Al Wheeler und die Nackte
wieder
meine Uniform anziehen«, sagte er. »Es war eigentlich ganz nett, mal eine Weile
Sergeant zu spielen.«
»Haben Sie außer für Mrs. Van Heuten auch noch für was anderes Zeit gefunden?«
»Das Starlight ist im Augenblick halb leer«, sagte er. »Und hat eine Belegschaft, die niemals schläft.
Ich glaube nicht, daß jemand sich während der Nacht herausschleichen kann, ohne
gesehen zu werden.«
»Was weiter?«
»Wenn man furchtlos und
schwindelfrei ist wie ich, ist es ganz einfach, von einem Balkon zum anderen zu
gelangen.«
»Gingen Sie zu Mrs. Van Heuten oder kam sie zu Ihnen?« fragte ich mit
mildem Interesse.
»Vielleicht sollte ich mich
anders ausdrücken, Lieutenant«, sagte er vorsichtig. »Es ist wirklich ganz
einfach, von einem Balkon zum anderen zu kommen.«
»Gibt es sonst noch etwas?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich
habe über die Porterhard Agentur Erkundigungen
eingezogen.«
»Und?«
»Sie hat einen saumäßigen Ruf,
Lieutenant. Jeder, der ihr mal einen Auftrag erteilt hat, will hinterher nichts
mehr mit ihr zu tun haben.«
»Warum?«
»Niemand wollte mir sagen,
weshalb. So bald man nur den Namen der Agentur
erwähnt, verschließt sich alles wie eine Auster. Die Betreffenden behaupten
nur, das Geschäftsgebaren der Agentur verstieße gegen jeden Berufsethos. Ich
weiß nicht, was Ethik mit dem Berufszweig, in dem sie tätig sind, überhaupt zu
tun haben kann, aber das wird nun mal einhellig erklärt.«
»Wer hat das behauptet?«
»Ein Bursche namens Grierson , der eine Plastikfabrik betreibt. Außerdem noch
zwei weitere Leute, die sich auf die gleiche Weise, wenn auch weniger
ausführlich äußerten.«
Das Telefon klingelte.
Annabelle meldete sich und reichte mir den Hörer. »Dr. Murphy.«
»Der Hexensabbath ist eröffnet«, murmelte Peterson undeutlich.
»Ich habe gerade die Obduktion
beendet«, sagte Murphy. »Sie hat wesentlich mehr Zeit in Anspruch genommen, als
ich gedacht hatte.«
»Sie sind ja völlig außer Form,
Doc«, sagte ich. »Ich erinnere mich an Zeiten, in denen selbst eine Rotte
splitterfasernackter Stripperinnen Sie nicht dem Sezierraum hätte fernhalten
können. Ich sehe Sie förmlich vor mir, wie Sie, ein Skalpell in jeder Hand, in
Riesensprüngen —«
»Halten Sie die Klappe und
hören Sie zu«, knurrte er. »Sie ist nicht ertrunken. In der linken Herzkammer
ist kein Wasser.«
»Wie kam sie dann um?«
»Das ist schwer zu sagen. Ich glaube
nicht, daß sie viel mehr als achtundvierzig Stunden im Wasser gelegen ist. Aber
da der Körper dauernd gegen die Felsen prallte, hat es natürlich eine ganze
Menge Quetschungen gegeben. Aller Wahrscheinlichkeit nach hat sie mit dem
bewußten stumpfen Gegenstand eines über den Schädel bekommen. Vielleicht wollte
der Täter sie gar nicht umbringen. Sie hatte ein schwaches Herz.«
»Und wer immer die Leiche ins
Meer geworfen hat, wußte nicht über die Strömung Bescheid«, sagte ich.
»Hm?«
»Es gibt eine Strömung, die
parallel zum Strand verläuft«, erklärte ich. »Wenn das jemand weiß, dann weiß
er auch, daß die Leiche unvermeidlicherweise zwischen
die Felsen geschwemmt wird.«
»Wenn dann Ebbe eintritt, bleibt
die Leiche in diesem Teich zurück«, sagte Murphy. »Der Arm verfängt sich in dem
Spalt im Felsenkamm in der Mitte, und auch der nächsten Flut gelingt es nicht,
den Körper ins offene Meer hinauszuschwemmen .
Nachlässigkeit kann eben verhängnisvoll sein.«
»Oder auch Unwissenheit«, sagte
ich. »Vielen Dank, Doc.«
»Gern geschehen«, sagte er
bescheiden. »Es war nur wieder mal ein Beispiel meiner großen medizinischen
Fähigkeiten.«
Ich legte auf, bevor er sich
detailliert über seine eigene Genialität verbreiten konnte. Peterson
beobachtete mich aus den Augenwinkeln, und auf Annabelles Gesicht lag ein
erwartungsvoller Ausdruck.
»Ich glaube, ich muß mit Ihrer
großen Klappe Nachsicht üben, Sergeant«, sagte ich großmütig. »Wahrscheinlich
sind Sie nach einer schlaflosen Nacht mit Mrs. Van
Heuten völlig erschöpft.«
Seine Lippen bewegten sich ein
paar Sekunden lang krampfhaft. »Danke, Lieutenant«, murmelte er dann heiser.
»Also gehen Sie nach Hause und
schlafen Sie sich aus«, sagte ich.
»Äh — nochmals vielen Dank,
Lieutenant.« Er schob sich auf die Tür zu wie ein Schlafwandler, der den Rand
eines Abgrunds wittert.
Ich wartete, bis er die Tür
geöffnet hatte und hustete dann leise. Er fuhr herum, einen Ausdruck von
Verzweiflung auf dem Gesicht.
»Falls ich nicht
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