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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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einem Lederriemen das Haar zurückband. Während sie mit ihren Lockerungsübungen begann, kniete er sich neben sie. »Gib gut auf dich Acht!«, flüsterte er. »Hier wird bis zum Tod gekämpft.« Alanna rieb sich die Handflächen mit Sand trocken. »Ich töte nur, wenn es sich nicht vermeiden lässt«, entgegnete sie leise. Sie musste an ihr letztes Duell denken.
    Coram zuckte die Achseln. »Wie auch immer – wenn’s darum geht, ob du stirbst oder er, dann entscheid dich lieber für ihn.«
    Alanna lächelte ihren langjährigen Lehrer an und nahm
von Ishak den Dolch entgegen, den er aus ihrem Zelt geholt hatte. »Dagegen habe ich nichts einzuwenden.« Während sie darauf wartete, dass der Schamane seine Ermahnungen an ihren Gegner zu Ende brachte, nestelte sie an ihrem Glutstein herum. Es gelang ihr nicht, die Erinnerung an das Duell vor vier Wochen aus ihrem Kopf zu vertreiben. Es hatte damit geendet, dass Herzog Roger tot am Boden des Großen Thronsaals lag. Ganz im Gegensatz zum Herzog, dem Zauberer, hasste sie diesen Mann vom Stamme des Blutigen Falken nicht, und sie hoffte, dass es keinen Toten geben würde heute Abend.
    Halef erhob sich. »Bist du bereit, Mann unseres Stammes?«
    Hakim salutierte dem Häuptling mit seinem Dolch. »Ich bin bereit.«
    »Seid Ihr ebenfalls bereit, Untertanin des nordischen Königs?«
    Alanna salutierte. Ihr Mund war total trocken. »Das bin ich.«
    Der Häuptling klatschte scharf in die Hände, die Stammesangehörigen traten zurück. Hakim umrundete Alanna mit wachsamen Augen.
    »Bereitet Euch auf Euren Tod vor, Frau!«, rief er.
    Alanna duckte sich und beobachtete schweigend, wie er sie umkreiste. Den Brauch, den Gegner lauthals zu beschimpfen, hatte sie nie übernommen. Und jetzt war nicht der rechte Zeitpunkt, um damit anzufangen. Lieber befolgte sie den Ratschlag ihres Freundes Georg, des Königs der Diebe, und behielt Hakims Klinge im Auge. Er stieß zu, sie wich seitwärts aus, kam wieder angetänzelt und führte einen Hieb auf seine Brust. Er machte einen Satz nach hinten und begann von Neuem, sie wachsam zu umkreisen. An ihrer
blitzschnellen Reaktion hatte er gemerkt, dass er sich vorsehen musste.
    Er machte eine Finte, zielte nach oben, dann riss er sein Messer von unten herauf. Alanna wandte ihm die Seite zu; als sein Arm an ihr vorbeigeschossen kam, packte sie zu, warf Hakim Fahrar über die Hüfte und brachte ihn so zu Fall. Coram ließ einen Freudenschrei fahren - der Ringkampf war immer ihr schwacher Punkt gewesen –, aber er verstummte, als ihm die Bazhir wütende Blicke zuwarfen.
    Hakim rollte sich ab und kam wieder hoch, während sich Alanna abseits hielt, weil sie ihren Vorteil nicht ausnutzen wollte. Er wischte sich die Hände an seinen Kniehosen ab, ohne sie aus den Augen zu lassen. Er schwitzte, und Alanna spürte die Angst, die er ausdünstete. Das wird ihn lehren eine Frau für einen harmlosen Gegner zu halten , dachte sie, als sie sich auf ihn stürzte.
    Er band ihre Klinge direkt unter dem Heft und drückte die überkreuzten Waffen nach unten. Alanna ließ sich fallen und rollte weg, bevor sie wieder auf die Füße sprang. Hakim machte einen heftigen Ausfall, versuchte, ihre ungeschützte Schulter zu treffen, doch Alanna drehte sich weg und stieß in das Netz von Muskeln am unteren Teil seines Oberarms. Sie riss das Messer wieder heraus, gerade als er sie mit der Faust so hart ins Rückgrat traf, dass es ihr die Luft aus der Lunge trieb. Wieder ließ sie sich fallen und rollte weg. Nun warf er sich auf sie. Diesmal half sie mit dem Fuß nach, sodass er über ihren Kopf und quer über den freien Platz flog.
    Schwer atmend rollte sie sich ab und kam wieder auf die Beine. Auch Hakim erhob sich und schüttelte die Schweißtropfen ab, die ihm in die Augen liefen. Er schloss zu langsam auf, wodurch er ihr Zeit gab Stellung zu beziehen. Sofort
packte sie den Arm, mit dem er seine Waffe hielt, und versetzte ihm mit dem Knauf ihres Dolches einen harten Schlag gegen die Schläfe. Hakim fiel um wie ein Baum. Er rührte sich nicht mehr.
    »Ihr könnt ihn töten«, sagte Halef. »Es ist Euer Recht.«
    Alanna wischte sich über das schweißnasse Gesicht. »Ich töte nicht, wenn es nicht sein muss. Ich hasse so eine Verschwendung.«
    Die Männer halfen Hakim aus dem Kreis, während ihr Coram ein Handtuch reichte. Trusty strich um ihre Knöchel. »Gut gemacht«, flüsterte der ehemalige Soldat. »Alle, die dich unterrichteten, wären stolz gewesen auf diesen

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