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Al Wheeler und die Verführerin

Al Wheeler und die Verführerin

Titel: Al Wheeler und die Verführerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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auch zu zerbrechlich«, murmelte Polnik. »Aber das liegt wohl daran,
daß sie so alt sind.«
    »Wenn Sie hier irgendwelche amtlichen
Funktionen erfüllen, Leutnant«, sagte Jones entschieden, »dann legen Sie los!
Wenn nicht, hauen Sie ab!«
    »Nummer sieben«, sagte ich, und
deutete auf den Raum vor uns. »Da drin haben doch die beiden jungen Leute
gewohnt, nicht wahr?«
    »Das wissen Sie doch.«
    »Und da Nummer neun«, ich
deutete weiter, »da wohnte doch Marvin drin, nicht wahr?«
    »Veranstalten Sie ein
Abzählspiel?« fragte er steif.
    »Und in der Mitte zwischen
beiden liegt Nummer acht«, sagte ich. »Würden Sie den Raum bitte für uns
öffnen, Mr. Jones?«
    »Wozu denn?«
    »Weil ich Sie höflich darum
gebeten habe.«
    »Sie haben kein Recht. Wo ist
Ihr Haussuchungsbefehl?« platzte er los.
    »Okay«, seufzte ich freundlich.
»Sergeant, da gibt es doch eine Gesundheitsamtsverordnung, die das Spucken zehn
Meter im Umkreis von jedem Gebäude, das an die Allgemeinheit vermietet oder
verpachtet wird, verbietet. Legen Sie Mr. Jones Handschellen an und setzen Sie
ihn in den Wagen. Wenn wir zurückfahren, nehmen wir ihn mit und buchten ihn
ein, sowie wir in der Stadt sind. Inzwischen holen Sie bitte die Schlüssel.«
    »Ja, Leutnant.« Polnik strahlte
übers ganze Gesicht.
    »Schon gut«, brummte Jones,
»ich hole die Schlüssel.«
    Ich wartete, während Jones
steifbeinig in sein Büro hinüberging, wobei Polnik — ihm dicht auf den Fersen —
geräuschvoll in seinen Kragen schnaufte. Binnen zwei Minuten waren beide
zurück, und Jones gab mir den Schlüssel.
    »Es wäre mir lieber, wenn Sie
aufmachten«, sagte ich zu ihm.
    Er brummte, steckte den
Schlüssel ins Schloß, drehte ihn um und stieß die Tür auf. »Nach Ihnen«, sagte
ich. Drinnen war ein Bett, auf dem eine nackte Matratze lag, und eine Kommode,
die der in den anderen Räumen glich, das war alles.
    Ich schubste Jones in das Bad
und folgte ihm nach. Es sah wie in dem Traumhaus eines Beatniks aus. Überall
lag Geraffel herum. Entwicklertanks, Schalen mit Fixierlösung und Schalen, in
denen von einer Flüssigkeit eine harte braune Kruste übriggeblieben war. An der
Wand entlang ging eine hölzerne Bank, auf der ein Vergrößerungsapparat montiert
war. Daneben lag eine kostspielig aussehende 35-mm-Kamera mit einem
f/1,8-Objektiv.
    »Ihr Hobby, Mr. Jones?« fragte
ich höflich.
    »Ist wohl nicht verboten.« Er
spuckte in das von Säureflecken verzierte Waschbecken. »Ich habe Ihnen doch
erzählt, daß ich eine Kamera besitze.«
    »In der Tat«, sagte ich.
    Wieder im anderen Zimmer,
untersuchte ich die Trennwand zwischen den beiden Räumen sehr sorgfältig. Wenn
man nicht ganz nahe daran ging, bemerkte man gar nichts. Aber dann wurde ein
viereckiges Stück Holz sichtbar, das sich leicht in geschmierten Rillen hin-
und herschieben ließ und dabei ein rundes Loch freigab, das, wie ich vermutete,
in seiner Größe genau dem Objektiv der Kamera entsprach.
    Wer immer die Kamera benutzt
hatte, mußte die genaue Entfernung zwischen Objektiv und Mitte des Betts
gekannt haben, so daß es keiner weiteren Einstellung mehr bedurfte. Das kleine
Holzstück konnte noch eine Idee weitergeschoben werden, so daß der Kameramann
die Benutzer des nächsten Raumes so lange beobachten konnte, bis er sicher war,
daß diese viel zuviel mit sich selber beschäftigt waren, um das kleine Loch in
der Wand bemerken zu können. Auf diese Weise ersetzte die Linse der Kamera das
menschliche Auge, jederzeit bereit, das, was vielleicht eine vorübergehende
Laune war, in ein bleibendes Dokument zu verwandeln.
    »Was hat Ihnen eigentlich mehr
Spaß gemacht, Mr. Jones«, fragte ich ihn, »das Lochgucken oder das
Fotografieren?
    Rufen Sie den Sheriff an«,
sagte ich zu Polnik, »und bitten Sie ihn, sofort hierherzukommen. Ich möchte,
daß er das hier sieht.«
    Der Hotelbesitzer lehnte sich
gegen die Wand, sein Gesicht war plötzlich zehn Jahre älter geworden. Ich hätte
es nicht für möglich gehalten, daß er das schaffte und dabei noch immer am
Leben blieb.
    Lavers kam eine halbe Stunde
später geschäftig in den Raum, und ich zeigte ihm das Loch in der Wand.
    »Wie sind Sie da
draufgekommen?« fragte er mißtrauisch.
    »Wie ich schon sagte, Sheriff,
es war offensichtlich unmöglich, daß Marvin diese Aufnahmen durch das Fenster
gemacht haben konnte, und die andere Möglichkeit, daß Rickie und Angela sich
für derartige Aufnahmen zur Verfügung gestellt haben, schien mir
unwahrscheinlich.

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