Al Wheeler und die Verführerin
würd’ ich, verdammt noch mal,
gerne zusammenkommen. Sie wissen schon, Leutnant, die mit den schwarzen
Strümpfen bis oben zum Nabel.«
»Angela Summers. Die Dinger
heißen übrigens Strumpfhosen. Aber davon abgesehen, möchte ich, daß Sie sich um
das kümmern, wonach Sie sich so lange gesehnt haben, Sergeant«, sagte ich
forsch. »Begeben Sie sich in diese so lange von Ihnen vermißte Welt der Pariser
Unterwäsche.«
»Junge, Junge.« Polnik
erstickte schier vor Rührung. »Soll ich mich wirklich auf Tuchfühlung mit den
Nerzen und Chinchillas begeben?«
»Natürlich«, sagte ich. »Passen
Sie nur auf, daß Sie nicht gebissen werden.«
»Was soll ich tun?« fragte er
beglückt.
»Kümmern Sie sich zunächst um
Angela Summers und Rickie Willis«, sagte ich langsam, jedes Wort betonend, um
sicher zu sein, daß es auch in seinen Dinosaurierschädel eindrang. »Ich möchte
wissen, wo sich die beiden aufgehalten haben, als Hillary durchs Fenster flog.
Als er auf dem Trottoir landete, war es genau zehn Minuten nach acht.«
»Kapiert«, sagte Polnik.
»Dann begeben Sie sich zu Ilona
Brent und stellen fest, wo sie in der fraglichen Zeit war. Um Mrs. Summers
kümmere ich mich selber.«
»Okay, Leutnant. Noch was?«
»Das wird Sie ausreichend in
Atem halten, Sergeant«, versicherte ich ihm. »Wir treffen uns morgen früh gegen
neun im Büro.«
»Sie, Leutnant?« Er starrte
mich mit offenem Mund an. »Um neun Uhr früh im Büro?«
»Das heißt nicht, daß ich
persönlich dort anwesend sein werde«, sagte ich spitz. »Ich erwarte, daß Sie
dort sind, so daß ich mich mit Ihnen ins Benehmen setzen kann. Vielleicht
benutze ich eine dieser technischen Neuerungen, wie zum Beispiel die, die
dieser jugendliche Erfinder Alexander Graham Bell gerade herausgebracht hat.
Heißt Telefon oder so ähnlich. Und jetzt machen Sie, daß Sie wegkommen.«
»Bin schon gegangen«, sagte er
strahlend, und weg war er. Ich sah mich ein letztes Mal im Schlafzimmer um,
bevor ich das Apartment verließ. Hillarys Sachen lagen in einem unordentlichen
Haufen auf dem Stuhl, und das war irgendwie komisch. Er war ein pingeliger
Mensch gewesen, und Gewohnheiten pflegen selten vor ihren Besitzern zu sterben.
Es war das dritte Indiz gegen einen Selbstmord, zusammen mit der Tatsache, daß
er unbekleidet gewesen war, und der Art, wie er schrie, als er stürzte.
Möglich, daß ein Bursche seinen Entschluß zu spät ändert, nachdem er schon
losgesprungen ist. Aber so, wie ich es in Erinnerung hatte, klang es, als habe
er vom ersten Augenblick des Sturzes an geschrien.
Ich verließ sein Apartment und
begab mich zu Lyn Summers’ Tür, an die ich leise klopfte. Die Tür öffnete sich
einige Zentimeter, und als sie sah, wer draußen stand, öffnete sie sie weiter.
»Kommen Sie rein, Al«, sagte
sie. »Ich bin gerade beim Anziehen.«
Nachdem wir ins Wohnzimmer
gegangen waren, sagte sie: »Kommen Sie mit ins Schlafzimmer und sagen Sie mir
da, was Sie auf dem Herzen haben, damit ich mich fertig anziehen kann«, und
ging voran.
Drinnen lehnte ich mich gegen
die Kommode und sah zu, wie sie sich auf das Bett setzte und die Strümpfe
anzog.
»Was Hillary anbetrifft, so
haben Sie offensichtlich recht gehabt«, sagte sie kühl.
»Waren Sie hier drin, als es
geschah?«
»Ja.« Sie nickte. »Ich lag auf
dem Bett—« ihre Mundwinkel verzogen sich einen Augenblick, »um mich etwas
auszuruhen.«
»Haben Sie irgend etwas
gehört?«
»Nein«, sagte sie ohne zu
zögern. »Ich wollte, ich hätte etwas gehört. Vielleicht hätte ich ihn abhalten
können.« Sie stand auf und blickte mich einen Augenblick lang an, während der
eiskalte unpersönliche Blick in ihre Augen zurückkehrte. »Bitte hören Sie auf,
mich so mit den Blicken zu verschlingen«, sagte sie scharf. »Nichts, was ich
mehr verabscheue, als diesen gierigen Alten-Ziegenbock-Blick.«
»Kann ich was dafür?« sagte ich
milde. »Bei Ihrer Figur? Sie sehen wirklich aufregend aus.«
»Vielleicht erinnern Sie sich
an diesen alten abgedroschenen Spruch, Leutnant«, fuhr sie auf. »Die Pointe
lautet jedenfalls so ähnlich wie: >Zusammen geschlafen zu haben ist noch
kein Anlaß, um miteinander gesellschaftlich zu verkehren.< Das drückt genau
meine Empfindungen aus.«
»Ich kann Sie nicht daran
hindern«, sagte ich. »Wo gehen Sie hin?«
»Ich weiß nicht. Irgendwohin«,
sagte sie steif. »Ich glaube, wenn ich noch länger hier oben eingesperrt
bleibe, werde ich verrückt, jetzt, nachdem der arme Hillary
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