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Al Wheeler und die Verführerin

Al Wheeler und die Verführerin

Titel: Al Wheeler und die Verführerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Angela gestern nacht bei
Hillary war, als sie sich angeblich bei mir aufhielt.«
    »Stimmt«, sagte ich. »Erklären
Sie mir eines — warum hassen Sie sie so sehr? Das muß doch offensichtlich eine
lange Vorgeschichte haben.«
    Sie schwenkte sanft ihr Glas
und sah zu, wie die Eiswürfel gegen dessen Rand klirrten. »Ich war achtzehn,
als ich Geoffrey heiratete«, sagte sie mit leiser Stimme. »Als ich zwanzig war,
war Angela zur Welt gekommen und ich für ihn zu alt geworden. Von da an, bis zu
seinem Tode, war er einfach nicht mehr an Mädchen über neunzehn interessiert.
So blieb mir nur, zuzusehen, wie er älter und seine Spielkameradinnen jedes
Jahr jünger wurden. Oh, natürlich glaubte jeder, daß unsere Ehe glücklich sei,
und es gab einen guten Grund, mich nicht scheiden zu lassen — Angela. Ich
wollte nicht, daß ihr Name dadurch, daß die ganzen Kleinmädchen-Techtelmechtel
ihres Vaters an die Öffentlichkeit kamen, ins Gerede käme.«
    »Ich begreife jetzt, wenn Sie
ihn gehaßt haben. Aber warum hassen Sie Angela?«
    »Weil sie ganz ihr Vater ist.
Ich wollte es erst nicht glauben. Ich schloß meine Augen wissentlich und redete
mir ein, daß ich mir die Dinge, die sich ereigneten, nachdem sie vierzehn
geworden war, nur einbildete. Als die Leiter der ganzen exklusiven
Privatschulen mir zu erzählen versuchten — auf diskreteste Weise natürlich -
was los war, lehnte ich es ab, ihnen zu glauben. Dann kam die Episode mit
Hillary, und da konnte ich mir schließlich nichts mehr vormachen.«
    »Vielleicht war es mehr seine
als ihre Schuld«, sagte ich zögernd.
    Lyn schüttelte entschieden den
Kopf. »Ich hätte mir von Anfang an denken sollen, daß Hillary aus demselben
faulen Holz wie sein Bruder geschnitzt war — aber ich sah die beiden auch noch,
Al. Wenn jemand verführt worden ist, so bestimmt nicht Angela. Danach schickte
ich sie in das Internat in der Schweiz, und dort dauerte es ein Jahr, bevor man
sie hinauswarf. Als sie nach Hause kam, versuchte ich, sie mit allen Mitteln —
Drohungen und Bitten — dazu zu bringen, sich von Hillary fernzuhalten. Das
einzige Ergebnis war, daß sie binnen sechs Wochen mit diesem schrecklichen
Rickie durchbrannte.« Sie wandte mir den Kopf zu, und ich sah, daß der Eisberg
schließlich zu schmelzen begonnen hatte — in ihren Augen glitzerten Tränen.
    »Ich hasse sie nicht«,
flüsterte sie voller Hoffnungslosigkeit. »Schließlich ist sie mein Kind, wie
kann ich sie jemals hassen. Aber als sie durchbrannte, glaubte ich, nur noch
eine letzte Hoffnung zu haben — nämlich ihr solche Angst einzujagen, daß sie
gar nicht anders konnte, als sich zu ändern. Das war der Anlaß für die Idee mit
dem Verfahren gegen ihren Freund und allem Drum und Dran. Ich würde dabei
niemals bis zum Letzten gegangen sein, Al. Das können Sie mir glauben.«
    »In der Nacht, in der Marvin
ermordet wurde«, sagte ich, »haben Sie drei — Ilona Brent, Hillary und Sie —
hier drin gegessen, nicht?«
    »Ja.« Sie nickte.
    »Und Hillary ging als erster,
so gegen Viertel nach neun?«
    »Es muß so um diese Zeit
gewesen sein«, sagte sie.
    »Und bis zum nächsten Morgen
haben Sie ihn nicht mehr gesehen? Ging er zu seinem eigenen Apartment zurück,
um sich schlafen zu legen?«
    »Ja. Aber zwanzig Minuten
später sah ich ihn noch einmal. Ich brauchte irgend etwas, um schlafen zu
können, und die Beruhigungsmittel waren mir ausgegangen. So ging ich zu ihm und
bat ihn um irgend etwas.«
    »Und Sie trafen ihn an?« fragte
ich sie bedrückt.
    »Natürlich. Er gab mir einige
Tabletten, und ich kehrte wieder zurück.«
    »Mehr geschah nicht?«
    »Ich erinnere mich jedenfalls
an nichts.«
    »War er schon im Pyjama?«
    »Nein, er war noch angezogen.
Ich war bestenfalls fünf Minuten bei ihm drin, und die meiste Zeit davon
wartete ich darauf, daß er mit seinem Telefongespräch fertig wurde.«
    »Was für ein Telefongespräch?«
entfuhr es mir.
    »Es klingelte unmittelbar,
nachdem ich in sein Apartment gekommen war«, sagte sie beiläufig. »Er
telefonierte etwa drei Minuten mit irgend jemandem, während ich wartete.«
    »Er sagte nicht, mit wem?«
    »Nein. Ich glaube, es störte
ihn, daß ich da war. Er wählte seine Worte sehr vorsichtig — praktisch
brummelte er die ganze Zeit nur irgendwas.«
    »Können Sie sich, abgesehen von
dem Gebrummel, noch an irgend etwas von dieser Unterhaltung entsinnen?« fragte
ich. »Es spielt keine Rolle, ob es zusammenhängend ist oder nicht.«
    »Nun.« Sie

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