Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
Vom Netzwerk:
losriss. »Es passt mir nicht, wenn du so tust, als würde ich nur Unsinn machen, sobald du nicht dabei bist, um mich zu leiten!«
    »Ist es denn nicht so?«, fragte er. »Manchmal benimmst du dich, als hättest du nicht mehr Verstand als ein junges Kätzchen, deswegen nenne ich dich auch so!«
    Das war unfair, und beide wussten es. Doch Liam konnte sich nicht entschuldigen, Alanna konnte nicht ihm vergeben. Das Abendessen verlief in frostigem Schweigen. Die anderen verzogen sich gleich anschließend in ihre Zimmer, um den Streit nicht miterleben zu müssen. Liam blieb im Gastraum, wo er sich mit den Doi unterhielt.
    Alanna ging mit Trusty nach oben.
    »Wir werden uns nie einig werden«, erklärte sie dem Kater, während sie sich auszog und ins Bett kroch. »Vermutlich sind wir uns zu ähnlich.« Dann begann sie zu heulen, weil es so wehtat, obwohl sie wusste, warum ihre Beziehung mit Liam nicht klappte. Trusty schmiegte sich an ihre Wange und schnurrte tröstend. Bis Liam ins Bett kam, war Alanna eingeschlafen und so spürte sie nicht, wie er sanft ihre tränenverschmierte Wange berührte.
     
    Der Traum war so klar, dass er ihr Angst einjagte.
    Jonathan stand neben einem Sarg, in dem Königin Lianne, seine Mutter, lag.
    »Sie hatte keine Kraft mehr.« Roger stand mit ausdrucksloser Miene auf der anderen Seite des Sargs. »Ihre Zeit war gekommen.«
    Jon hatte müde Augen. »Damals, bevor du die Schwitzkrankheit schicktest, hatte sie eine gute Gesundheit. Bevor du versuchtest, sie mit deinen Zaubersprüchen umzubringen.«
    »Das war in einem anderen Leben«, sagte Roger. Thom stand als
Schatten an seiner Seite. »Ich besitze keine Zauberkraft mehr. Ich habe deine Mutter nicht getötet.«
    Jonathan blickte auf das Gesicht seiner Mutter hinunter. »Ich weiß.«
    Hinter Jon, im Dunkeln, stand Georg, dessen Augen auf Roger lagen .
    Alanna fuhr hoch. Es war sehr spät. Liam schlief, das Feuer im Kamin war heruntergebrannt und glühte nur noch.
    Jetzt ist es so weit, dachte sie bitter, während sie aus dem Bett glitt. Jetzt habe ich genug Zeit vertan. Jetzt hole ich mir dieses Juwel und gehe nach Hause.
    Bist du sicher?, erkundigte sich Trusty, der sich gerade auf Alannas Kissen niederließ.
    »Verrückt«, flüsterte sie beim Anziehen. Liam schlief friedlich, ohne ihre Vorbereitungen zu hören. »Diese Wahrsagerin hat sich lustig gemacht über mich.« Sie griff nach einem Beutel, der ihre Kleider enthielt, und deutete dann zur Tür. Nein, antwortete Trusty. Einer muss dableiben und dafür sorgen, dass er nicht aufwacht. Als er zu schnurren begann, erhob sich ein weißes, schimmerndes Licht und legte sich über ihn und Liam.
    Alanna zitterte, während sie im Flur die Sachen ablegte, die sie hastig übergeworfen hatte. Stattdessen zog sie Kleidungsstücke aus Seide an: Männerhemd, Kniehose und Handschuhe. Die nächste Lage bestand aus Wolle: Überhose, Strümpfe, noch ein Hemd. Sie begann zu schwitzen. Aber draußen sahen die Dinge ganz anders aus, das wusste sie. Den Beutel ließ sie stehen und nahm Stiefel mit weichen Sohlen in die Hand. Auf Zehenspitzen ging sie in die Passage, die vom Gasthaus zu den Ställen führte.
    Heiße unterirdische Quellen ermöglichten es, die Herberge
auch in der kalten Jahreszeit geöffnet zu halten. Die Ställe waren warm – zu warm, so wie sie angezogen war. Alanna verfluchte laut die Hitze, bis sie den Stalljungen entdeckte, der in einem Heuhaufen schlief. Als er sich bewegte, berührte sie seine Stirn und befahl ihm mit ihrer Gabe weiterzuschlafen.
    Moonlight begann herumzutänzeln, als sie ihre Herrin sah, doch Alanna schüttelte den Kopf. »Nicht heute Nacht, mein Mädchen.«
    Neben den Stalltüren standen die drei großen Tonnen, die ihr der Gastwirt beschrieben hatte. Die mit der roten Markierung enthielt dicke Winterkleidung, so groß und weit geschnitten wie nur möglich. In der gelben waren die mittleren Größen, in der grünen die kleinen. Diese Tonne öffnete sie nun und zog das hervor, was sie als dritte Lage überziehen wollte. Alles war von den Doi hergestellt: Jacke und Hose aus Leder, mit Lammfell gefüttert, eine mit Gänsedaunen ausgestopfte Weste, eine gestrickte Gesichtsmaske, eine Schneebrille.
    Als Kopfbedeckung diente ihr ein Burnustuch, für die Hände nahm sie ihre eigenen schaffellgefütterten Fäustlinge. An ihrem Gürtel hingen Blitz und eine zweischneidige Axt mit einer speziell für Eis geeigneten Klinge. Als oberste Schicht zog sie schließlich einen

Weitere Kostenlose Bücher