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Al Wheeler und die Verführerin

Al Wheeler und die Verführerin

Titel: Al Wheeler und die Verführerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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überlegte einen
Augenblick. »Das einzig Zusammenhängende, woran ich mich erinnere, war, daß er
sagte: >Elf Uhr. Ich werde da sein<, oder irgend so was.«
    »Sonst nichts?«
    »Es tut mir leid.« Sie lächelte
schwach. »Sonst nichts, Al. Hilft es Ihnen weiter?«
    »Es könnte Marvin gewesen sein,
und Hillary hat möglicherweise eine Verabredung mit ihm getroffen«, sagte ich.
»Aber kein Gericht würde das als Beweismaterial zulassen.«
    »Glauben Sie wirklich, daß
Hillary und nicht dieser schreckliche Willis ihn umgebracht hat?«
    »Hillary hatte jede Menge
Motive«, sagte ich. »Willis nicht.«
    Sie trank ihr Glas aus und gab
es mir. »Wieviel Uhr ist es, Al?« fragte sie ganz beiläufig.
    »Fünf vor sechs.« Ich nahm das
Glas aus ihrer Hand.
    »Heult eine Sirene oder irgend
so was, wenn Ihr Dienst zu Ende ist?«
    »Haben Sie es denn nicht
gehört?« sagte ich. »Eben gerade hat sie geheult.«
    »Ich bin froh, daß Sie es
wenigstens gehört haben«, murmelte sie. »Ich habe schon angefangen, mir Sorgen
zu machen.«
    »Ich gieße uns noch was ein«,
sagte ich beschwingt. »Auch wenn mich die Gläser etwas enttäuschen.«
    »Was haben Sie gegen die
Gläser?«
    »Ich habe massive goldene
Becher erwartet.«
    »Das mag für die Protzen von
Miami passend sein, Darling«, sagte sie lächelnd. »Aber in meinen Kreisen würde
man so was unmöglich finden.«
    Ich begab mich aufs neue in die
Küche, goß die Gläser voll und trug sie ins Wohnzimmer zurück. Die Nacht war
wie mit einem Plumps hereingebrochen. Es war beinahe dunkel. Und noch vor
wenigen Minuten hatte die Sonne durchs Fenster geschienen. Es bedurfte keines
besonderen Scharfsinns, um sich darüber klar zu werden, daß der Raum deswegen
beinahe dunkel war, weil die Jalousien heruntergelassen und die Vorhänge
zugezogen worden waren.
    Lyn Summers war von der Couch
verschwunden, und während ich versuchte, meine Augen an das Dunkel zu gewöhnen,
konnte ich sie nirgendwo entdecken. Plötzlich gab es ein sanftes Klicken, und
eine Stehlampe am anderen Ende des Zimmers erhellte den Raum mit warmem,
diffusem Licht. Lyn stand neben ihr und sah mich mit einem beinahe ängstlichen
Ausdruck im Gesicht an. »Es stimmt doch, daß Sie gesagt haben, Sie hätten die
Feierabendsirene heulen hören, Al?« fragte sie nervös.
    »Es war wie der Weckruf einer
Trompete«, sagte ich.
    Sie kam langsam auf mich zu,
während das sanfte Licht der Lampe jede Bewegung ihrer sportlichen Figur in
Liebreiz hüllte. Plötzlich hielt sie inne.
    »Haben Sie Angst vor mir?«
fragte ich.
    »Ich bin achtunddreißig Jahre
alt«, sagte sie mit leiser, verwirrt klingender Stimme. »Aber in Ihrer
Gegenwart fühle ich mich so nervös wie vor zwanzig Jahren in meiner
Hochzeitsnacht.«
    »Auch nach Dienstschluß«, sagte
ich, »sind Sie bei der Kriminalpolizei sicher und geborgen«, und zog sie sanft
am Ohrläppchen.
     
    Es war kurz nach acht, als ich
durch die Halle des Hotels auf den Empfang zuging, von wo aus Charlie, der
Concierge, mich mit scharfen Augen verfolgte.
    »So lange wie Sie sich hier
aufgehalten haben, müßten wir Ihnen eigentlich eine Rechnung ausschreiben«,
sagte er. »Kleines Abenteuer in der großen Gesellschaft, was, Leutnant?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Sie
täuschen sich. Wir hatten neue Klagen wegen der Abflußrohre, Charlie. Ich habe
das ganze Hotel untersucht. Aber der einzig wirklich lästige Gestank in diesem
Haus dringt aus Ihrem Empfang. Was sagen Sie jetzt?«
    Charlies Augen leuchteten auf,
als er mich schaudernd und mit Nachdruck von oben bis unten betrachtete. »Ich
möchte ja nicht persönlich werden, Leutnant — aber dieser Anzug! Ist wohl einer
von den abgelegten des Countysheriffs?«
    »Freilich, freilich«, sagte ich
im Ton der Rechtfertigung. »Aber ich hab’ ihn in der Taille schon einen halben
Meter enger machen lassen.«
    »Es freut mich, zu hören, daß
er wenigstens früher mal dem Sheriff gehört hat«, sagte er. »Als ich Sie zum
erstenmal damit sah, dachte ich, Sie würden von der Fürsorge betreut.« Er
wandte sich um, um einen neuen Gast zu begrüßen, einen Konzernmanagertyp mit
einem gesträubten weißen Schnurrbart und rotgeäderten Augen.
    »Guten Abend, Sir«, sagte
Charlie ehrerbietig. »Willkommen im Starlight Hotel.«
    »Was ich noch sagen wollte«,
rief ich laut, »richten Sie dem Geschäftsführer von mir aus, daß ich ausziehe,
wenn bis morgen die Decke nicht gerichtet ist. Ich hab’ eine halbe Stunde und
eine Wurzelbürste gebraucht,

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