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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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Gefällt es ihm in der Palastwache? Maude kommt etwa alle sechs Monate vorbei, um nach mir zu sehen. Sie benimmt sich, als sei sie ein Huhn und ich ein Entchen, das sie aus Versehen ausgebrütet hat. Sie sagt, Vater verfolge die Spur des Rylkal-Dokuments und verfasse ein Schriftstück darüber. Ich wünsche ihm Glück dabei. Das wird ihn wohl für die nächsten zehn Jahre beschäftigen.
    Wir können diesem Georg doch trauen, oder? Ich frage, weil es wichtig ist. Ein gewisser Zauberer hat sich hier oben nach mir erkundigt. Ich denke, du weißt, wen ich meine – es war derjenige, der sich so für dein Schwert Blitz interessierte. Behalte ihn im Auge! Er ist dafür bekannt, dass er die Karriere junger Zauberer, die möglicherweise
so gut werden könnten wie er selbst, behindert oder gelegentlich auch völlig lahmlegt. Du musst ihn dermaßen beunruhigt haben, dass er herauszufinden versuchte, ob dein Zwillingsbruder ebenso gut ist wie du – was auf eine schräge Art und Weise wiederum ein Kompliment für dich ist. Was mich betrifft, so bekam er vermutlich Salz in die Augen gestreut. Ich spiele hier nämlich den Dummen. Es wäre hilfreich, wenn du da unten die Nachricht verbreiten könntest, dein Zwillingsbruder sei nicht sonderlich helle. Sag, ich sei als kleines Kind auf den Kopf gefallen oder irgend so etwas. Das ist es nämlich, was meine Lehrmeister hier glauben. Ich weiß eine Menge mehr, als sie denken, und ich übe bei Nacht, wenn die anderen schlafen.
    Aber genug mit der Angeberei. Dein Freund hat Geheimnisse, und man sagt ihm nach, er sei gefährlich. Die Lehrmeister hier behaupten, er sei der Beste der Ostländer, und sie müssen es ja schließlich wissen. Und jetzt noch ein Gerücht aus der Stadt der Götter, über das du nachdenken solltest: Wir hörten von dem Schwitzfieber, als es vorüber war, und du schreibst einige Einzelheiten – ich wollte, ich wäre mit dabei gewesen! Ein durch Magie verursachtes Fieber, das Heiler entkräftet und tötet, ist ein Zauber, wie er einem nur einmal im Leben begegnet. Alle haben natürlich die lebenden Zauberer aufgezählt, die mächtig genug sind, etwas Derartiges zu Wege zu bringen. Hauptsächlich drei Namen wurden genannt – der deines lächelnden Freundes war einer davon.
    Sicher, du sagst, er sei in Carthak gewesen. Aber wäre ein Zauberer, der mächtig genug ist, eine gesamte Stadt krank werden zu lassen, nicht auch mächtig genug, das aus weiter Ferne zu tun? Und wer steht zwischen ihm und dem Thron? Ich wollte nicht der Prinz sein, nicht mit dem da als meinem einzigen Erben.
    Nun, das ist nur eine Theorie. Gib mir noch ein paar Jahre Zeit, dann werden wir deinem lächelnden Freund eine harte Nuss zu
knacken geben. Bis dahin sei freundlich zu ihm und lass ihn glauben, du mögest ihn. Leute, die ihm zu verstehen geben, dass sie ihn nicht mögen, verschwinden gelegentlich – oder sie sterben an seltsamen Krankheiten.
    Ich habe versucht dich im Feuer zu sehen, aber du wirst durch Mächte abgeschirmt, denen ich bisher noch nicht begegnete. Du verheimlichst mir doch wohl nichts, oder? Viel Glück wünsch ich dir. Ich denke, dass wir von nun an öfters voneinander hören werden. Pass auf dich auf und halte den Edlen im Auge, von dem ich sprach.
    Dein dich liebender Bruder Thom
     
    Alanna las den Brief dreimal und verbrannte ihn dann, bis nur noch feine graue Asche in ihrer Feuerstelle lag. Thom hatte ihren schlimmsten Verdacht in Worte gefasst. Sie wünschte sich, sie hätte jemanden gehabt, mit dem sie über die Gefühle hätte sprechen können, die sie für Herzog Roger hegte, aber Jonathan und die anderen Jungen verehrten ihn, und um sich Myles anzuvertrauen, hatte sie ihrer Meinung nach nicht genügend handfeste Beweise. Sie seufzte und legte ein Scheit aufs Feuer. Vielleicht konnte sie mit Georg reden. Die ganze Sache war zu kompliziert, um von einem einzigen Pagen gelöst zu werden.
    Und was diese Sache betraf, dass sie von geheimnisvollen Mächten abgeschirmt wurde, so war Thom albern. Da hätte er ja ebenso gut behaupten können, die Götter hätten ein Auge auf sie! Und was Thoms Erwähnung der Schutzmächte betraf, die in die gleiche Richtung ging wie Frau Coopers Bemerkung, die Göttin nehme Anteil an Alannas Schicksal, oder wie Corams Theorie, die Götter hätten Alanna bei ihrer Befragung durch Herzog Roger geschützt – tja, darüber
mussten sich Thom, Coram und Frau Cooper sorgen. Alanna hatte schon genug andere Probleme.
     
    Der Winter ging

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