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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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gegen den Herzog ...«
    »Idiot!«, fauchte Delia. »Glaubst du, das hat Herzog Roger nicht mit einkalkuliert? Was fällt dir überhaupt ein, das Handeln deiner Vorgesetzten anzuzweifeln?«
    Henrim verbeugte sich betreten. »Verzeihung, Lady Delia.«
    Mit einem Schnauben drehte sich Delia wieder ihrem Spiegel zu.
    »Du befolgst genau deine Anweisungen«, sagte Alex. »Wenn du versagst, wirst du bezahlen.«
    »Ich werde nicht versagen!«, sagte der Knappe zornig.
    »Benutz die Geheimtreppe. Du kannst gehen.«
    Der Junge verbeugte sich. »Viel Glück, Herr. Und – lang lebe König Roger!«
    »Idiot«, flüsterte Alex, als sich die Tür schloss. Er als Einziger kannte Rogers wirkliche Pläne. Nur er wusste, dass all diejenigen, die vorhatten Jonathan den Thron abspenstig zu machen, damit sie Macht gewannen, eine Enttäuschung erleben würden. Er nahm seinen Dolch und prüfte die Schneide. »So – an die Arbeit.«
     
    Von ihrem Platz an der Wand in der Nähe des Altars sah Alanna stolz zu, als der Mithran-Priester und die Priesterin der Muttergöttin gemeinsam die silberne Krone und dann den vor ihnen knienden Jonathan segneten. Sie war dankbar, dass es nicht zu ihren Aufgaben gehörte, diesen Teil der Zeremonie mitzumachen. Nach der durchwachten Nacht mit Jonathan war sie müde, und irgendwie schien es einem
so denkwürdigen Ereignis nicht angemessen, unentwegt zu gähnen. Bis der Zeitpunkt kam Jonathan offiziell das Juwel zu überreichen, bestand ihre Aufgabe einzig darin zu bleiben, wo sie war, und eine gelassene Miene zur Schau zu tragen. Gary und Raoul, die links von ihr standen, taten dasselbe.
    Raoul zwinkerte, als sie ein Gähnen hinter der Hand versteckte. Im Gegensatz zum Kämpen des Königs hatte der Oberbefehlshaber die Nacht zwar im Bett verbracht, aber sie musste zugeben, dass er wahrscheinlich auch nicht mehr geschlafen hatte als sie: Die Königliche Leibgarde war dafür verantwortlich, dass Jonathan an diesem Tag nichts zustieß.
    Sie ließ den Blick über die Menge schweifen, die dicht gedrängt den großen Saal bevölkerte. Die Trauerzeit war offiziell zu Ende; Edle und Bürgerliche hatten sich prächtig herausgeputzt. Da waren Myles und Eleni, Thayet, Buri und Rispah, alle in ihren schönsten Kleidern. Noch weitere bekannte Gesichter entdeckte sie: die Herzöge Baird und Gareth, Douglass, Geoffrey und Sacherell. Viele waren so gerührt von der Krönung, dass sie unverhohlen weinten.
    Als der Sprechgesang abbrach, wanderte Alannas Blick zurück zum Altar, gerade als sich die Krone auf Jonathans Kopf senkte. Sofort begann sie zu funkeln und zu schimmern; die Zauberkraft des Landes senkte sich herab und hüllte den neuen König ein. Ehrfürchtige Scheu verschlug den Menschen den Atem, als Jonathan plötzlich von einem hellen Strahlen umgeben war. Nun waren Tortall und der König eins, das begriffen alle. Lächelnd berührte Alanna den Glutstein an ihrer Kehle.
    Jonathan war vom silbernen Feuer der Krone erleuchtet, das durchzogen war von den funkelnd blauen Strahlen seiner
eigenen Zauberkraft. Als Alanna den Blick senkte, wurde ihr plötzlich elend. Der Fußboden des Saals war von einem blutfarbenen Zauberlicht bedeckt.
    »Jonathan!«, schrie sie; die Erde stöhnte und bebte.
    Ein rasender Schmerz und das Wanken des Bodens unter ihr warfen Alanna auf die Knie. Sie griff nach ihrem Bauch und stieß einen Schrei aus. Der Schmerz brach ab, dann kam er wieder.
    Im Saal brach Chaos aus. Von der gewölbten Decke regneten Mörtelstaub und Steinsplitter herab, ein bedrohliches Anzeichen dafür, dass sie einstürzen könnte. Menschen schrien vor Furcht, als sich der Boden unter ihren Füßen hin und her bewegte wie ein Schiff auf dem Meer. Alanna sah und hörte nichts von alledem.
    Der Schmerz war entsetzlich: Es fühlte sich an, als würde jeder einzelne Nerv durch ihre Haut herausgezogen; gleichzeitig war es, als sei der Schmerz außerhalb von ihr. Thom, dachte sie und versuchte sich aufzurappeln. Etwas passiert mit Thom, und ich kann es spüren. Ich muss zu ihm!
    »Beschützt den König!«, schrie sie Raoul zu und stand taumelnd auf. Trusty war neben ihr, als sie durch eine nahe gelegene Tür stürzte und so schnell, wie es ihre goldene Rüstung erlaubte, zu den Gemächern ihres Bruders rannte. Wieder durchfuhr sie der Schmerz; sie biss sich auf die Lippen, um dagegen anzukämpfen, und stolperte weiter. Sie musste es zu ihrem Zwillingsbruder schaffen, unbedingt.
    Starke Arme packten sie von hinten und

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