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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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Reiseplänen, ohne allerdings Genaueres zu verraten. Alanna sah sich inzwischen Thayets Begleiter an. Sie waren müde; die Gesichter der Kinder waren grau vor Erschöpfung. Wie lange waren sie schon unterwegs? Und wie weit konnten sie noch gehen?
    Coram kam zum gleichen Schluss. »Verzeiht mir, Hoheit, wenn ich das sage, aber Ihr braucht Hilfe. Wo wollt Ihr denn hin mit den Kleinen?«
    »Zur Mutter der Wasser in Rachia«, entgegnete Buri. »Abgesehen von Thayet und dem Säugling sind wir alle Schüler im Konvent der Mutter der Berge. Den Säugling hat Thayet gefunden.«
    »Soldaten haben seine Familie getötet«, ergänzte das Mädchen, das ihn trug. »Nur dieses arme Kerlchen blieb übrig.«
    Alanna rechnete nach. »Rachia liegt vier Tagesritte nach Süden«, sagte sie. »Nur seid ihr ja zu Fuß unterwegs – diejenigen von euch, die laufen können.«

    »Wir haben keine andere Wahl«, sagte Thayet. »Zhir Anduos Heer war im Anmarsch.«
    »Hat denn der Kriegsherr keine Männer, um euch zu beschützen?«, fragte Liam.
    »Sie haben sich aus dem Staub gemacht«, sagte Buri verächtlich.
    Thayet protestierte. »Buri, das ist nicht fair.« Zu Liam gewandt, fügte sie hinzu: »Sie hatten Angst. Sie hatten keine Ahnung, ob ihre Familien in Sicherheit waren.«
    Buri zuckte die Achseln. »Trotzdem, wenn man die Sache beim Namen nennt, haben sie sich aus dem Staub gemacht.«
    Thayet starrte ihre Begleiterin zornig an.
    Liam strich sich über den Bart. »Coram hat recht – ihr braucht uns. Wir bringen euch zur Mutter der Wasser.« Buri war nicht bereit das Angebot zu akzeptieren. »Wir brauchen sie nicht!«, erklärte sie Thayet aufgeregt. »Wir wissen ja nicht mal, ob sie auf unserer Seite stehen ...«
    »Sei nicht albern, Buri«, entgegnete Thayet. »Von Alanna wie von Liam Eisenarm habe ich gehört. Solche Leute suchen sich uns nicht als Opfer aus.«
    »Was nicht ist, kann ja noch werden«, murmelte die K’mir. Thayets Stimme war scharf, als sie antwortete, doch die Sprache, die sie benutzte, klang melodisch. Buri sah weg. Thayet drehte sich lächelnd zu Alanna um. »Weißt du, Buris Familie hat der Familie meiner Mutter seit Generationen gedient. Das bedeutet, dass sie keine Befehle von mir annimmt und dass sie immer sagt, was sie denkt – egal, wie peinlich es mir ist –, und dass sie sich benimmt, wie es ihr gefällt.«
    Alanna warf Coram, der ein Grinsen unterdrückten musste, einen Blick zu. »Ich verstehe, Prinzessin Thayet«, sagte
sie trocken. »Auch ich habe unter Bediensteten zu leiden, die meiner Familie schon eine Ewigkeit dienen.«
    »Wenn ihr euch einig seid, will ich das Lager aufschlagen«, unterbrach Liam. »Die Kleinen schlafen ja schon im Stehen ein.«
    Alanna und Buri wechselten einen Blick – der von Alanna war prüfend, der von Buri missmutig. Schließlich nickte die K’mir. »Wenn es sein muss.«
    »Es muss sein«, sagte Thayet mit Nachdruck.
    Sie lagerten, wo sie waren. Die Männer legten die Kinder schlafen, nachdem sie ihnen zu essen gegeben hatten. Alanna, die die erste Wache übernommen hatte, genoss die Stille. Sie hatte das Gefühl, als wäre ihr in der nächsten Zeit nicht allzu viel Stille beschieden.
    »Thayet und ich kamen gut zurecht, bevor ihr aufgetaucht seid«, sagte da plötzlich Buri. Alanna fuhr hoch. Hatte sie an diesem Abend auf dem Hügelkamm nicht schon einmal die Erfahrung gemacht, dass sich diese K’mir vollkommen lautlos bewegte? »Thayet hat eine K’miri-Ausbildung und ich bin von K’miri-Abstammung. Wir können für uns sorgen.«
    Alanna konnte begreifen, wie dieser jungen Kriegerin zumute sein musste. Ihr Stolz war verletzt. »Für dich und Thayet mag es ja zutreffen, obwohl ich da nicht so sicher bin. Ein ganzes Heer sucht nach ihr. Aber was ist, wenn euch etwas zustößt? Dann verhungern die Kleinen.«
    Buri setzte sich neben sie auf die Erde. »Von mir wird erwartet, dass ich auf Thayet aufpasse«, erklärte sie. »Und ich helfe mit den Kindern, obwohl ich mich nicht so geschickt anstelle wie die Prinzessin. Zurücklassen kann ich die Kleinen aber auch nicht, denn dann sind sie verloren. Und womit hätten sie das verdient?«

    »Also bist du hauptsächlich für Thayet verantwortlich. Wenn ihr etwas zustieße, während du dich um die Kinder kümmerst, würdest du dir Vorwürfe machen.«
    Buri nickte. »Das findest du wohl albern.«
    »Überhaupt nicht.« Alanna kam es so vor, als sähe sie sich selbst – damals, als sie noch Prinz Jonathans Knappe war.

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