in der
Nacht«, sagte sie und zog die Laken um die Schultern.
»Wo?« fragte ich liebenswürdig.
»An der Ostküste?«
»Sie sind unmöglich, das wissen
Sie«, sagte sie. »Es war schon schlimm genug, daß Larry mitten in der Nacht
hier hereinplatzte, und nun tun Sie genau dasselbe.«
»Hat er Ihnen von seinem Vater
erzählt?«
Sie nickte. »Er war schrecklich
aufgeregt. Ich kenne seinen Vater nicht, aber ich kann natürlich nachempfinden,
was in Larry vorging. Er ist ins Strandhaus hinausgefahren, um seiner Schwester
beizustehen, und er hat Butch mitgenommen. Ich weiß nicht, was jetzt geschehen
wird, aber vermutlich wird es nach alldem keinen Urlaub im Haus am Strand mehr
geben.«
»Hat er Ihnen auch erzählt, daß
Mandy sich als Ihre Wohnungspartnerin Jennie Baker ausgegeben hat, und das Clive
Matthews im Begriff stand, sie zu heiraten?«
Sie nickte. »Das ist einfach
phantastisch. Ich kann es noch kaum glauben.«
»Einer Ihrer alten Freunde ist
hier in der Stadt«, bemerkte ich. »Ich habe ihn gestern
abend kennengelernt.«
»Wer denn?« Ihre Augen waren
mißtrauisch.
»Sonny Ralston .«
»Der Mistköter«, sagte sie mit gepreßter Stimme. »Was zum Teufel hat er hier in Pine City zu suchen?«
»Er wollte Mandy bewegen, einen
speziellen Auftrag zu übernehmen«, antwortete ich. »Dann hörte er, daß sie tot
ist.«
»Er ist ein übler Bursche«,
sagte sie.
»Er erzählte mir von der
prächtigen Sechsseiten-Bildstory, die Sie und Mandy für sein Magazin
>Unterwerfung< gemacht haben«, sagte ich beiläufig. »Es handelte sich um
lesbische Prügelszenen, erzählte er. So wie die Bilder ausgefallen seien, hätte
angeblich jeder schwören können, ihr beide würdet jeden Augenblick eurer
gemeinsamen Arbeit genossen haben.«
»Okay«, sagte sie. »Ich habe
Sie also angelogen, als ich sagte, ich wisse nicht, wovon Mandy ihren
Lebensunterhalt bestritten hat.«
»Warum?«
»Ich glaube, ich hatte die
verrückte Vorstellung, ich müsse den Ruf einer Toten schützen.«
»Es sind Ihnen schon
glaubhaftere Antworten eingefallen, Dee«, sagte ich vorwurfsvoll.
»Es war Larry«, sagte sie mit
ausdrucksloser Stimme. »Er wußte, daß seine Beziehung zu Mandy nicht geheim
bleiben würde, und er wollte die Sache nicht schlimmer machen als nötig. Er
sagte es Butch und Butch sage mir, was ich erzählen sollte, wenn die Polizei
käme.«
»Wußten Sie von der Sache mit
Mandy und Clive Matthews?«
»Sind Sie verrückt?« Ihre Augen
weiteten sich, als sie mich anstarrte. »Glauben Sie vielleicht, ich hätte sie
mit Larry — seinem Sohn — hierherfahren lassen, wenn ich das gewußt hätte?«
»Ich werde einfach aus Ihnen
nicht schlau, Dee«, sagte ich aufrichtig. »Meiner Ansicht nach erzählen Sie die
ganze Zeit über so viele Lügen, daß Sie sich an die Wahrheit gar nicht
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