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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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lachten, was für große Augen Alanna machte, während sie über den Marktplatz von Corus liefen. »Mach den Mund zu, Bauernjunge«, zog er sie auf. »Das meiste von dem, was es hier gibt, ist viel zu teuer.«
    »Aber es gibt hier so viel von allem!«, rief sie aus.
    »Hier nicht. Aber demnächst werden wir mal nach Caynnhafen reiten. Dort wirst du erst recht staunen.« Er blieb stehen, um sich ein Paar Reithandschuhe anzusehen. Alanna betrachtete sehnsüchtig das Langschwert, das danebenhing. Irgendwann einmal würde sie ein Schwert brauchen. Wie sollte sie jemals zu einem guten kommen?
    Eine große Hand klopfte ihr auf die Schulter. Erschrocken schaute sie auf und sah in die haselnussbraunen Augen des Mannes, den Coram erst vor drei Monaten einen Dieb genannt hatte.
    »Tatsächlich – es ist der junge Kerl mit den purpurfarbenen Augen«, sagte der Mann freundlich. »Ich hab mich schon gefragt, ob du vielleicht in ’nen Brunnen gefallen bist.« Seine
Stimme war rau und unbeholfen, aber er bemühte sich beim Reden. Alanna kam es so vor, als dächte er über jedes Wort nach, bevor er es aussprach.
    Sie grinste ihn an. Aus irgendeinem Grund überraschte diese Begegnung sie nicht. »Ich war im Palast.«
    »Wer ist dieser Freund von dir?«, fragte Gary und musterte Alannas Bekannten misstrauisch.
    »Erlaubt mir, dass ich mich vorstelle, meine jungen Herren.« Der Mann verbeugte sich. »Ich bin Georg Cooper aus der Unterstadt. Habt ihr Lust, etwas mit mir zu trinken? Ihr seid natürlich meine Gäste.«
    »Vielen Dank«, antwortete Alanna rasch. »Das nehmen wir gerne an.«
    Georg führte sie in eine kleine Schänke, die den Namen »Zum Tanzenden Täubchen« trug. Der alte Wirt begrüßte ihn wie einen guten Freund und brachte ihm sofort ein Bier und Limonade für die Pagen. Alanna schlürfte ihre Limonade und beobachtete währenddessen Georg. Er sagte, er sei siebzehn, doch er sah älter aus. Eigentlich war seine Nase zu lang, aber trotzdem sah er gut aus, wenn er lächelte. Wie die anderen Bürgerlichen trug er das Haar kurz geschnitten. Alanna spürte, dass er etwas Gebieterisches, ja fast etwas Königliches an sich hatte. Außerdem war er ihr ausgesprochen sympathisch.
    »Du brauchst nicht verwundert zu sein, weil ich dich angesprochen habe«, erklärte er Alanna. »Um ganz ehrlich zu sein – es gefällt mir, wie du aussiehst. Augen wie die deinen kriegt man nicht oft zu Gesicht. Weil du ja vom Land bist – jetzt sieht man es dir zwar nicht mehr an, aber damals schon –, dachte ich, du würdest dich freuen, hier in der Stadt jemanden zu kennen.«

    »Schließt du immer so schnell Freundschaften?«, fragte Gary in scharfem Ton.
    Georg betrachtete ihn einen Augenblick lang. »Ich verlasse mich auf meinen Instinkt, junger Herr. In meinem Gewerbe lernt man schnell, sich auf seinen Instinkt zu verlassen.«
    »Was genau machst du denn?«, wollte Alanna wissen.
    Georg zwinkerte ihr zu. »Ich – ich kaufe und ich verkaufe.«
    »Du bist ein Dieb«, sagte Gary unumwunden.
    »›Dieb‹ ist ein hartes Wort, Meister Gareth.« Georg sah den großen, kräftigen Jungen an. »Wie kommst du darauf, dass ich einer bin? Du hast noch immer deine Börse und das, was drin ist. Zumindest hoffe ich das.«
    Gary sah nach und räumte ein: »Ja, meine Börse ist noch da. Aber weshalb willst du dich eigentlich mit uns anfreunden? Wenn du meinst, wir würden im Palast ein gutes Wort für dich einlegen, dann irrst du dich. Weißt du denn nicht, wer ich bin?«
    Georg erwiderte Garys Blick und konnte in dessen Augen erkennen, wie intelligent dieser Junge war. Es war offensichtlich, dass sich Gary mit seinem scharfen Verstand und seiner noch schärferen Zunge gelegentlich Feinde machte. Georg begriff das schnell und entspannte sich. »Ich weiß wohl, das du Gareth von Naxen bist, der Sohn des Herzogs. Ich hatte keine praktischen Gründe im Sinn, als ich dich ansprach. Wenn ich ehrlich sein soll – wärst du nicht mit Alan zusammen, wäre ich nicht auf dich zugegangen. Wir mögen hier die Edlen nicht sonderlich gern.« Er lächelte schief. »Aber ich habe die ›Gabe‹. Sie hilft mir, klarer zu sehen als mancher andere. Ich wusste, dass ich Meister Alan kennenlernen musste. Tatsächlich habe ich ihn in den letzten drei
Monaten genauestens im Auge behalten. Ich setze mich nicht über meine Gabe hinweg, wenn sie mir etwas sagt.«
    Gary zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht viel über Magie, doch was du sagst, klingt vernünftig. Aber

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