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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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zum Dach der Welt reisen?«
    »Er sagte, es ginge um einen Schatz. Scheint mir unsinnig, dass ihr für irgendwelches Gold, das vielleicht da ist, vielleicht aber auch nicht, euer Leben riskieren wollt. Aber da ihr nichts Besseres vorhabt ...«
    »Es geht nicht um Gold«, unterbrach sie leise, »sondern um das Juwel der Macht. Ich will es finden und es zum Ruhme Tortalls nach Hause bringen.«
    Er strich sich über den Bart, wie so oft, wenn er überlegte. »Ganz zu schweigen davon, dass du damit deinen Gegnern beweisen würdest, dass du deinen Schild zu Recht trägst.« Er sprang von der Mauer und hielt die Hände zu ihr hoch. Sie glitt hinunter in seine Arme, und sie küssten sich.
    »Wenn es um Heldentaten geht, mein begabtes Kätzchen, gibst du dich nicht mit Kleinigkeiten zufrieden«, fügte Liam an.
    »Und du? Was hast du vor?« Alanna gab sich Mühe, damit es sich nicht so anhörte, als bettle sie.
    »Ich werde dich und Coram begleiten, denke ich.«
     
    Es fing eben erst an zu dämmern. Liam war schon angezogen, als er Alanna weckte. »Wenn du lernen willst wie ein
Shang zu kämpfen, musst du die Zeiten der Shang einhalten! Steh auf!« Er griff nach einem Wasserkrug.
    Sie kroch taumelnd aus dem Bett. »Ich bin auf!«
    »In fünf Minuten auf dem Hof vor den Ställen«, befahl er und schlug die Tür hinter sich zu. Alanna kam torkelnd auf die Füße.
    Du störst mich beim Schlafen, knurrte Trusty.
    Alanna spritzte sich Wasser ins Gesicht. »Geschieht dir recht!« Beim Anziehen stöhnte sie: »Wieso hab ich mir bloß einen Mann ausgesucht, der morgens schlechte Laune halt?«
     
    Die Marener Wachtposten erklärten sie für verrückt, weil sie nach Sarain reisen wollten, ließen sie aber passieren. Es dauerte nicht lange, bis ihnen klar wurde, was die beiden Länder voneinander unterschied: Anstatt der schönen Höfe sah man nun nur noch niedergebrannte bäuerliche Anwesen. Oft stießen sie auf Spuren der Flüchtlinge, die auf dem Weg nach Maren bei der Großen Straße kampiert hatten. Jetzt war die Straße verlassen.
    Alanna arbeitete an ihren Shang-Lektionen. Liams Laune zu den Trainingszeiten besserte sich, als er sah, dass sie länger übte als unbedingt nötig und dass sie sich seltener beklagte als die meisten Anfänger. Er brachte ihr nur ein paar Abwehrschläge mit den Händen und den Armen bei, dazu zwei Tritte. Die ließ er sie endlos üben, wobei er jeden kleinsten Fehler entdeckte. Nachts teilten sie sich mit Corams stillschweigender Billigung die Bettrolle.
    Die ersten Zeugnisse von Kämpfen sahen sie vier Tagesritte von Maren entfernt auf einer Wiese neben der Straße. Dort hatte man die Toten aufeinandergestapelt und zurückgelassen. Jetzt waren nur noch Skelette übrig.

    Trusty kam mit, als Alanna zum Rand des kleinen Hügels ging. Wer auch immer die Toten zurückgelassen haben mochte, er hatte sich nicht die Mühe gemacht die Feinde voneinander zu trennen: Leuchtend rot, blau oder grün lackierte K’miri-Rüstungen hoben sich schimmernd von dem verrosteten Metall der Leute vom Flachland ab. Knochenhände hielten noch immer Waffen gepackt. Auf den Knien kauernd, zog Alanna das Schwert eines Flachlandbewohners hervor.
    »Schwere Kämpfe«, murmelte sie und zeigte ihrem Kater die eingekerbte, verkratzte Klinge. »Zuerst kämpften sie mit Pfeil und Bogen, aber dann kam es zum Nahkampf. Ein Überfall aus dem Hinterhalt?«
    »Zwischen einem guten und einem schlechten König ist ein himmelweiter Unterschied.« Das war Liams Stimme. Er hockte sich neben sie und nahm das Schwert, um es zu begutachten. »Innerhalb von fünf Jahren hatte Adigun jin Wilima die Arbeit von Generationen zerstört.«
    »Sieht so aus, als hätte er sich wirklich damit angestrengt«, sagte Alanna und dachte: Genau darauf können wir uns jetzt gefasst machen, falls Jonathan ohne einen Erben stirbt oder falls sich einer entschließt, ihm den Thron streitig zu machen. Angeblich ist das Juwel der Macht einem Herrscher behilflich, eine derartige Verwüstung zu vermeiden.
    »Sie hatten was Besseres verdient.« Liam berührte einen K’miri-Armschutz, der mit einem Sonnenrad geschmückt war. »So wird es mir auch einmal ergehen, wenn ich nicht vorsichtig bin. Für eine sinnlose Sache sterben...« Seine Augen hatten sich zu einem stürmischen Blaugrün verfärbt. Abrupt drehte er sich um und kehrte zu Coram und den Pferden zurück.

    Alanna blieb und baute Äste zu einer Pyramide auf.
    Das Juwel macht keine mächtigen Könige, aber es

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