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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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die Kanten der Platte musterte.
    »Wie viele dreizehnjährige Jungs würden wohl zu einem Ort wie dem hier kommen und gleich herausfinden, wo die Waffenkammer war?«
    Sie zerrte an dem Griff. Der Stein rührte sich nicht. »Myles, Ihr scheint zu denken, ich sei etwas Besonderes. Das bin ich nicht, wirklich nicht.« Sie zerrte noch einmal, diesmal mit beiden Händen.
    »Sie lässt sich nicht bewegen«, sagte er. »Mithros weiß, dass ich es oft genug versucht habe. Ich glaube, es war lediglich die Tür zur Waffenkammer.«
    Alanna stemmte fest die Füße gegen den Boden und packte den Griff. »Wenn Ihr mir vielleicht helfen würdet ...«, sagte sie und zerrte mit aller Kraft. Gerade wollte ihr Myles zu Hilfe kommen, als der seit langem unbenutzte Mechanismus ein ächzendes Geräusch von sich gab, Alanna sprang beiseite, als die mächtige Platte auf sie zugeglitten kam. Darunter kam eine Treppe zum Vorschein, die hinunter in die Dunkelheit führte.
    Alanna drehte sich verschwitzt und voller Stolz um und musste entdecken, dass Myles sie eigenartig ansah. »Verdammt, Myles, ich habe mich lediglich dagegengestemmt!«, rief sie. »Das hätte jeder andere Junge auch geschafft!«
    »Ich war sechzehn, als ich das letzte Mal versuchte dieses Ding da zu bewegen«, erklärte ihr Myles. »Ich hatte einen Freund dabei. Er war einer von den Ortsansässigen hier und mein Diener. Er ist inzwischen der Schmied und auch damals war er nicht gerade ein Schwächling. Wir schafften es nicht, die Platte von der Stelle zu rühren.«
    »Na ja – vielleicht war Dreck im Mechanismus und ein
Regen hat ihn weggewaschen, oder irgend so was«, sagte sie mürrisch und machte sich daran, die Treppe hinunterzusteigen. »Kommt Ihr nicht mit?«
    »Sei nicht dumm, Alan«, warnte sie Myles. »Wir haben keine Fackel dabei. Dieser Gang kann überallhin führen. Ohne Licht kommst du nicht weit.«
    Sie grinste zu ihm hinauf. »Oh, aber Ihr vergesst etwas. Ich habe ein Licht.« Sie hob eine Hand und konzentrierte sich auf ihre Handfläche. Schweißperlen traten ihr auf die Oberlippe, während sie spürte, wie sich die Zauberkraft in ihr entfaltete. Noch etwas anderes entfaltete sich in dem Gang unter der Treppe, doch sie ignorierte es, weil sie sich auf die Hitze konzentrierte, die sich in ihrer Handfläche bildete. Als sie die Augen öffnete, strahlte ihre Hand ein helles violettfarbenes Licht aus. »Kommt schon!«, rief sie und trottete den Gang entlang.
    »Alan, ich befehle dir zurückzukommen!«, schrie Myles.
    »Gleich!«, rief sie. Sie spürte eine fremdartige Gegenwart um sich herum – nein, zwei. Die eine machte ihr Angst. Sie war schwarz und gespenstisch und schwebte gleich außerhalb des Lichts, das ihre Zauberkraft verströmte. Die andere rief mit einer hohen, singenden Stimme nach ihr, die sie nicht hätte ignorieren können, selbst wenn sie es gewollt hätte. Ihre Nase juckte, und sie musste mehrmals niesen. Der Gesang erfüllte ihren Kopf und übertönte Myles’ Stimme.
    Ihr Licht fiel auf einen Gegenstand und wurde von dort in unzähligen strahlenden Lichtblitzen zurückgeworfen. Sie bemerkte nicht, wie sich hinter ihr die Dunkelheit schloss, als sie den herrlich funkelnden Gegenstand aufhob. Es war ein Schwert, in dessen Heft ein Kristall eingelassen war. Die lange und leichte Klinge steckte in einer abgenutzten
schwarzen Scheide. Alannas Hand zitterte, als sie die Waffe aufhob.
    »Myles!«, rief sie. »Ratet mal, was ich gefunden habe!«
    »Komm zurück!«, schrie er. Sie sah erschrocken auf. Myles’ Stimme war ängstlich. »Ein Gewitter zieht auf – und wenn es natürlichen Ursprung hat, dann bin ich ein Priester!«
    Plötzlich verlosch Alannas Zauberlicht völlig. Das Dunkel umschlang sie mit langen Fangarmen, die sich fest um ihren Körper schlossen. Sie öffnete den Mund, um nach Myles zu rufen, doch kein einziger Laut kam heraus. Sie bemühte sich zu atmen, sie bemühte sich, mit ihrer Zauberkraft das erstickende Dunkel zu durchdringen, doch nichts geschah. Sie versuchte es mit Armen und Beinen wegzustoßen und musste erkennen, dass das Dunkel sie gefesselt hielt. Es quetschte ihr die Rippen zusammen und presste den Atem aus ihrer Lunge. Alanna schnappte nach Luft. Das Dunkel füllte ihre Nase und ihren Mund. Blitzende Lichter explodierten in ihrem Kopf, und sie kämpfte wie eine Wahnsinnige. Doch nichts konnte dem Dunkel etwas anhaben. Ihre Gegenwehr wurde immer matter. Sie gab sich noch mehr Mühe zu kämpfen, doch es war

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