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Al Wheeler und die Verführerin

Al Wheeler und die Verführerin

Titel: Al Wheeler und die Verführerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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sein? Haben Sie da irgendeine Vorstellung?«
    »Hier direkt in Pine City«,
sagte ich.
    »Ich werde mich in der Frühe
als allererstes darum kümmern, wenn Sie das möchten«, sagte sie voller
Enthusiasmus. »Es kann nicht so furchtbar schwer sein, den Notar zu finden, der
den Vertrag vorbereitete und die Unterschriften beglaubigte.«
    »Das wäre wunderbar«, sagte ich
zu ihr. »Jetzt wollen wir uns aber einen vergnügten Abend machen und ein paar
hübsche Paragraphenspielchen spielen oder so was. Stellen Sie sich vor, Sie
seien ein Vertrag, bei dem auch an alles gedacht worden ist, und ich sei die Klausel,
mit der man sich trotzdem herauswinden kann und die sich in den Vertrag
einzuschleichen versucht. Hallo, wo gehen Sie denn hin?«
    »Zurück ins Hotel, Süßer«,
sagte sie forsch. »Das Zweijahresgewitter mag vorüber sein, aber die Erinnerung
daran spukt mir noch zu sehr im Kopf herum. Gute Nacht, Al!«
    Sie öffnete die Tür und ging in
die Nacht hinaus.
     
     
     

12
     
    Polnik saß neben mir und
schubste mich von Zeit zu Zeit mit dem Ellbogen, um sich zu versichern, daß ich
kein Gespenst war. Er hatte sich noch nicht davon erholt, mich tatsächlich um
neun Uhr im Büro erblickt zu haben — und vielleicht wird er sich nie davon
erholen. Ich fragte mich, ob es überhaupt eine Rolle spielte.
    »Wo fahren Sie hin, Leutnant«,
fragte er schließlich.
    »Zum Motel«, sagte ich.
    »Zu dem schmierigen Bums? Wo
wir ebensogut ins Starlight Hotel hätten fahren können, um die Zeit
hätten wir vielleicht noch alle die Frauenzimmer im Hemd erwischt.«
    Ich parkte den Wagen vor dem
Raum Nummer sieben und kletterte hinaus. Polnik zwängte sich Zentimeter um
Zentimeter aus seinem Sitz, und als er es schließlich geschafft hatte,
schlurfte er langsam der Stelle zu, wo ich stand und auf Nummer sieben starrte.
    »Überlegen Sie sich, ob Sie das
Motel kaufen wollen, Leutnant?«
    »Ich habe lediglich das Ableben
eines fotografischen Genies namens Marvin betrauert«, sagte ich. »Wieviel
Fenster hat dieser Raum, Polnik?«
    »Nur eines — das, durch das Sie
gerade durchsehen«, fügte er zögernd hinzu.
    »Stimmt auffallend. Werfen Sie
mal einen Blick durchs Fenster und erzählen Sie mir, was Sie da sehen, Sherlock
Holmes.«
    »Holmes?« Polnik zupfte sich
nervös am Ohrläppchen. »Ich heiße Polnik, Leutnant, falls Sie das vergessen
haben.«
    »Ich dachte gerade an einen
Sergeanten, der früher mal in der Rauschgiftabteilung gearbeitet hat, Verzeihung«,
sagte ich. »Also blicken Sie mal durchs Fenster.«
    Polnik tat, wie ihm befohlen
und legte seine Stirne geradezu besorgniserregend in Falten.
    »Was sehen Sie?« fragte ich.
    »Innen drin, Leutnant?«
    »Ja, was also?«
    »Das Bett, die Kommode — mehr
ist eigentlich in diesem schmierigen Wonnepfuhl nicht zu sehen.«
    »Wo ist das Bett«, ermutigte
ich ihn.
    »An der Wand, mir gegenüber.«
    »Jetzt stellen Sie sich mal
vor, ich wäre in dem Raum und läge im Bett. Was würde ich da tun?«
    »Mich direkt ansehen«, sagte er
triumphierend. Ich zündete eine Zigarette an und versuchte mit dem Rauch die
Morgenluft zu verscheuchen, die wie etwas gänzlich Fremdartiges in meinen
Lungen rumorte.
    »Das ist der Grund, warum wir
das Hinscheiden von Alvien Marvin betrauern«, sagte ich. »Er war ein
fotografisches Genie. Er hat von den beiden acht höchst intime Aufnahmen
gemacht, ohne dabei von ihnen bemerkt zu werden, obwohl sie alle beide oder
auch einzeln, den Kopf nur ein bißchen hätten anzuheben brauchen, tun ihn und
seine Kamera durch das Fenster linsen zu sehen.«
    »Sind Sie sicher, daß er dabei
dieses Fenster benutzte?« fragte Polnik.
    »Es ist das einzige im ganzen
Raum.«
    »Stimmt.« Er dachte einen
Augenblick nach. »Vielleicht wartete er, bis es dunkel war, so daß sie ihn
nicht bemerken konnten.«
    »Und das Blitzlicht?«
    Ich hörte schwere Schritte
hinter mir schlurfen und drehte mich um, um Mr. Jones zu begrüßen.
    »Sie müssen eine Schwäche für
diesen Ort haben, Leutnant«, sagte er säuerlich. »Sie kommen immer wieder.« Er
spuckte verächtlich und verzierte dabei den Fußboden knappe zehn Zentimeter von
meinem rechten Schuh mit einem neuen Fleck.
    »Habe die Flugbahn falsch
berechnet«, brummte er reichlich unverschämt. »Tut mir leid.«
    »Sie wissen doch, was mir beim
Verdreschen von alten Knackern so gut gefällt, Sergeant«, sagte ich beiläufig.
»Die Kerle haben keine Gelegenheit, zurückzuschlagen.«
    »Mit ihren morschen Knochen
sind sie

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