Al Wheeler und die Millionärstochter
und schläft.«
»Dann werde ich ihn aufwecken«,
sagte ich. »Alles, was ich verlange, ist ein bißchen Kooperation. Das beruht
auf Gegenseitigkeit. Wenn Sie kooperieren, dann ich auch.«
»Wieso?« Er sah mich mit
herausquellenden Augen an.
»Dann stelle ich keine
Untersuchungen wegen des Callgirl-Rings an, den der Portier betreibt«, sagte
ich freundlich. »Ich werde auch meine Leute abhalten, Ihren Gästen hier bei
einer gründlichen Durchsuchung der Zimmer nach Drogen das Leben unangenehm zu
machen. Ich werde davon Abstand nehmen, das städtische Gesundheitsamt mit dem
Vergrößerungsglas Ihre Küche erforschen zu lassen. Reicht das?«
»Was soll ich Mr. Matthews
sagen, wenn er sich hinterher beschwert?«
»Das wird er nicht tun. Ich
verspreche es Ihnen.«
Er nahm den Schlüssel und
reichte ihn mir zögernd. »Ich hatte immer geglaubt, Bürger hätten auch ihre
Rechte.«
»Klar haben sie die«, sagte
ich. »Darum ist es ja auch so erfreulich, wenn ein Bürger freiwillig mit einem
Bullen kooperiert. Das stärkt den Glauben an unsere Mitmenschen.«
»Sie sind ein echter Drecksack,
Lieutenant« sagte er ohne jeden Groll.
»Wer zum Teufel möchte schon
ein imitierter Drecksack sein?«
Ich ging zu der Lanai Suite, die Matthews bewohnte, steckte den Schlüssel
ins Schloß und drehte ihn um. Dann stieß ich die Tür weit auf und trat ins
Zimmer. Meine Hand tastete nach dem Schalter. Als das Licht anging, sah ich,
daß der Wohnraum leer war. Ich ging zum Schlafzimmer hinüber, öffnete die Tür
und trat ein. Erneut fand ich den Lichtschalter und als es hell wurde, hörte
ich einen erbitterten Schrei. Ein großer, behaarter Hintern ragte plötzlich auf
dem Bett in die Höhe, und gleich darauf spähten zwei braune Augen verzweifelt
über Matthews rechte Schulter weg. Die Augen erkannte ich sofort, aber ich
wußte, daß sie zu kurzsichtig waren, um auch mich zu erkennen. Das braune Haar
klebte an der Kopfhaut, und das Gesicht glänzte vor Schweiß. Sie sah nicht
gerade vorteilhaft aus, aber wer tut das schon unter solchen Umständen.
Matthew rollte von ihr
herunter, schwang die Beine auf den Boden und stand auf.
»Verdammte Scheiße, was soll
das?« Er verstummte, als er mich sah.
Jennie Baker tastete mit einer
Hand auf dem Nachttisch herum, bis sie ihre Brille fand. Sie setzte sie schnell
auf. Ich sah ihren Augen an, daß sie mich erkannte; ihr Gesicht nahm eine
karminrote Färbung an, bevor sie sich unter das Laken zurückzog.
»Was, zum Teufel, fällt Ihnen
ein, einfach so in mein Zimmer zu platzen?« knurrte Larry Matthews. »Das wird
Sie Ihre Dienstmarke kosten, Wheeler!«
»Ich habe eine schlechte
Nachricht für Sie, Larry«, sagte ich. »Vielleicht möchten Sie sich vorher einen
Drink eingießen.«
»Ich werde gleich, nachdem ich
am Morgen mit dem Sheriff gesprochen habe, eine schlechte Nachricht für Sie haben«, sagte er mit belegter Stimme. »Woher haben Sie eigentlich den
Schlüssel?«
»Vom Angestellten am Empfang«,
erwiderte ich. »Ich erklärte ihm, ich müsse Sie in einer für Sie schmerzlichen
Privatangelegenheit sprechen und es sei besser, wenn ich mich sozusagen in Ihre
Suite schliche und Ihnen mitteilte, daß Ihr Vater sich vor ungefähr einer
Stunde umgebracht hat.«
»Der Kerl hat nicht das geringste
Recht« — Seine Stimmte schwankte plötzlich. »Was haben Sie da gesagt?«
»Ihr Vater hat vor ungefähr
einer Stunde Selbstmord begangen. Er hat sich mit einer Magnum den halben Kopf
abgeschossen.«
»O Gott.« Er ließ sich schwer
auf der Bettkante nieder. »Warum?«
»Er hatte die Absicht, ein
Mädchen namens Jennie Baker zur nächsten Mrs. Clive
Matthews zu machen«, sagte ich. »Aber das hat wohl nicht geklappt.«
Jennis Kopf tauchte plötzlich
wieder über dem Laken auf. Mit zwei Fingern rückte sie die Brille höher und
warf mir einen wilden Blick zu.
»Bist du verrückt!« schrie sie.
»Ich kenne ihn doch überhaupt nicht!«
»Die Jennie Baker, die er
kannte, sah haargenau wie Mandy Reed aus«, sagte ich. »Vermutlich war er
ziemlich verwirrt.«
»Du bist verrückt, Al Wodka.«
»Al Wodka?« Larry starrte sie
verdutzt an.
»Schon gut«, murmelte sie
unwirsch. »Das war bloß ein dummer Scherz.«
»Ich habe Ihrem Vater ein Foto
von Mandy Reed gezeigt«, sagte ich zu Larry. »Er erkannte sie als das Mädchen,
das er demnächst heiraten wollte. Aber er kannte sie unter dem Namen Jennie
Baker. Von Mandy Reed hatte er natürlich gehört, von dem Mädchen, das
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