Al Wheeler und die Nackte
Kopf.
»Danach frage ich nie. Außerdem würde er es mir sowieso nicht verraten. Wie ich
schon sagte, wir hassen einander wie die Pest.«
»Du bist wirklich eine enorme
Hilfe«, sagte ich mürrisch.
»Hast du schon irgendwas über Virginia
herausgefunden?« fragte sie in kaltem Ton.
»Nur, daß sie ermordet wurde.«
»Grandios!« Sie schnaubte
hörbar. »Vermutlich warst du zu sehr damit beschäftigt, jemand anderen zu
verführen, um irgendwelche Ermittlungen anstellen zu können?«
»Gruppensex ist in Pine City im Augenblick die große Mode«, sagte ich.
»Wußtest du das? Ich habe vor einer Weile einen Tip bekommen. Das ganze beginnt als Dinnerparty und endet
damit, daß alle auf dem Boden herumrollen.«
»Das klingt ganz nach deinem
Geschmack.«
»Alle tun es«, sagte ich. »Die
Waltons, die Hardestys , Jason Porterfield ,
sogar Virginia war dabei — und nicht zu vergessen dein Bruder.«
»Das scheint mir ein sehr
armseliger Witz zu sein«, sagte sie.
»Ich mache niemals Witze über
Sex«, erklärte ich. »Ich hatte einen Freund, der einmal im falschen Augenblick
darüber lachte. Er ist seither nie mehr derselbe Mensch gewesen wie vorher.«
»Du bist verrückt und hast eine
dreckige Fantasie«, sagte sie und wollte die Tür schließen.
»Wenn dein Bruder heimkommt«,
sagte ich liebenswürdig, » vergiß nicht, ihm zu
erzählen, was du von mir gehört hast.«
Die Tür wurde vor meiner Nase
zugeknallt. Ich überquerte die Straße und trat unter das Vordach des Walton’schen Hauses, um zu klingeln. Linda Walton öffnete
ein paar Sekunden später die Tür, und ein Blick auf ihr Gesicht verriet mir,
daß ich ungefähr ebenso willkommen war wie drüben bei Donna Barnes. Sie trug
ein schwarzes Satinkleid. Jemand hatte heftig am Stoff gespart, deshalb saß es
um die Brust herum sehr eng, und der Saum bemühte sich, wenigstens die Mitte
ihrer Schenkel zu erreichen. Sie starrte mich mit frostigen, grünen Augen an.
»Haben Sie kein eigenes Heim,
Lieutenant?« In ihrer klangvollen Altstimme lag ein scharfer Unterton.
»Ich habe eben erst
herausgefunden, daß es hier ist«, sagte ich.
»Ich bin beschäftigt«, sagte
sie. »Wollen Sie Ihre spaßigen Bemerkungen nicht lieber woanders anbringen?«
»Mein Heim ist da, wo mein Herz
ist«, sagte ich. »Mein Heim ist da, wo was los ist. Vielen Dank, Mrs. Walton, ich will gern auf einen Drink hereinkommen.«
Schnell trat ich an ihr vorüber
ins Wohnzimmer, während ihr scharfer Protest hinter mir herschallte .
Mike Hardesty und Garry Walton starrten mich beide
mit vor Erstatmen geöffneten Mündern an.
»Ich hatte gleich das Gefühl, heute nacht oder nie«, sagte ich liebenswürdig. »Macht euch
keine Umstände, Jungens, ich verhelfe mir schon selbst zu meinem Drink.«
Ich ging hinter die Bar und
begann, mir Scotch einzuschenken. Die beiden Männer starrten mich eine ganze
Weile an. Dann blickten sie zu Linda Walton hinüber.
»Ich habe ihm gesagt, er solle
abhauen«, murmelte sie mit erstickter Stimme. »Aber der Dreckskerl ist einfach
an mir vorbei ins Haus gegangen.«
»Verdammt noch mal, was soll
das eigentlich heißen, Wheeler?« erkundigte sich Walton mit belegter Stimme.
»Als wir uns das letztemal hier trafen«, sagte ich, »unterhielt ich mich mit
Ihrer Frau über Sexparties . Sie lauschten eine
Zeitlang der Unterhaltung und fanden dann, Sie müßten mich so schnell wie
möglich von diesen Gedankengängen abbringen. Also tischten Sie mir die
Geschichte auf, daß Ihre Frau Nymphomanin sei, und zeigten mir dann Ihre Bilder
im Keller unten, um mich auf die falsche Spur zu lenken. Was Ihnen auch
glückte«, fügte ich ehrlich hinzu.
»Ich weiß wirklich nicht, was
Sie da schwafeln«, sagte er, was ich einen originellen Ausspruch fand.
»Da war ein Porträt, das Sie
mir nicht gezeigt haben«, sagte ich. »Oder ist sie Ihnen bis jetzt noch nicht
Modell gestanden?«
»Wer?« Sein Adamsapfel hüpfte
heftig, als er krampfhaft schluckte.
»Gloria Van Heuten«, sagte ich
freundlich.
»Gloria wer?« sagte er mit
schwacher Stimme.
»Sei nicht blöd, Garry«, sagte
Linda Walton kurz. »Offensichtlich weiß er Bescheid.« Ihre grünen Augen
funkelten, aber diesmal nicht vor Vitalität, wie mir schien. »Ich möchte
brennend gern wissen, wie Sie das herausgefunden haben, Lieutenant. Irgendwie
müssen Sie ihr eine Todesangst eingejagt haben. Ich meine, Gloria würde doch
nicht freiwillig ihren hohen Lebensstandard aufgeben.«
»Eine nette kleine
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