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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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sie als alter Hase im Palast gar nicht gewöhnt. Sie hatte hunderte Male gesehen, wie jemand die Treppe herunterkam und den langen Saal durchquerte, um vor dem König und der Königin auf die Knie zu sinken. Im Ballsaal hatte sie Mädchen getroffen, die an den Hof kamen, um eine gute Partie zu machen, dazu ausländische Diplomaten mit ihren Gemahlinnen, Händler, Krieger auf Besuch – die Liste war endlos. Wenn all diese Leute genauso viel Angst gehabt hatten wie sie jetzt, hatte man es ihnen zumindest nicht angesehen. Sie warteten in den Gemächern vor den großen Türen des Ballsaals: Thayet, Buri, Eleni und Liam, die offiziell bei Hof eingeführt werden sollten; Alanna, um – wieder? – präsentiert zu werden; Myles, um ihnen allen mehr Selbstvertrauen zu geben. Das Juwel in seiner Schachtel schien sich von ihrer Nervosität anstecken zu lassen: Alanna spürte durch ihre schwarzen Handschuhe, wie es summte. »Spring hoch«, befahl sie Trusty und wies mit dem Kopf auf ihre Schulter. »Ich brauche das Gefühl der Sicherheit, das du mir gibst.«
    Nein, entgegnete der Kater und schüttelte den Kopf. Ich werde deine hübschen Kleider in Unordnung bringen. Verdutzt wich sie zurück – er hatte tatsächlich so geklungen, als meine er es ernst!
    Eleni Cooper spielte mit der goldenen Spitzenborte an ihrem Hals. »Ich wollte, ich hätte nicht eingewilligt, Myles.« Sie sah elegant aus in ihrem mahagonifarbenen Seidenkleid und dem schweren Knoten, zu dem sie ihr von grauen Strähnen durchzogenes Haar gesteckt hatte. Wie Alanna entzückt feststellte, war sie fast einen Kopf größer als Myles. »Ich bin
zufrieden mit der Unterhaltung, die mir in der Unterstadt geboten wird.«
    Jetzt hob Myles Elenis Hand an die Lippen. »Dieser Abend wird ebenso unterhaltsam werden, meine Liebe – wenn nicht noch mehr.«
     
    Die Finger eines Mannes berührten leicht Alannas neue Ohrgehänge.
    »Hübsch«, lobte Liam. »Eine schöne Note.«
    Alannas Herz machte einen Satz. Der Drache war nicht gezwungen, für Lianne und Roald Trauerkleidung in Schwarz, Grau oder Lavendelblau zu tragen. Er sah phantastisch aus mit dem violetten Satin über dem silberfarbenen Hemd und der Hose. Sein Haar hob sich leuchtend davon ab.
    »Es ist ungerecht, dass du so gut aussiehst!«, flüsterte sie.
    »Dasselbe könnte ich über dich sagen. Denkst du, mir tut es nicht leid, dass es aus ist zwischen uns?« Seine Augen hatten das leuchtende Blaugrün angenommen, das für sie vorbehalten zu sein schien. »Aber wenn du Königin von Tortall bist, wirst du es mir danken.«
    Gerade machte sie den Mund auf, um zu sagen: »Ich werde nicht Königin«, als Gary zu ihnen trat. »Liam Eisenarm? Ich bin Gareth – Gary von Naxen der Jüngere. Mein Vater ist Premierminister. Könnt Ihr mir von Shang erzählen?« Er hakte Liam unter, führte ihn weg und rief: »Mit dir unterhalte ich mich später, Alanna.«
    Timon, einst Herzog Gareths persönlicher Diener, jetzt Vorsteher der Lakaien, traf ein. Er machte einen erschöpften Eindruck. Gary verabschiedete sich eilig und ging, um seinen Platz neben dem Thron einzunehmen. Timon nickte Myles zu, der daraufhin Elenis Arm ergriff. »Du kannst dich neben
jedem Einzelnen von denen da sehen lassen, Frau Cooper«, hörte ihn Alanna flüstern. Der Oberste Herold verneigte sich und öffnete einen Flügel der mächtigen Tür, damit das Paar eintreten konnte.
    »Kann man mich so anschauen?«, erkundigte sich jetzt Buri. Sie trug eine reich mit roten und silbernen Perlen bestickte Hirschlederjacke, dazu enge hirschlederne Reithosen und weiche Stiefel. Außerdem hatte sie sich mit einigen silbernen und schwarzen Dolchen ausstaffiert. Unter ihrer Schärpe steckten Kurz- und Langschwert. Das dichte Haar hatte sie zu festen Zöpfen geflochten und mit silbernen Nadeln zu Schnecken gesteckt. Nervös klopfte sie sich mit ihren schwarzen Stulpenhandschuhen auf die Arme, während Alanna sie prüfend musterte.
    Die Ritterin lächelte. »Du siehst großartig aus. Deine Mutter und dein Bruder werden stolz auf dich sein.«
    »Wir sind stolz«, fügte Liam hinzu. Als ihm der Herold zuwinkte, holte er tief Luft. »O ihr Shang-Meister, so etwas hasse ich.« Er ließ die beiden Frauen, die ihm erstaunt nachblickten, stehen und ging durch die offene Tür. Buri stupste Alanna am Arm. Da kam gerade Thayet aus dem Ankleidezimmer. Alanna war sprachlos, als auch die Prinzessin fragte: »Bin ich in Ordnung so?«
    Ihr Haar floss in unzähligen Löckchen bis

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