Al Wheeler und die Nackte
vorsichtig sind und wir so tun können, als ob,
will ich noch nicht mal wissen, was vorgeht.«
»Warum?«
»Weil Linda reich ist und ich ein
erfolgloser Maler bin«, sagte er. »Ich möchte nichts weiter tun als malen, und
sie möchte nichts weiter tun als bumsen. Also sind wir beide glücklich.«
»Was wissen Sie über Cal
Barnes?«
»Er gehört mit zum Team«, sagte
er mit gepreßter Stimme. »Ich glaube, er ist der
einzige, der mich stört. Irgendwann demnächst wird er der Versuchung nicht
widerstehen können, mir Details zu erzählen, und das wird der Tag sein, an dem
er sich ein neues Gesicht zulegt — nachdem die Glassplitter daraus entfernt
worden sind.«
»Was tut er eigentlich?«
»Cal?« Er zuckte gereizt die
Schultern. »Wer kann das schon wissen? Er plustert sich immer gewaltig auf,
aber es kommt nichts dabei heraus. Er ist nichts weiter als ein Großmaul.
Wahrscheinlich wird er von Donna unterstützt, wenn man der Sache auf den Grund
geht.«
»Wie stand es mit Virginia
Reid?«
»Sie war eigentlich ein
reizendes Geschöpf. Ein bißchen prüde vielleicht. Wie gesagt, ein Bikini war
das äußerste. Wollen Sie ihr Porträt sehen?«
»Gern«, sagte ich.
»Mein Atelier ist im Keller«,
sagte er, während wir auf die Tür zugingen. »Das ist nicht gerade ideal, aber
zumindest bleibe ich dort ungeschoren. Ich habe noch ein paar andere Bilder
unten, die Ihnen vielleicht Spaß machen werden, Lieutenant.«
»Ja?« sagte ich höflich.
»Die Betreffenden sind mir
dafür nicht Modell gestanden.« Er lachte. »Aber ich habe ein fotografisch
genaues Gedächtnis und eine lebhafte Vorstellungskraft.«
Walton schloß die Tür des
Kellergeschosses auf, als wir unten angekommen waren, und knipste dann das Licht
an. Der Raum sah genau so aus, wie man sich das Atelier eines Künstlers
vorstellt. Alles lag unordentlich herum und alles schien mit Farbe beschmiert.
Eine leere Leinwand war auf einer Staffelei aufgespannt, und auf einem großen
Holztisch an der einen Wand lag ein Stapel Bilder. Walton ging hinüber und sah
sie durch.
»Das hier ist Donna«, sagte er
und stellte das Bild mit dem Rücken gegen die Wand auf.
Es war eindeutig die Venus im
Westentaschenformat. Sie lag zurückgelehnt auf einer Couch, die eine Hand züchtig
über den Schoß gelegt. Ihr Gesicht trug einen Ausdruck hingegebener sinnlicher
Lust.
»Es ist sehr gut«, sagte ich
ehrlich.
»Und Virginia Reid.« Er stellte
ein anderes Bild daneben.
Das dunkelhaarige Mädchen stand
mit seitlich herabhängenden Armen da. Im Leben mußte sie von faszinierender
Schönheit gewesen sein, und es fiel schwer, das Gesicht auf der Leinwand mit
dem in Einklang zu bringen, das ich gesehen hatte, nachdem die Tote
achtundvierzig Stunden im Felsenteich gelegen war. Die üppigen Rundungen ihres
Körpers wurden durch den knappen Bikini eher noch betont, und in ihren braunen
Augen lag ein Ausdruck selbstsicherer Heiterkeit. Waltons Leidenschaft für
Details erstreckte sich bis zu den kleinen, dicht beisammen liegenden
Muttermalen auf dem linken Schenkel.
»Ich hätte angenommen, Sie
müßten als Maler Erfolg haben«, sagte ich.
»Das ist heutzutage alles ein
alter Hut«, brummte er. »Porträtmalerei, meine ich. Ich mag mir keine Aufträge
aufhalsen lassen, bei denen ich irgendwelche alte Schachteln für die Nachwelt
verewigen muß. Und außerdem bin ich miserabel, wenn es darum geht, für mich
selbst Reklame zu machen.« Sein Gesicht erhellte sich plötzlich. »Drehen Sie
sich mal für ein paar Sekunden zur Wand um, Lieutenant, okay?«
Ich gehorchte und wartete ungefähr
zwanzig Sekunden, bis er mich aufforderte, mich wieder umzudrehen. Vor mir
hatte er vier männliche Aktbilder aufgestellt. Das erste war das von Cal
Barnes. Das Gesicht war exakt gemalt, aber mit seinem Körper stand die Sache
anders — es handelte sich um die groteske Karikatur einer menschlichen Gestalt.
Walton hatte ihr etwas herausfordernd Fettleibiges verliehen, das schlicht
obszön wirkte. Auf dem zweiten Bild war Mike Hardesty dargestellt. Wieder stimmte das Gesicht, aber der Körper war der eines
Hermaphroditen. Den dritten Mann, dessen Leib mit Federn bedeckt war, kannte
ich nicht. Auf dem letzten Gemälde war ein quälend magerer Mann zu sehen, der
sich im letzten Stadium der Auszehrung zu befinden schien — abgesehen von
seinen Geschlechtswerkzeugen, die sowohl riesig als auch mißgestaltet waren.
»Vier der Kerle meiner Frau«,
sagte Walton vergnügt. »Ich bin überzeugt, es
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