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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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die sie von den Männern aus der Drellfestung gelernt hatte.
    »Warum bist du so durcheinander?«, fragte Jonathan sie in dieser Nacht. »Merkst du denn nicht, dass wir dich alle lieben und dir Erfolg wünschen – auch wenn du uns verlässt?«
    »Umso mehr werden sie mich hassen, wenn sie die Wahrheit erfahren«, sagte Alanna unglücklich.
    »Ach Quatsch. Meinst du nicht, dass manch einer von ihnen inzwischen was vermutet?«
    Alanna sah ihren Freund und Geliebten an. »Myles«, flüsterte sie. »Ich möchte wetten, dass er es weiß.«
    Jonathan entschloss sich, die äußerst eigenartige Unterhaltung, die er mit Myles am Tag nach der Entführung Alannas durch die Tusainer geführt hatte, nicht zu erwähnen. »Warum fragst du ihn nicht?«, entgegnete er stattdessen.
    Darüber dachte Alanna nach, als ihr etwas anderes einfiel. »Jonathan – ich brauche zwei Ritter, die mich in den Ritterkodex einweisen, während ich vor der Prüfung das Reinigungsbad nehme. Was soll ich tun?«
    »Ich schlage vor, dass du Vetter Gary Bescheid sagst«, gähnte Jonathan und ließ sich auf sein Bett sinken. »Er wird das Ganze für einen Riesenspaß halten. Aber ich glaube, wir können dich auch nach dem Bad einweisen.«
    Alanna lachte und legte sich neben ihn. »Du willst nur nicht, dass Gary mich nackt sieht.«
    »Da hast du recht, das will ich nicht! Willst du das?«, fragte Jonathan misstrauisch und sah ihr in die Augen. Als Alanna bloß kicherte, wiederholte Jonathan: »willst du das?«

    »Für einen, der es nicht ernst meint mit mir, bist du ziemlich eifersüchtig«, sagte sie und lachte.
    Jonathan zwang sie, ihn anzusehen. »Ich meine es ernst mit dir. Auf meine Art«, sagte er ruhig. »Aber wenn ich von Liebe spräche, liefest du mir weg.«
    »Bitte tu es nicht, Jonathan«, flüsterte sie.
    »Siehst du, was ich meine?« Er gähnte wieder. »Reg dich nicht auf. So oder so kann ich nicht vom Heiraten reden ...«
    »Ich will auch nicht vom Heiraten reden!«, rief sie. »Und ich will auch nicht, dass du von Liebe ...«
    Jonathan brachte sie zum Verstummen, indem er ihr die Hand auf den Mund legte. »Ich liebe dich, Alanna«, sagte er mit fester Stimme. »Du brauchst das nicht weiter zu beachten, wenn du nicht willst, aber ich liebe dich. Schlaf jetzt.«
    Alanna lag lange wach. Sie wünschte sich, er hätte es nicht gesagt, und doch war sie glücklich darüber. Sobald sie ein Ritter sein würde, wollte sie weggehen. Daran gab es keinen Zweifel. Und Jonathan musste eine Ehe eingehen, die gut war fürs Königreich. Daran gab es auch keinen Zweifel. Und doch ...
    Sie dachte, er schliefe. »Ich liebe dich auch, Jonathan«, flüsterte sie.
    Er schlang den Arm um sie und zog sie näher zu sich. »Ich weiß.«

9
Die Prüfung

    Kurz nach ihrem Geburtstag machten Alanna und Gary einen Tagesritt in den Königswald. Jonathan sah zu, wie sie davonritten. Er wusste, was Alanna mit seinem Vetter zu besprechen hatte. Er war nervös. Wie mochte sich wohl Alanna fühlen, für die so viel mehr auf dem Spiel stand?
    »Was du auch immer auf dem Herzen haben magst, du sagst es mir am besten gleich und bringst es hinter dich«, meinte Gary, nachdem sie eine Stunde lang schweigend geritten waren. »Es muss ja ziemlich wichtig sein.«
    Alanna wischte die winzigen Schweißtröpfchen weg, die auf ihrer Oberlippe standen. »Das ist es«, gab sie zu. »Gary, ist dir – ist dir jemals der Gedanke gekommen, ich könnte ein anderer sein als der, der ich zu sein scheine?«
    Er zuckte die Achseln. »Schon seit ich dich kennenlernte, weiß ich, dass dich ein großes Geheimnis umgibt«, antwortete er. »Ich dachte mir immer, früher oder später würdest du es mir verraten.«
    Alanna machte einen tiefen Atemzug. »Ich bin ein Mädchen«, sagte sie ohne Umschweife. »Ich – in Wirklichkeit heiße ich Alanna. Ich komme von Trebond, und Lord Thom ist wirklich mein Zwillingsbruder.«

    Gary zügelte abrupt sein Pferd und starrte sie an. »Mach keine Witze!«
    Alanna, die auf Moonlights Nacken hinuntergesehen hatte, hob den Kopf. »Ich mache keine Witze. Das ist die Wahrheit!«
    »Wo sind dann deine Brüste?«, erkundigte er sich.
    Alanna wurde rot. »Den schnüre ich mit einem Korsett flach.«
    »Aber wenn du badest ...« Gary brach ab und pfiff. »Keiner von uns hat dich jemals baden sehen! Und schwimmen auch nicht!«
    »Stimmt.«
    Gary zupfte gedankenverloren an seinem Oberlippenbart. »Wer weiß es sonst noch?«
    Alanna schluckte. Er schien nicht wütend zu

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