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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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über alles Mögliche nachzudenken.«
    »Ich verstehe«, antwortete Frau Cooper. »Na gut, steh auf, Kleine. Lass mich mal sehen!«
    Alanna stand auf, berührte ihr hochgestecktes Haar und zupfte an ihrem Rock. Frau Cooper sah sie so komisch an.
    »Stimmt was nicht?«, fragte Alanna nervös.
    Die ältere Frau drehte sie zum Spiegel. Alanna schluckte. Vor ihr stand eine Dame .
    »Ich bin schön«, flüsterte sie ehrfürchtig.
    Darüber musste Frau Cooper lachen. »Man kann dich lassen«, sagte sie und schob Alanna in die Küche. »So schön wie Lady Delia oder die neue Dame am Hof, Cythera von Eiden, bist du nicht.«
    Alanna seufzte. »So schön wie Lady Cythera ist keine«, sagte sie trocken und wollte sich setzen.
    »So doch nicht!«, rief Frau Cooper entsetzt. »Du zerknitterst ja deine Röcke! Du musst sie mit den Händen anheben  – so –, und wenn du sitzt, breitest du sie um dich herum aus. Und stell die Füße nebeneinander.«
    Alanna musste es einige Male probieren, bis es klappte.
    »Ein richtiges Mädchen zu werden wird ebenso schwierig sein wie damals, als ich lernen musste mich wie ein Junge zu benehmen.«
    »Schwieriger«, sagte die Frau und stellte den Tee auf. »Die
meisten Mädchen müssen sich nicht erst mal abgewöhnen sich wie ein Junge aufzuführen. Und jetzt musst du noch mal Hofmanieren lernen.«
    »Hofmanieren beherrsche ich schon«, protestierte Alanna und holte die Tassen herunter.
    »Beherrschst du die verschiedenen Arten, einen Knicks zu machen?« Alanna schüttelte den Kopf. »Weißt du, wie man Einladungen schreibt?« Alanna schüttelte den Kopf. »Wie man von einem jungen Ritter oder einem verheirateten Mann Blumen entgegennimmt?«
    »Als würde ich von irgendeinem Blumen kriegen!«, schnaubte Alanna. Sie stöberte in den Schränken. »Gibt es noch Gebäck?«
    »Ich habe frisches gebacken...«
    »Mächtige Gnädige Mutter!«, stöhnte Alanna. Sie hörte Pferde im Hof. Da kam Besuch! Ihre Hand flog zum Glutstein und zu dem Talisman, der sie gegen Schwangerschaft schützen sollte. Da ihr Kleid so tief ausgeschnitten war, war beides gut sichtbar. Sie rannte zu der Tür, die zu den anderen Zimmern führte.
    Frau Cooper hielt sie fest. »Was ist denn in dich gefahren?«
    Die Küchentür ging auf. »Schau mal, Mutter, wen ich mitgebracht habe, damit du ihn kennenlernst!«, rief Georg. Er drehte sich zu jemandem um, der noch draußen stand. »Komm rein! Sie ist da.«
    »Steh gerade«, befahl Frau Cooper Alanna. »Bleib da. Irgendwann musst du ihm gegenübertreten.«
    Alanna machte einen tiefen Atemzug und drehte sich um. Georg sah immer noch nach draußen. »Der Mann kümmert sich um dein Pferd; dafür ist er da«, erklärte er seinem Begleiter.
Er sah zu seiner Mutter. »Entschuldige. Ich wusste nicht, dass du Be...«
    Der König der Diebe brach abrupt ab. Seine Augen wurden groß. Er musterte Alanna von Kopf bis Fuß, während sie errötete. »Es ist unhöflich, jemanden so anzustarren«, sagte sie schroff.
    »Georg, du versperrst mir den Weg.« Jemand, der hinter ihm stand, lachte. Alanna wurde blass. Diese Stimme kannte sie. »Hast du’s dir anders überlegt? Willst du plötzlich nicht mehr, dass ich deine Mutter kennenlerne?« Der Prinz, der wie immer, wenn er in die Stadt kam, ein schlichtes Hemd und Kniehosen trug, drängte sich hinter dem Dieb vorbei in die Küche.
    Frau Cooper trat ihm lächelnd entgegen. »Ihr seid also Prinz Jonathan – oder seid Ihr heute Johnny?«
    »In der Stadt bin ich immer Johnny«, sagte Jonathan.
    Alanna stemmte die Hände in die Hüften und zog eine finstere Miene. »Erzählst du das jeder fremden jungen Dame, die du so triffst?«, wollte sie wissen.
    Jonathan sah sie an und runzelte ein wenig die Stirn. »Vergebt mir, gnädiges Fräulein. Ich sah nicht ...« Seine Stimme wurde immer leiser und verklang, während er sie anstarrte. Schließlich flüsterte er: »Du ... du trägst ja ein Kleid. Du siehst...« Er wurde rot, schluckte und wechselte das Thema. »Wo hast du den Stein her, den du um den Hals trägst? Den hab ich noch nie gesehen.«
    »Macht die Tür zu!«, befahl ihm Frau Cooper. »Ihr lasst die Kälte herein. Ich glaube, wir brauchen noch zwei Tassen, Mädchen.«
    Georg packte Alanna am Arm, als sie an ihm vorbeiging. »Du bist also tatsächlich ein Mädchen?«

    »Ich dachte, das wüsstest du«, entgegnete Alanna unwirsch. Sie sah Jonathan an. »Du scheinst nicht überrascht zu sein.«
    Er lachte. »Doch, das bin ich. Ein bisschen schon.

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