Al Wheeler und die Nackte
gegenüber und schlug
gelassen die Beine übereinander.
»Ich bin schrecklich gespannt,
zu erfahren, was geschehen ist«, sagte sie.
»Ich habe eine Unmenge
faszinierender Geschichten über diese Straße und die Leute, die in ihr wohnen,
gehört«, log ich. »Sie wissen schon — über diese gemeinsamen Aktionen.«
»Oh?« Ihre grünen Augen waren
plötzlich mißtrauisch. »Was denn zum Beispiel, Lieutenant?«
»Es klang wirklich ganz
vergnüglich.« Ich grinste sie an. »Ich habe selbst was für gewisse Orgien
übrig, wissen Sie.«
»Ich weiß wirklich nicht,
worauf Sie hinauswollen, Lieutenant«, sagte sie mit harter Stimme. »Aber was immer
es ist, es gefällt mir nicht.«
»Sie und Ihr Mann«, sagte ich,
»die Hardestys und die Barnes’. Alle eng befreundet.
Und nicht zu vergessen Virginia Reid.«
»Wollen Sie damit andeuten, daß
wir Gruppensex oder so was treiben?« Ihre Lippen wurden schmal. » Irgend jemand hier in der Umgebung muß eine gewaltige
Einbildungskraft haben — oder Sie haben eine dreckige Fantasie.«
»Vielleicht haben Sie recht«,
sagte ich gelassen. »Ihr Mann hat das Porträt von Carol Hardesty nebenan gemalt, ja?«
»Stimmt«, sagte sie.
»Hat er auch Porträts von den
anderen gemalt?«
»Von welchen anderen?«
»Von Donna Barnes zum
Beispiel?« Ich trank einen Schluck. »Oder vielleicht von Virginia Reid?«
»Warum?«
»Ich bin lediglich neugierig.«
»Wer ist neugierig?« fragte
eine Stimme hinter mir.
Ich drehte mich um und sah
einen Mann auf der Schwelle der offenen Tür stehen. Er mochte, trotz des
schulterlangen schwarzen Haars und dem dazu passenden Bart um vierzig herum
sein, trug ein kariertes Hemd in lebhaften Farben und dazu olivgrüne Hosen, die
in schwarzen Schaftstiefeln steckten. Insgesamt wirkte er wie eine Reklame für
den wildgewordenen Inhaber eines Haarkosmetikinstituts.
»Garry«, sagte Linda Walton
schnell, »das ist Lieutenant Wheeler. Ich habe dir von ihm erzählt — er stellt
Ermittlungen über Carols Ermordung an.«
»Ach ja.« Er trat ins Zimmer,
seine grauen Augen waren nach wie vor mißtrauisch. »Einen Augenblick lang
dachte ich schon, Sie seien der Morgenmann.«
»Der Morgenmann?« fragte ich.
»Wenn Sie eine Nymphomanin wie
meine Frau heiraten«, sagte er, »reicht ein Mann einfach nicht aus. Nach einer
Weile kommen Sie dahinter, daß sie einen Morgenmann, einen Nachmittagsmann und
an den Tagen, an denen sie wirklich auf Draht ist, auch noch einen Mann für die
Kaffeepause hat.«
»Garry«, sagte seine Frau in
verzweifeltem Ton, »halt um Himmels willen den Mund. Du weißt nicht, was du
redest.«
»Ich weiß durchaus, was ich
sage.« Er kam auf mich zu und sah mit kalten Blicken auf mich herab. »Wenn Sie
ein Bulle sind, können Sie das ja wohl auch beweisen, wie?«
Ich nahm meine Dienstmarke
heraus und reichte sie ihm. Er betrachtete sie sorgfältig von beiden Seiten —
vielleicht für den Fall, daß sie eine geheime Botschaft an ihn enthielt — und
gab sie mir zögernd zurück.
»Okay, Sie sind also wirklich
ein Bulle.« Er schnippte scharf mit den Fingern. »Linda, steh hier nicht rum —
gieß mir was zu trinken ein!«
»Hol dir selbst deinen Drink,
du Gorilla!« zischte sie und rannte aus dem Zimmer.
»Frauen!« sagte Walton
angewidert, während er der Bar zustrebte. »Wissen Sie was, Lieutenant? Manchmal
finde ich, daß Bumsen ein weithin überschätzter Zeitvertreib ist. Und wozu
braucht man die Ladies sonst?« Er stellte ein Glas auf die Bar und sah mich
dann an. »Sie fragten nach den Porträts, als ich hereinkam, ja? Klar, ich habe
alle beide gemalt. Donna nackt, die eine Hand diskret placiert ,
und die Reid in einem Bikini, mehr wollte sie nicht ausziehen. Warum?«
»Carol Hardesty wurde ermordet«, sagte ich. »Virginia Reid ist ebenfalls tot. Einen Grund muß
es dafür geben. Es gibt nicht viele Maler, die das Aktporträt ihrer Frau an die
Wohnzimmerwand hängen. Jedenfalls keines wie das dort.« Ich wies mit dem Kopf
auf die nackte Linda Walton. »Vielleicht ist der Grund, weshalb Carol Hardesty ermordet wurde, in der nächsten Umgebung und in
dem, was sich hier abspielt, zu suchen?«
»Orgien?« sagte er. »Jeder
treibt es mit jedem in einem einzigen Raum?« Er lachte plötzlich. »Hier nicht,
Lieutenant. Vermutlich schlafen die Gentlemen alle mit meiner Frau, aber immer
schön der Reihe nach.«
»Und Sie haben nichts dagegen?«
Ich starrte ihn an.
»Solange sie diskret vorgehen,
nicht«, sagte er. »Solange sie
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