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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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er mit Waffen so schnell ist wie ohne, dürfte er so gut wie unschlagbar sein. Ich weiß, mit dem Schwert, der Axt und dem Bogen bin ich gut, aber sobald man mir meine Waffen wegnimmt, sitze ich in der Klemme .

    Wieso interessiert er sich ausgerechnet für mich?, fragte sie sich verwirrt. Er könnte jede Frau kriegen – wieso sucht er sich eine aus, die nicht mal sonderlich weiblich ist? Sie nahm das Tablett, das er ihr reichte, und zuckte zusammen, als sich ihre Hände berührten. Tja, es hängt auch damit zusammen, überlegte sie, während sie ihre Suppe löffelte. Wir fühlen uns ganz einfach körperlich voneinander angezogen. Eigenartig, dass ich mich für einen Mann interessiere, den ich nicht mal richtig kenne.
    Nachdem das Gesinde das Geschirr abgeräumt hatte, machten es sich die drei gemütlich, um sich zu unterhalten. »Coram hat mir deine Karte gezeigt«, sagte Liam. »Er sagt, du hättest vor, dich zum Dach der Welt aufzumachen.«
    »Coram redet zu viel«, entgegnete sie trocken.
    Ihr alter Freund wurde verlegen. »Liam kennt die Gegend ein bisschen, Mädchen. Falls er uns ’nen Rat geben kann, welchen Weg wir einschlagen sollen, war das gar nicht so übel!«
    Alanna wandte sich an Liam. »Und?«
    »Ihr solltet Sarain umgehen.«
    »Ist der Bürgerkrieg dort so schlimm?«
    Er schälte eine Orange und nickte. »Weißt du irgendwas über Sarain?«
    »Einiges«, antwortete sie. Aus seiner Frage hörte sie heraus, dass er sie für ungebildet hielt, was sie wütend machte. »Ich habe eine hervorragende Ausbildung genossen.«
    Er sah skeptisch drein. »Die Edlen wissen nur selten so viel, wie sie meinen – zumindest nicht über die Welt, so wie sie in Wirklichkeit ist. Wer regiert über Sarain?«
    Alanna schaute ihn verärgert an. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass Liam Charakterzüge haben würde, die ihr missfielen. Aber dieses Ich-bin-älter-und-klüger-Getue ging ihr auf die Nerven. »Die jin Wilima – sie tragen keinen
Königstitel, sondern nennen sich Kriegsherren. Der Name des jetzigen ist – äh – Adigun, und er ist der dritte Kriegsherr des Wilima-Geschlechts. Vor zwei Jahren versuchten Rebellen, ihn zu stürzen und stattdessen Dusan zhir Anduo als Herrscher einzusetzen, der von ihren früheren Königen, den zhirit Kaufain, abstammt.«
    Coram stieß Liam leicht mit dem Ellbogen in die Rippen. »Na, was sagst du nun?«
    »Du bist wirklich gebildet«, sagte Liam und lachte in sich hinein.
    Alanna warf den beiden Männern einen wütenden Blick zu. »Mein Adoptivvater hält sich auf dem Laufenden. Er sagte, zhir Anduos Rebellen würde es nicht gelingen den Kriegsherrn zu stürzen.«
    »So sah es mal aus, aber jetzt hat sich die Lage gewandelt.« Liam stocherte im Feuer und legte ein weiteres Scheit darauf. »Jin Wilima hat letzten Frühling Söldner angeheuert, die Städte und Ernten zerstörten – und viele Menschen töteten.« Seine Augen verfärbten sich zu einem eisigen Grün. »Die K’mir lehnten sich gegen beide Seiten auf.«
    »Die K’mir leben in Stammesverbänden wie unsere Bazhir«, erklärte Coram.
    »Jin Wilima war mit einer K’mir verheiratet – Kalasin war ihr Name.« Liam kraulte Trustys hochgerecktes Kinn. »Die schönste Frau der Welt.«
    »Was ist aus ihr geworden?« Fasziniert von diesem flüchtigen Blick auf eine fremdartige Gesellschaft schlang Alanna die Arme um ihre Knie und setzte sich auf.
    Liam schüttelte den Kopf. Es war Coram, der leise antwortete: »Letzten Sommer hat sie sich umgebracht. Man sagt, ihre Tochter Thayet ist ebenso schön wie sie.«

    »Aber Thayet ist nicht die Thronerbin«, ergänzte Liam. »Der Thron geht an den, der ihn sich nimmt, und die K’mir sagen, dass sie jeden bekämpfen werden, der ihn besteigt. Wie lange kann das noch so weitergehen?«
    Alanna überlegte. »Ist es möglich, Sarain zu umgehen?«
    »Ihr könntet in der Festung Jirokan an der Grenze ein Boot nehmen«, schlug Liam vor. »Damit fahrt ihr den Shappa hinunter und besteigt dann ein Küstenschiff nach Udayapur  ...«
    Alanna wurde blass. »Keine Schiffe!« Die paar wenigen Male, die sie auf Schiffen gereist war, war ihr erbärmlich übel geworden.
    Coram grinste. »Was hab ich dir gesagt?«
    Der Drache strich sich den Bart. »Dann geht auf der Shappa-Straße bis zum Binnenmeer und von dort aus auf der Küstenstraße nach Osten. Der Krieg findet in den Bergen und auf dem Hochland statt, nicht unten am Meer.«
    Alanna kämpfte gegen ein Gähnen an. Liam erhob sich.

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