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Al Wheeler und die Verführerin

Al Wheeler und die Verführerin

Titel: Al Wheeler und die Verführerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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daß
Johnson sich meldete, lächelte ich ihn an. Rays Gesichtsausdruck durchlief eine
bemerkenswerte Zahl von Veränderungen. Ganz so, als habe er eben seine Prüfung
an der Schauspielschule bestanden und sei darauf aus, bei seinem ersten
Auftritt gleich einen Oscar zu gewinnen.
    »Das können Sie mir nicht
antun«, sagte er heiser. »Sie dreckiger, stinkiger, lausiger Polyp.«
    »Wie Sie und Ihr Bruder Rickie
sich ähneln«, sagte ich, »Sie haben sogar dieselbe Ausdrucksweise.«
    »Das werden Sie mir büßen
müssen, Wheeler!« bellte er plötzlich. »Ich hab’ Ihnen schon mal gesagt, daß
ich Sie drankriege, und wenn es das Letzte ist, was ich je...«
    »Halten Sie den Mund«, sagte
ich zu ihm. »Jedesmal, wenn ich Ihrem Gequatsche zuhören muß, wird mir ganz
schlecht, Willis. Als ich das letztemal hier war, haben Sie mich mit der
Pistole bedroht. Ich habe das nicht vergessen. Wenn Sie jetzt noch einmal den
Mund aufmachen, mache ich Mus aus Ihnen.«
    Einen Augenblick lang starrte
er mich mit aufgerissenem Mund an. Dann stürzte er blindlings am Schreibtisch
vorbei zur Tür. Vielleicht hatte er sein Hirn draußen liegengelassen und war
auf und davon, um es zu holen.
    »Johnson«, sagte eine forsche
Stimme in mein Ohr.
    »Ich dachte schon, Sie wären
gestorben«, sagte ich beiläufig. »Aber wahrscheinlich waren Sie gerade dabei,
einer Polizeirekrutin die letzte Unterrichtsstunde in Judo zu geben?«
    »Al Wheeler«, sagte er, »wo
brennt’s bei Ihnen? Haben Sie irgendwo ‘ne Blondine liegengelassen?«
    »Wenn Sie sie finden, können
Sie sie behalten, Bill«, sagte ich großzügig. »Ich habe hier eine reizende
kleine Sache für Sie, die lediglich noch Ihrer fürsorglichen Hand bedarf.«
    »Okay. — Schießen Sie schon
los!«
    »Unter einer Bedingung.«
    »Bei Ihnen gibt’s doch nie eine
ganz klare Sache«, sagte er in resigniertem Ton.
    »Der Besitzer ist ein Bursche
namens Ray Willis — setzen Sie ihn unter allen Umständen fest, aber stellen Sie
sicher, daß er gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt wird. Ich möchte ihn frei
herumlaufen haben, damit er noch schlimmere Untaten begeht.«
    »Wenn Sie wünschen«, sagte
Johnson, »aber jetzt erzählen Sie mir mal die Einzelheiten.«
    Ich gab ihm den Namen und die
Adresse des Klubs und erzählte ihm, um was für ein Etablissement es sich
handelte.
    »Ein privater Schlüsselklub?«
sagte er. »Wie lange haben Sie denn schon einen Schlüssel, Al?«
    »Seit langem«, sagte ich keß.
»Eines der Mitglieder heißt Denby — genannt der alte Denby—, eines der Mädchen
hat ihm vor ein paar Tagen ein blaues Auge geschlagen, wenn Sie ihn also finden
sollten, wird er einen guten Anklagezeugen für Sie abgeben.«
    »Ich werde ihn finden«, sagte
Johnson zuversichtlich. »Innerhalb der nächsten Stunde wird der Klub im
wahrsten Sinne der Bedeutung eine Doppelnull sein.«
    »Ich werde rechtzeitig
andrehen, um mir die nächste Folge Ihrer Sendung anzuhören«, sagte ich. »Auf
bald, Bill.«
    »Ja«, sagte er, »und vielen
Dank.«
    Beim Hinausgehen hielt ich an,
um mir meinen Hut von Jerry Cushman abzuholen.
    »Gehen Sie schon, Leutnant?«
sagte sie und zog eine reizende Schnute.
    »Ganz neue Entwicklung«, sagte
ich. »Haben Sie einen Mantel? Ziehen Sie ihn an, und machen Sie, daß Sie nach
Hause kommen.«
    »Wenn ich so früh gehe, werde
ich hinausgeschmissen«, sagte sie.
    »Sie werden so oder so
rausgeschmissen, Süße«, sagte ich müde. »Es hat mit der neuen Entwicklung zu
tun, von der ich Ihnen erzählte. Alle werden rausgeschmissen. Aber Sie werden
es bei der Polizei erfahren, und den Fahrschein nach Hause kriegen Sie vom
Kautionsonkel.«
    »Der Groschen fällt, Leutnant«,
sagte sie rasch. »Ich hole meinen Mantel und bin schon verduftet.«
    »Traurig, Sie nicht mehr in
Ihrer lieblichen Aufmachung sehen zu können«, sagte ich. »Aber so ist das nun
mal in der Vergnügungsbranche.«
    »Von Vergnügung scheint da
vorläufig gar nichts drinzustehen«, sagte sie. »Vielen Dank für den Tip,
Leutnant. Falls ich Schwierigkeiten haben sollte, einen neuen Job zu finden,
werde ich Sie anrufen.«
    »Dazu brauchen Sie doch nicht
erst einen Job zu suchen«, sagte ich. »Rufen Sie mich einfach an. Ich hab’ eine
HiFi-Anlage mit fünf Lautsprechern in meiner Wohnung. Ich kann fünf
verschiedene Cocktails mixen, ohne ins Kochbuch zu gucken. Ich bin ein ganz
ungewöhnlicher und interessanter Mensch. Ich kann Ihnen das Leben von einer
Seite zeigen, die Sie vorher nie gekannt

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