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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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»diesem Cooper ist nichts passiert, und ihr beide werdet auch wieder gesund werden.«
    Coram erhob sich steif und reichte Liam die Hand. »Wir verdanken dir unser Leben. Das werden wir nicht vergessen.« Liam erwiderte den Händedruck. »Meiner Meinung nach hättet ihr es auch allein geschafft. Ich hab das Ganze lediglich beschleunigt.«

2
Die Straße nach Osten

    Sie glaubte zu schlafen. Ihr Zwillingsbruder Thom, der Zauberer, stand mit erhobenen Händen vor einem Grabmal. Er war von dem funkelnden Licht seiner Zaubergabe eingehüllt, das violett war wie das ihre. Thom war blass und sah krank aus. Langsam öffnete sich die Tür des Grabmals.
    Thom sah her zu ihr. »Ich habe nicht genug Macht, um sie wieder zu schließen. Ich brauche deine Gabe. Und das da auch.« Er griff nach dem Glutstein an ihrem Hals. Sie hielt ihn fest. »Nein, Thom! Das gab mir die Göttin. Das werde ich niemals ablegen!«
    »Beruhige dich«, erklang da die warme Stimme eines Mannes. »Behalt dein Schmuckstück.«
    Sie träumte wieder. Georg Cooper saß an Myles’ Schreibtisch und starrte traurig ein Bild an. Zu ihrer Überraschung sah sie, dass es eine Miniatur von ihr in einem vergoldeten Kettenpanzer war. Zu ihren Füßen lag der Löwenschild. Hatte Georg das Bild nach seiner Beschreibung malen lassen?
    In seinem dunklen Haar waren silberne Fäden. »Dabei bist du noch nicht mal dreißig!«, meinte sie.
    Er hörte sie nicht. »Was wird aus dir werden, mein Liebes?«, fragte er das Bild.
    Die Tür flog auf. Jonathan kam herein. Er sah aus, als hätte er
gerade einen Kampf hinter sich. »Ich höre die Erde aufbrechen«, flüsterte er.
    Sie riss die Augen auf. »Coram!«, schrie sie, erschrocken darüber, wie schwach sie sich fühlte. Sie lag im Bett.
    »Er schläft.« Liam stand mit einer dampfenden Tasse in den Händen neben ihr. »Er hat nicht so viel Blut verloren wie du, aber er ist immer noch sehr erschöpft.«
    Alanna setzte sich auf. Draußen regnete es; irgendwo in der Nähe prasselte ein Feuer. Wenn sich nur in ihrem Kopf nicht alles so drehen würde! »Seit wann bist du denn Hilfspflege?«
    »Coram vertraut mir«, sagte er mit einem Zwinkern. »Du nicht?«
    Ganz gegen ihren Willen musste Alanna lächeln. »Nicht die Spur.«
    Liam schüttelte den Kopf. »So jung und schon so zynisch. Da, trink.«
    Coram hätte sie vor dem Gebräu gewarnt, wenn er da gewesen wäre. So nahm sie einen großen Schluck, noch bevor ihr auffiel, wie es roch. Ekelhaft war es, ein bitteres Zeug mit Kräutern darin. Ihr Magen wollte rebellieren – mit großer Mühe riss sie sich zusammen. Sie schloss die Augen und schlief wieder ein.
     
    Liam saß am Feuer, als sie ein zweites Mal erwachte. Trusty hatte sich schnurrend neben ihm zusammengerollt. Offensichtlich mochte der Kater ihn. Von unten zog der Duft nach gebratenem Fleisch herauf. Alanna lief das Wasser im Mund zusammen. Sie hatte Hunger!
    Liam lächelte. »Wird auch Zeit.« Er reichte ihr wieder eine Tasse Tee, aber dieser hier roch viel besser als der letzte.
»Setz dich auf und versuch ihn. Wenn er unten bleibt, kannst du was essen.«
    Alanna gehorchte. Der Tee schmeckte nach Zimt und Orangen. »Wieso interessiert sich der Shang-Drache für mich?«, erkundigte sie sich.
    Er sah ihr in die Augen, bis sie rot wurde, dann hob er ihre Hand und küsste sie. Seine Lippen waren warm. Die Sache wird immer interessanter! dachte sie.
    »Schluss jetzt.« Das war Coram mit einem schwer beladenen Tablett. »Auch wenn ihr beiden euch dabei nicht komisch vorkommt, könntet ihr ja immerhin auf meine zarten Gefühle Rücksicht nehmen.«
    Liam war ihm mit dem Tablett behilflich. »Auf deine zarten Gefühle?«, spaßte er. »So was kennst du doch gar nicht.«
    Alanna schaute zu, wie die beiden das Essen servierten. Man konnte sehen, dass sie sich angefreundet hatten; das war gut, falls Liam hinter ihr her war (und es sah ganz danach aus). Coram war schwierig, wenn er nicht einverstanden war mit ihren Liebschaften. Das hatte sie erfahren, als sie sich mit Georg eingelassen hatte. Coram hatte ihr in Georgs Haus in Caynnhafen eine unangenehme Woche bereitet, bis die beiden Männer einen Waffenstillstand geschlossen hatten (was nicht zuletzt daran lag, dass sich Coram in Georgs Cousine Rispah verliebte). Deshalb war Alanna erleichtert, als sie jetzt sah, dass er sich mit Liam vertrug.
    Während sie den Drachen beobachtete, sah sie ihn wieder bei dem Kampf vor sich. Wie er wohl mit dem Schwert oder der Axt umgeht? Wenn

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