Al Wheeler und die Nackte

betrifft, meine ich?«
    »Glauben Sie vielleicht, ich
habe mir die ganze Geschichte aus den Fingern gesogen?« fragte ich wütend.
    Sie verputzte den Rest ihres
Drinks mit einem einzigen krampfhaften Schluck und stellte das Glas mit lautem
Knall auf die Bar. »Wußte ich doch, daß ich mir nichts als Scherereien
einhandeln würde, sobald ich mich in die Sache hineinziehen ließ.«
    »In welche Sache?«
    »In diese Sexparties in einem Vorort draußen«, sagte sie. »Er behauptete, ich könne auf leichte
Weise eine Menge Geld verdienen, wenn ich mit ihm zusammenarbeitete. Und dann,
als der magere Widerling mich bat, ihm für die Nacht mein Zimmer hier
abzutreten, hielt ich es für klug, darauf einzugehen. Statt dessen hätte ich
ihn über den Balkon hinunterschmeißen sollen!«
    »Moment mal«, sagte ich.
»Fangen wir von vorn an.«
    Gloria Van Heuten goß sich, so
schnell es ihre zitternden Hände zuließen, einen frischen Drink ein. »Ich hatte
wirklich keine Ahnung, worauf ich mich da einließ«, sagte sie. »Das ist die
reine Wahrheit. Wenn ich auspacke, werden Sie mich schützen müssen, AI.«
    »Klar«, sagte ich. »Abgemacht.«
    »Was ich Ihnen sonst erzählt
habe, stimmt«, sagte sie. »Ich bin geschieden und zu den Abmachungen gehört
unter anderem, daß ich von Los Angeles, wo mein geliebter Exgatte noch lebt,
wegbleiben sollte. Also kam ich hierher nach Pine City und ließ mich da nieder. Dann gabelte mich eines Abends dieser Kerl, Cal
Barnes, in der Bar hier unten auf.« Sie schnitt eine Grimasse. »Eines führte
zum anderen, sicher legen Sie auf die Details keinen Wert. Ein paar Wochen
später erklärte er mir, er wolle mich mit ein paar seiner Freunde
bekanntmachen, und wir wurden in ihr Haus zum Abendessen eingeladen.«
    »Bei den Waltons?« fragte ich
auf gut Glück.
    Sie nickte. »Wirklich wundervolle
Leute. Verglichen mit ihr bin ich frigide. Und er ist so was wie ein Satyr, der
vorgibt, Maler zu sein.«
    »Und in ihrem Haus fand dann
Gruppensex statt?«
    »Immer wieder — andauernd«,
sagte sie. »Am Anfang hatte ich nichts dagegen. Ich habe mich immer für eine
tolle Nummer gehalten, wenn man mir Gelegenheit dazu gab, und Mann — dort bekam
ich Gelegenheit!«
    »Nur Sie, Cal Barnes und die
Waltons?« fragte ich.
    »Beim erstenmal ja«, sagte sie. »Dann kamen auch die anderen, um diese Spielchen zu treiben.«
    »Wer denn?«
    »Die Leute von der Porterhard Agentur«, sagte sie. »Der hebe, alte,
tätschelnde Mike und sein Luder von Frau, diese Carol. Außerdem sein Partner
Jason Porterfield . Jedesmal ,
wenn er mich ansah, beschlugen sich seine Brillengläser.« Sie lachte kurz.
»Zuerst war ich geschmeichelt.«
    »Und wie war es mit Cals
Schwester?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein,
ich glaube nicht mal, daß sie wußte, was vorging.«
    »Wie stehts mit Virginia Reid?«
    »Das blonde Mädchen, das mal für
eine Weile Mikes Sekretärin war? Sie war zweimal mit dabei. Eigentlich wollte
sie nicht mitmachen, aber sie ließen ihr keine Wahl.«
    »Was soll das heißen — sie
ließen ihr keine Wahl?«
    »Es war an einem der Abende, an
denen viel getrunken wurde«, sagte sie. »Ich meine, als die Reid das erstemal da war. Als sich die Atmosphäre ein bißchen
erwärmte, sagte sie, sie müsse gehen. Mike erbot sich, sie in seinem Wagen in
ihre Wohnung zu bringen, aber davon wollte seine Frau nichts hören. Sie und
Linda Walton zogen Virginia mit Gewalt aus und hielten sie fest, während sich
die Männer der Reihe nach über sie hermachten.«
    »Einschließlich Hardesty ?«
    »Er versuchte, das ganze
abzustoppen, aber Garry Walton schlug ihn schlicht ko .«
    »Wie war das beim zweitenmal ? Kam Virginia Reid aus eigenem Antrieb zurück?«
fragte ich ungläubig.
    »Das glaube ich nicht«, sagte
sie langsam. »Sie sah völlig abgehärmt aus und ließ einfach alles über sich
ergehen. Ich hatte das Gefühl, jemand hatte sie gezwungen, wiederzukommen.«
    »So haben Sie die Leute also
kennengelernt«, sagte ich. »Was geschah dann?«
    »Cal Barnes fragte mich, ob ich
auf leichte Weise Geld verdienen wolle. Ich sagte klar, warum nicht. Er
erzählte mir von dieser Sache mit Graphites Consolidated und behauptete, er habe eine große Chance, sich selbst auf dem Feld der
Industriespionage durchzusetzen, es sei also wichtig, daß ich den anderen
gegenüber nichts von der Angelegenheit erwähnen würde. Alles klang ganz
einfach, ja sogar vergnüglich. Er zeigte mir eines Abends Gerry Moss, und ich
machte mich an ihn