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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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des Schwertfechtens darin, einen Gegner zu besiegen. Aber Alanna war sich bewusst, dass sie die schwierigste ihrer Übungen fehlerlos zu Ende gebracht hatte, und das mit einem Schwert, das schwerer war als ihr Blitz. Dabei hatte sich ihr Körper nur wenige Male beklagt – und nicht einmal besonders stark. Ihre Wunde war verheilt! Sie konnte sich wieder auf den Weg machen!
    Jemand drückte ihr Blitzs juwelenbesetztes Heft in die Hand. Verdutzt sah sie auf. Es war Liam.
    »Lass mal sehen, was du kannst, nachdem du dich ja schon aufgewärmt hast«, sagte er.
    Sie kapierte nicht sofort. »Wie bitte?«
    »Wir machen einen Kampf«, erklärte er geduldig. »Nur Schwerter. Keine Tritte, keine Schläge. Keine Tricks. Ich will sehen, wie gut du bist.«
    Alanna zuckte die Achseln, lief zur Mitte des Hofes und ging in eine Abwehrstellung, bei der sie ihm die Seite zuwandte. Sie behielt Liam im Auge, der es ihr nachtat. Er ist größer und schneller, kalkulierte sie. Er hat mehr Erfahrung, und seine Klinge ist schwerer. Wenn es stimmt, was man über ihn sagt, hat er darauf hingearbeitet, rechts ebenso gut zu sein wie links. Große Barmherzige Mutter, worauf habe ich mich da eingelassen?
    Sie trat ein winziges Stück zur Seite. Liams Klinge beschrieb einen blitzschnellen Bogen nach oben und wieder nach unten. Alanna riss Blitz hoch, fing Liams Schlag ab und löste sich wieder. Der Drache vollführte einen Hieb von der Seite; sie parierte, wich rasch zurück und begann ihn wachsam zu umkreisen. Er wirbelte herum und schlug zu. Alannas Schulter schmerzte, als sie den kraftvollen Hieb parierte. Sie trat erneut zurück und ging mit beiden Händen am Heft
in Abwehr. Diesmal kam sein Schlag erst von oben, dann auf sie zu. Ihre Klinge bewegte sich ebenso schnell wie seine, als sie reagierte.
    Inzwischen hatten sie Publikum. Im Gasthaus hatte sich herumgesprochen, dass draußen ein Schwertkampf stattfand. Zu Alannas Jungs gesellten sich Bedienstete, Gäste, Stallknechte und Passanten. Die Jungs, die die besten Plätze hatten, ließen ihre Helden nicht aus den Augen. Trusty saß zu Corams Füßen und kniff die Augen zusammen in der grellen Sonne. Er hatte Coram geholt, weil er wusste, dass dieser zusehen wollte.
    Ausfälle, Hiebe und Paraden folgten aufeinander, ohne dass einer der beiden einen Vorteil erringen konnte. Da Liam alle waffenlosen Techniken – sie hätten ihm den Sieg eingebracht  – ausgeschlossen hatte, war es Alanna möglich, ihm zu zeigen, was sie konnte. Coram strahlte vor Stolz. Mit dem Schwert war Alanna dem Shang-Drachen gewachsen – ebenso wie mit der Axt oder dem Langbogen, darauf hätte er gewettet. Wie viele Ritter gab es, die das von sich behaupten konnten?
    Beide waren inzwischen schweißüberströmt; Alannas Wunde begann zu schmerzen. Die ganze Zeit über studierte sie Liams Kampfweise und suchte nach Fehlern. Er machte es ebenso, das wusste sie. Jetzt wehrte sie rasch ab, parierte seinen Gegenhieb, wehrte noch einmal ab – und dann, als er sich für den Bruchteil einer Sekunde eine Blöße gab, riss sie ihre Klinge nach oben und legte seinen Schwertarm mit der Schulter lahm, während Blitz in die Lücke fuhr und seine Kehle berührte.
    In dieser Stellung verharrten sie einen Moment lang regungslos. Dann breitete sich auf Liams Gesicht ein breites
Grinsen aus. »Du bist gut«, sagte er und senkte seine Waffe, während Alanna zurücktrat. »Beim Schwertfechten hab ich schon jahrelang nicht mehr verloren.«
    Die Jungs umringten sie, um ihnen Wasser und Handtücher zu reichen. Alanna nahm einen tiefen Zug aus einem Wasserschlauch und goss sich etwas Wasser übers Gesicht. »Du hättest mir einen Faustschlag oder einen Tritt versetzen können«, sagte sie nach Atem ringend. »Dann hättest du gewonnen.«
    »Darum ging es ja nicht.« Liam hielt sich mit einem zufriedenen Seufzer den Wasserschlauch über dem Kopf. »Gibt es in Tortall welche, die besser sind als du?«
    »Ich weiß nicht.« Sie warf dem Jungen, der ihr das Wasser gereicht hatte, ein dankbares Lächeln zu. »Vielleicht unter den Bürgerlichen – ich habe immer nur mit Rittern gefochten.« Alanna rieb sich seufzend das Gesicht ab. »Gegen Herzog Gareth von Naxen – ich meine Gareth den Älteren, nicht den Jüngeren – kann ich einen Kampf von dreien gewinnen. Er ist der Beste. Einmal hat mich Alex – Alexander von Tirragen  – geschlagen.« Die Erinnerung schmerzte: Alex hätte sie damals um ein Haar umgebracht. Ihre frische Narbe tat

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