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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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Kampf zu verprügeln. Also zumindest hast du fair gekämpft.«

    Alanna hatte wochenlang im Geheimen üben müssen, um Ralon zu besiegen. Die vielen Stunden, die sie damit verbrachte, die Schrammen, die blauen Flecke und ihre ständige Erschöpfung waren noch ganz frisch in ihrem Gedächtnis. Aber es hat sich gelohnt, dachte Alanna. Mehr als gelohnt.
    Sie streckte sich und gähnte ausgiebig. »Kann ich mir dein Schwert borgen?«
    Coram warf einen Blick auf die Waffe, die von seinem Gürtel hing. »Das da? Das ist doch größer als du!«
    »Genau.«
    Coram starrte sie einen Augenblick an, dann löste er bedächtig den Gürtel und reichte Alanna mit ausdruckslosem Gesicht sein Schwert.
    Alanna schätzte die Waffe in ihrer Hand ab. Es war das mächtigste, schwerste Schwert, mit dem sie jemals umgegangen war. Es würde schwierig sein, es mit einer einzigen Hand zu heben. »Danke. Du kriegst es später wieder.«
    Sie trottete davon, um sich einen leeren Übungsraum mit vielen Spiegeln zu suchen. Coram hatte recht. Von einem Schwert ließ sie sich nicht unterkriegen – und von Aram Sklaw schon gleich gar nicht.

6
Alanna wird zur Frau

    Es war der fünfte Mai. Bei Morgendämmerung erwachte Alanna, bereit zu einer weiteren Übungsstunde mit Corams großem Schwert. Sie kletterte aus dem Bett. Und dann schnappte sie entsetzt nach Luft. Ihre Schenkel und ihre Betttücher waren blutverschmiert. Vollkommen außer sich vor Schreck wusch sie sich und entsorgte die Betttücher. Was war bloß los mit ihr? Sie blutete, sie musste unbedingt mit einem Heiler sprechen. Bloß mit wem? Den Palastheilern konnte sie nicht trauen. Es waren Männer, und das Blut rührte von der geheimen Stelle zwischen ihren Beinen her. Sie suchte verzweifelt, bis sie ein Tuch fand, das sie benutzen konnte, um den roten Fluss aufzuhalten. Ihre Hände zitterten. Ihr ganzer Körper war eiskalt vor Angst. Gleich würden die Bediensteten kommen, um die Pagen zu wecken. Sie musste sofort etwas unternehmen!
    Sie biss auf ihrem Daumen herum, bis er blutete. Coram hatte Wachdienst. Außerdem – dem konnte sie es nicht erzählen. Das war etwas, was sie dem alten Soldaten nicht anvertrauen konnte. Es gab nur einen Menschen, bei dem sie sich darauf verlassen konnte, dass er ihr half und Stillschweigen bewahrte. Es gab Leute, die sich vielleicht fragten, wie
verlässlich dieser König der Diebe wohl sein mochte. Doch zu denen gehörte Alanna nicht.
    Sie hatte keine Zeit zu verlieren und so konnte sie es sich nicht leisten, aus dem Palast zu schleichen und den weiten Weg bis in die Stadt hinunterzulaufen. Sie musste reiten und die Folgen auf sich nehmen. Ein hastiges Wort zu Stefan und Moonlight war gesattelt. Der Pferdeknecht lockte sogar den Wachposten von einem der kleinen Tore fort. Alanna ritt in vollem Galopp hinaus und hinunter in die Stadt. Schon ein paar Minuten später band sie ihre Stute an einem Pfosten hinter dem »Tanzenden Täubchen« fest.
    Rasch kletterte sie aufs Küchendach und stemmte einen von Georgs Fensterläden auf. Georg selbst hatte ihr gezeigt, wie sie auf diesem Weg seine Räume erreichen konnte. Doch als Alanna in Georgs Zimmer glitt, wurde sie von hinten gepackt und ein sehr scharfes Messer wurde gegen ihre Kehle gepresst.
    »Hat dir deine Mutter nicht beigebracht, dass man durch die Tür reinkommt?«, wurde sie von einer leisen Stimme gefragt.
    Alanna rührte sich nicht von der Stelle. Das Messer wurde ihr nicht nur so zum Spaß an die Kehle gehalten. »Georg – ich bin’s ! Alan!«
    Der Mann ließ sie los und drehte sie zu sich um. Er war nicht bekleidet – er schlief immer nackt. »Tatsächlich.« Er legte sein Messer auf den Tisch. Seine Augen strahlten sie freundlich an. »Und wie kommt es, dass ein kleiner Adliger in das Schlafzimmer des Schurken einbricht?«
    »Ich brauche deine Hilfe.« Sie verschlang ihre Hände ineinander. »Ich muss auf der Stelle mit einer Heilerin sprechen.«
    »Was? Mit einer Heilerin? Das musst du mir schon genauer
erklären, Kleiner.« Georg überkreuzte die Arme vor der Brust und wartete. Er hatte schon immer gewusst, dass es ein Geheimnis um Alan gab. »Warum willst du zu ’ner Frau? Und warum zu ’ner Stadtheilerin? Im Palast sind die besten Heiler vom ganzen Land.«
    Alanna schluckte mühsam. »Ich bin kein Junge.« Es fiel ihr entsetzlich schwer, das zu sagen. »Ich bin ein Mädchen.«
    »Du bist – was bist du?«, schrie Georg.
    »Pst! Willst du denn, dass es alle hören?« Sie scharrte mit

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