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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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glaube, wir werden die Wachen nicht stören.« Gerade wollte er sich erheben, doch dann streckte er sich noch einmal neben ihr aus. »Ein wenig Licht wäre hilfreich – Schamanin.« Er lächelte.
    Alanna fühlte in sich hinein und suchte das kleine Feuer, das stets tief versteckt in ihr brannte, wo nur sie es finden konnte. Sie brachte es hervor. Erregung stieg in ihr auf, als es
rasch zu der Stärke heranwuchs, die sie brauchte. Violettes Feuer, das die ganze Umgebung erhellte, flammte von ihren Handflächen auf. Die Männer aus den Hügeln stießen Schreie aus und rissen die Hände hoch, um ihre Augen zu schützen. Halef Seif ließ einen Kriegsruf ertönen, während er in die Schlucht hinunterkletterte. Alanna brauchte beide Hände, und zwar schnell. Verzweifelt sah sie sich um. Als sie einen Stein entdeckte, deutete sie darauf und gab ihrer Zauberkraft den Befehl. Sie wusste nicht, ob das, was sie plante, möglich war, aber ihr blieb keine Zeit zum Überlegen. Das violette Feuer strömte in den großen Stein und füllte ihn an, wie es, zuvor sie angefüllt hatte. Einen Augenblick lang flackerte es, und es sah so aus, als wolle es verlöschen, doch dann wurde es Teil des Steins. Ein mächtiges Leuchtfeuer erhellte die Schlucht, die unter ihr lag.
    »Für Tortall und den König!«, rief Alanna und kletterte hinter Halef Seif her. Als sie das Kristallschwert zog, fühlte sie, wie es in ihrer Hand Unheil kündend summte. Wieder griff die Zauberkraft der Waffe um sich und suchte einen Weg, die Kontrolle über Alanna zu übernehmen. Doch sie konzentrierte sich einzig und allein auf die Männer von den Hügeln, die Halef Seif bedrängten, biss die Zähne zusammen, widersetzte sich und befahl dem Schwert lautlos: Hör auf damit!
    Zwei der Männer hatten sie entdeckt. Nun griffen sie an, der eine mit der Axt, der andere mit dem Breitschwert. Sie duckte sich unter dem Axthieb durch, kam von unten und durchbohrte den Angreifer mit ihrer Klinge. Einen Augenblick lang stieg wild ein abartiger, schwarzer Triumph in ihr auf. Sie erstarrte. Die Zauberkraft des Schwertes verwandelte ihren grimmigen Stolz, weil sie der bessere Krieger war, in
eine hässliche Freude am Töten. Zitternd kämpfte sie gegen den Wunsch an, den Mann wieder und immer wieder zu durchbohren, bis Halef Seif ihren Namen brüllte. Gerade noch rechtzeitig wirbelte sie herum, um das herabfallende Breitschwert mit dem Heft des Kristallschwerts aufzufangen. Das Schwert des Gegners war größer und schwerer als das ihre, und auch er selbst war größer und schwerer als sie, doch die seltsame graue Klinge hielt stand. Ihr geisterhaftes Flackern zog den Blick ihres Gegners auf sich. Alanna löste sich, kam zurück und führte einen Stoß unter seiner Waffe hindurch und nach oben. Der Mann starrte noch immer ihr Schwert an. Er versuchte, ihren Hieb abzublocken, aber er reagierte nicht schnell genug. Das Kristallschwert flog aufwärts, durchbrach seine Deckung und fuhr ihm tief in den Hals. Diesmal war sie gefasst auf die Macht, die aus dem Schwert strömte, schlug mit ihrem Bewusstsein zurück und zerrte am Ursprung der bösen Kraft. Wäre von ihr verlangt worden diesen Ursprung zu beschreiben, so hätte sie gesagt, er fühle sich an wie ein Knoten in den Fäden der Macht, die die Zauberkraft des Schwerts bildeten. Jetzt schnitt ihr Bewusstsein durch diesen Knoten, zerrte ihn aus der Tiefe des Schwertes und schleuderte ihn in die Nacht. Gerade hatte sich der letzte Angreifer entschlossen die Flucht zu ergreifen, als ihn das Böse, das Alanna fortgeschleudert hatte, in den Rücken traf und ihn auf der Stelle in ein Häufchen Asche verwandelte.
    »Das habe ich nicht gewollt«, flüsterte sie erschöpft, während sie ihre Klinge am Umhang eines der gefallenen Männer abwischte. Das Summen des Schwertes war jetzt schwächer geworden; der hässliche Triumph, den sie beim Töten verspürt hatte, war nur noch ein Schatten in ihrer Erinnerung.
    »Es wäre leichtsinnig gewesen, ihn entkommen zu lassen, damit er seinem Stamm Bericht gibt«, erklärte der Häuptling ernst. »Was war denn eigentlich los mit dir? Du hast nicht mit voller Kraft gekämpft.« Mit scharfem Blick musterte er das Kristallschwert, als sie es wieder in die Scheide steckte. »Das Schwert ist böse. Es wird sich gegen dich wenden.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Böse ist nur sehr wenig von dem, was wirklich ist, Halef Seif«, entgegnete sie. »Die Magie selbst ist nicht böse, nur kann man sie zum Bösen

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