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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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heraus, als wir gegen die Ysandir
kämpften.« Beide Mädchen machten das Zeichen gegen das Böse. Wie alle Bazhir waren sie in Furcht vor den Ysandir aufgewachsen. »Sie zauberten meine Kleider weg«, fuhr Alanna errötend fort. »Und inzwischen war ich alt genug – da war kein Missverständnis möglich.«
    »Deine Brüste.« Kara nickte. Verwirrt fügte sie hinzu: »Stimmt! Wie hast du es geschafft, die zu verbergen?«
    »Ich habe sie mir bandagiert«, gestand Alanna. »Und mein Hemd habe ich auch nie ausgezogen, wenn die Jungs in der Nähe waren. Zuerst war es schwierig, aber nach einer Weile akzeptierten sie, dass ich eben einfach etwas eigen war.«
    »Eins begreife ich immer noch nicht.« Kara runzelte die Stirn. »Frauen sind doch schwächer als Männer und eignen sich nicht zum Krieger. Sicher konnte man doch sehen...«
    »Nein, das konnte man nicht«, sagte Alanna mit fester Stimme und trank ihren Saft aus. »Ich arbeitete schwer, um meinen Schild zu erringen, stand früh auf, übte bis spät in die Nacht hinein. Es war hart, sehr hart sogar. Aber es hat sich gelohnt. Ich war so gut, dass mich Jonathan zu seinem Knappen machte.«
    »Hat er sich’s anders überlegt, als er die Wahrheit erfuhr?«, fragte Kourrem, während sie aufräumte.
    Alanna wurde wieder rot. »Nein. Er sagte, es sei ihm egal. Ich sei so oder so einer der besten Kämpfer am Hof.«
    »Von unseren Männern hätte das keiner gesagt«, murrte Kourrem. »Selbst wenn es der Wahrheit entsprochen hätte.«
    »Das kann man nicht wissen«, sagte Alanna zu dem jüngeren Mädchen. »Erst vor Kurzem erfuhr ich, dass Myles die ganzen Jahre Bescheid wusste. Männer sind komisch.« Mit einem Blick auf Kara sagte sie: »Weshalb machst du so ein unglückliches Gesicht?«

    »Du hattest nie einen jungen Mann«, erklärte Kara traurig. »Du weißt schon – einen, der dir Geschenke macht, der mit dir spazieren geht ...«
    »Den haben wir auch nicht«, erinnerte Kourrem sie.
    »Wir sind mehr oder weniger Geächtete im Stamm«, entgegnete Kara. »Ganz bestimmt liegt die Sache bei Alanna anders.«
    »Höchstens, Prinz Jonathan...«, murmelte Kourrem. Beide Mädchen sahen, wie Alanna gedankenverloren lächelte. Sie kicherten.
    »Es wird Zeit, dass ich mich im Dorf umsehe«, meinte Alanna und stand auf.
    Sie konnte den beiden nicht erklären, dass ihr Verhältnis zu Jon über Geschenkemachen und gemeinsame Spaziergänge längst weit hinausging. Genauso wenig konnte sie den beiden Unschuldslämmern erzählen, dass Georg, der König der Diebe, mehr als einmal angedeutet hatte, dass er den Platz, den Jon in ihrem Herzen einnahm, gern übernommen hätte.
    Das würde sie lediglich durcheinanderbringen, sagte sich Alanna, als die Mädchen wieder ihre Schleier anlegten. Obwohl sie sicher nicht verwirrter sein könnten, als ich es bin.
     
    Das staubfarbene Zeltdorf lag ruhig da. Nur das Gelächter der Kinder und das Gackern der Hühner war zu hören. Kaum einer der Männer war zu sehen. Entweder sie sind ausgeritten oder sie schlafen sich aus nach der gestrigen Nacht, dachte Alanna mürrisch. Fast alle Frauen, die unterwegs waren, gingen ihr aus dem Weg. Verblüfft blieb sie stehen, um zu sehen, ob eine bereit war ihrem Blick zu begegnen. Nur die ganz kleinen Kinder wagten es und die wurden von ihren Müttern hastig aus Alannas Sichtweite gezerrt.

    »Die halten mich wirklich und wahrhaftig für eine Dämonin«, flüsterte sie entsetzt.
    »Sie sind nur unwissend«, widersprach Kourrem. »Wir  – Kara, Ishak und ich –, wir wissen, dass du eine normale Frau bist.«
    »Normal nicht«, wandte Kara ein. »Aber wirklich .«
    Alanna blieb stehen. »Wieso seid ihr drei so schnell bereit, daran zu glauben, dass ich ein ganz gewöhnlicher Mensch bin?«, fragte sie. Die beiden Mädchen wechselten einen Blick.
    »Akhnan Ibn Nazzir sagt, uns drei könne man mit Leichtigkeit vom rechten Weg abbringen. Bei uns fiele das Böse auf fruchtbaren Boden«, erklärte Kara. Ihre Miene hatte sich verdunkelt. »Vielleicht fällt bei mir das Böse ja tatsächlich auf fruchtbaren Boden!«, rief sie. »Aber wenigstens bin ich kein bösartiger alter Mann, der alles Neuartige verdammt! Ich erkläre keinen zum Geächteten, nur weil er sich mir nicht unterwirft!«
    Kourrem nickte feierlich. »Das stimmt«, versicherte sie Alanna. »Halef Seif lässt nicht zu, dass uns Ibn Nazzir verstößt und in die Wüste schickt; wenn aber dieser Schamane noch lebt, sobald Halef Seif einmal

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