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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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sie.
    »Hier steht’ne Göre und richtet ihre Armbrust auf mich«, war die Antwort. »Aber bis jetzt hat bloß meine Würde Schaden genommen.«
    Alannas Bewacherin rief: »Thayet?«
    »Alles klar, Buri.« Die tiefe und klare Stimme gehörte einer Frau.
    Schwarze Augen richteten sich auf Alanna. »Setz dich in Bewegung«, befahl Buri.
    »Ich lass doch mein Schwert nicht im Dreck liegen«, sagte Alanna gereizt.

    Das Mädchen bückte sich, um Blitz aufzuheben, ohne das Visier seiner Armbrust auch nur eine einzige Sekunde von Alanna abzuwenden. »Los jetzt!«, befahl es dann. »Hände über den Kopf!«
    »Schade auch, dass dich deine Mutter nicht gleich nach der Geburt ertränkt hat«, murrte Alanna und gehorchte.
    Sie wurden von Flüchtlingen erwartet, dazu von einem Esel, der schwer beladen war mit deren Besitztümern. Es war eine kleine Gruppe: zwei junge Mädchen, zwei Jungs um die zehn, ein Mädchen etwa im gleichen Alter. Eines der jungen Mädchen trug einen Säugling.
    Bewacht von einer Frau in Alannas Alter kam Coram mit ihren Pferden heran. Die junge Frau trug einen geschlitzten Rock, Stiefel, ein Baumwollhemd und eine mit Schaffell gefütterte Weste. Ihre Armbrust hielt sie so, als wüsste sie damit umzugehen. Außerdem war sie die schönste Frau, die Alanna jemals gesehen hatte. Ihr Gesicht – vor allem die Nase – war stark konturiert, sie hatte tief liegende, braune Augen unter ebenmäßigen Brauen, ihr Kinn war entschlossen. Das kräftige Rot ihrer ungeschminkten Lippen wurde noch von der elfenbeinfarbenen Haut unterstrichen. Ihr kohlrabenschwarzes Haar trug sie in einem Knoten.
    Alanna seufzte. Über sie würde man im günstigsten Fall sagen, sie sehe ganz nett aus.
    Liam verbeugte sich vor der jungen Frau. »Hoheit ...«
    »Sind wir uns schon einmal begegnet, mein Herr?« Es war die Stimme, die vorhin aus der Ferne Buri geantwortet hatte.
    »Nein, Hoheit.« Trotz seines Dialekts war der Drache so galant wie ein Edler. »Aber ich müsste blind sein, wenn ich eine Tochter aus dem Hause Wilima nicht erkennen würde.«
    Thayet jian Wilima lächelte. »Unglücklicherweise schlage
ich wirklich meinem Vater nach«, sagte sie und berührte ihren gebogenen Nasenrücken.
    Alanna starrte Thayet an. Früher einmal hatte man diese Prinzessin für Jon in Betracht gezogen, aber die Königin hatte Nein gesagt – in der Familie der Wilimas war schlechtes Blut. Ein Jammer, dass Jon sie nicht heiraten kann – die würde ihm sein förmliches Gehabe schnell abgewöhnen, dachte Alanna und musste grinsen.
    Buri stach mit der Armbrust nach ihr. »Über Ihre Hoheit gibt es nichts zu lachen.«
    »Lass das, Buri«, sagte Thayet. »Diese Leute sind keine Feinde.«
    »Ob es Freunde sind, wissen wir nicht.«
    Liam sah zu dem Mädchen, das Alanna bewachte. »Glaub mir, K’mir, wenn ich den Spieß umdrehen wollte, wäre das kein Problem.« Er machte eine Finte zur Seite und warf sich nach vorn. Es ging so schnell, dass Alanna nicht sehen konnte, was sich da abspielte, aber plötzlich saß Buri auf der Erde und Liam hielt ihre Armbrust in der Hand. Er gab sie ihr wieder, als sie sich erhob. In ihren Augen lag Respekt, während sie ihre Waffe entgegennahm, den Pfeil in den Köcher steckte und die Armbrust mit einem Nicken in ihr Halfter schob.
    Diese Reaktion gefiel Alanna, und plötzlich mochte sie das Mädchen, auch wenn es sie vorher überrumpelt hatte. Aus dem zu schließen, was sie über die K’miri-Stämme im Norden Sarains wusste, war Buri vermutlich zur Kriegerin erzogen worden. Höchstwahrscheinlich habe ich mit ihr mehr gemein als mit Thayet, sagte sie sich.
    Liam übernahm das Vorstellen. Als er Alannas Titel nannte, flüsterte Buri: »Eine Frau, die zum Ritter geschlagen wurde? Eine Adlige?«

    Coram wurde ärgerlich. »Sie hat das blaueste Blut von ganz Tortall«, knurrte er. »Es gab nie ein Mitglied der zhir oder der jin, das es wert gewesen wäre, einem vom Geschlecht der Trebond auch nur die Stiefel zu putzen.«
    »Coram!«, seufzte Alanna.
    »Ihre Familie steht im Goldenen Buch«, fügte Coram hinzu. »Kein zhir, ja, nicht mal eine zhirit hat es jemals weiter gebracht als bis zum Silbernen Buch ... «
    »Ich finde es großartig«, unterbrach Thayet. »Es ist an der Zeit, dass wir Adligen zeigen, dass wir keine empfindlichen Blümchen sind, die allen Ruhm unseren Shang und unseren K’miri-Schwestern überlassen.« Dann wechselte sie das Thema und fragte: »Wo wollt ihr drei hin?«
    Coram sprach von ihren

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