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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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auf ihre Schultern herunter, die großen haselnussbraunen Augen hoben sich von der hellen Haut und den purpurroten Lippen ab. Das Musselinkleid in der Farbe lodernder Flammen brachte die Haut an ihrem Halsausschnitt zum Glühen, darunter bauschte es sich zu einem weiten Rock. In filigranes Gold gefasste Rubine funkelten in ihrem Haar und an ihrem Hals.
    Auch der Oberste Herold starrte sie fassungslos an. »Frag
nicht mich«, lachte Alanna. »Der da hat alle Schönheiten kommen und gehen sehen, und mir hat er erzählt, die könnten ihn gar nicht mehr beeindrucken.«
    Thayet warf dem Obersten Herold einen neugierigen Blick zu. Er verbeugte sich so tief wie vor einem König. »Prinzessin, mögt Ihr unsere Hallen immer zieren«, sagte er aus tiefstem Herzen.
    Jetzt ging auch der zweite Flügel der Tür auf. Augenblicklich verstummte jeder Laut im Großen Ballsaal, denn nur für königliche Besucher wurde die Tür ganz geöffnet. Der Herold schritt bis zur obersten Treppenstufe; dort schlug er dreimal mit seinem eisenbesetzten Stab auf den Boden. »Ihre königliche Hoheit, Prinzessin Thayet jian Wilima von Sarain, Herzogin von Camau und Thanhyien.« Thayet nahm Alannas Arm, und so traten sie beide vor. »Sir Alanna von Trebond und Olau, Ritterin des Königreichs Tortall. Burinam Tourakom von den Hau Ma, einem Stamm der K’mir.«
    Nun erhob sich Jonathan und sah zu ihnen empor. Ein Blick auf seine ehrfürchtige Miene genügte Alanna. Thayet nach Tortall mitzubringen war wirklich eine gute Idee, dachte sie, zufrieden mit sich selbst. Thayets Gesicht war ruhig, während sie die Treppe hinunterschritt, als schwebe sie. Nur an dem festen Griff, mit dem sie Alannas Arm hielt, war abzulesen, dass auch sie nervös war. Jonathan ging den scharlachroten Läufer zwischen Treppe und Thron entlang, um sie in der Mitte des Ballsaals zu empfangen.
    Alanna zog sacht den Arm fort, an den sich Thayet klammerte, und ließ sie die letzten Schritte bis zu Jonathan allein machen. Der zukünftige König umarmte die Prinzessin behutsam und küsste sie auf beide Wangen. »Seid willkommen,
Hoheit«, sagte er. »Wir bedauern den traurigen Anlass, der Euch aus Eurer Heimat vertrieb.«
    »Danke, Eure Majestät.« Thayet warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. Alanna erkannte, dass sie Jon an ihren Wunsch, eine einfache Untertanin zu werden, erinnern wollte.
    Jonathan ignorierte ihre stumme Bitte. »Bis Friede einkehrt in Sarain, sollt Ihr wissen, dass Tortall Eure Heimat ist.« Er bot Thayet den Arm und führte sie zu dem Sessel, den man gleich neben dem seinen platziert hatte. Ihr Rock legte sich zu einem perfekten Fächer, als sie sich graziös setzte. Buri stellte sich neben sie. Keiner wusste, wer damit begann, aber das Händeklatschen einiger weniger schwoll zu einem stürmischen Applaus an. In Sarain war Thayet ein Mädchen gewesen, das eigentlich ein männlicher Erbe hätte werden sollen; die Tortaller Höflinge akzeptierten sie als das, was sie war.
    Auch Georg genoss Thayets Auftritt, aber er war keineswegs blind für ihre beiden Begleiterinnen. Buri nickte er anerkennend zu, und Alannas Gegenwart war ihm seit dem Moment ihres Auftauchens schmerzlich bewusst. Sie wirkte elegant und düster zugleich in ihrer in dunklem Grau und Schwarz gehaltenen Kleidung. Ihr Haar und ihre Augen leuchteten. Das Schwert, das sie an der Taille trug, war nicht zu übersehen. Unter ihrem Arm hielt sie ein Kästchen, kaum größer als ihre Faust.
    Georg, dem einfiel, dass er ja als streng dreinblickender Bazhir verkleidet war, widerstand dem Drang zu strahlen wie ein stolzer Liebhaber. Sie hat es geschafft, dachte er . Mein Kleines hat es geschafft, dass sie ihr Beachtung schenken und nach ihrer Pfeife tanzen. Ich dachte immer, das wäre nur bei Frauen von niedriger Geburt so möglich.

    Alanna wartete, bis sich der Applaus beruhigte. Inzwischen sah sie sich um. Sie erkannte Georg trotz der Verkleidung. Mit einem unterdrückten Lächeln – dass er kommen würde, hätte sie sich ja denken können! – zwinkerte sie ihm zu und freute sich über das Lob, das in seinen Augen lag.
    Benimm dich! schalt Trusty. Du hast was zu tun hier.
    Schließlich wurde es wieder still. Jonathan nickte. »Tretet näher, Sir Alanna.«
    Mit der Hand am Heft ihres Schwerts und Trusty an ihrer Seite schritt sie über den Läufer. Thayet machte ihr mit ihrem Lächeln Mut, als sie vor Jonathan das Knie beugte.
    »Eure Majestät.« Sie zog Blitz aus der Scheide und legte das Schwert zum

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