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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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Küstenhügeln bis zu den Tyranhöhen erstreckte sich dort der Sand. Dieses unwirtliche Gebiet war die Heimat der Bazhir, des Wüstenstammes, dessen Mitglieder nur zum Teil Anhänger des Königs und dessen Statthalters Lord Martin waren.
    Am Morgen nach seiner Ankunft beriet sich Lord Martin mehrere Stunden lang mit dem König und mit Herzog Gareth. Der König hatte entschieden, Jonathan und die anderen zukünftigen Ritter sollten diese Gelegenheit ergreifen, um die Wesensart der Bazhir kennenzulernen. So wie die Lage in der Wüste war, war die Wahrscheinlichkeit groß, dass jeder Ritter wenigstens einmal in seinem Leben gegen die Bazhir kämpfen würde. Die Knappen würden somit unter Sir Myles’ und Lord Martins Obhut zusammen mit den neuen Truppen nach Süden reiten. Die Pagen sollten dann später im Sommer ebenfalls einen weiten Ritt unternehmen, und zwar zu dem im Osten liegenden Lehnsgut Naxen. Nachdem diese Entscheidung getroffen und das Mittagessen eingenommen war, begaben sich Herzog Gareth und Lord
Martin nach draußen zu den Fechthöfen. Einst war Lord Martin für seine Geschicklichkeit im Schwertfechten berühmt gewesen und am Abend zuvor hatte er mit dem Herzog einen freundschaftlichen Wettkampf ausgefochten. Jetzt nahmen die beiden Männer neben dem Übungsgelände Platz, um zu sehen, wie sich die älteren Pagen und die jungen Knappen anstellten.
    »Zeigt uns, was sie leisten können, Hauptmann Sklaw«, befahl Herzog Gareth.
    Sklaw sah sich im Hof um. Sein intaktes Auge funkelte boshaft. »Meron.« Geoffrey verbeugte sich anmutig und griff nach seiner gepolsterten Stoffrüstung. Hauptmann Sklaw grinste, während er auf den Nächsten deutete. »Trebond. Du hast seit jenem ersten Mal keinen Wettkampf mehr gefochten. Lass uns sehen, wie du wieder über deine eigenen Füße fällst.«
    Alanna wurde heiß und kalt vor Entsetzen. Jemand drückte ihr die gepolsterte Trainingsrüstung in die Hand, und sie zog sie ganz betäubt vor Schreck über. Sklaw hatte recht. Seit diesem üblen ersten Versuch mit Sacherell vor einem Jahr hatte sie keinen freien Wettkampf mehr gefochten. Gewöhnlich wurde jeder Ausfall und jede Bewegung schon vorher von Sklaw festgelegt. Sie hatte Drill gemacht, endlose Wiederholungen derselben Bewegung, oder Plankampf, wobei der eine der beiden Partner einem Bewegungsablauf folgte, der von Sklaw festgelegt wurde, während der andere die entsprechenden, ebenfalls von Sklaw angeordneten Gegenbewegungen machte. Auf diese Art und Weise ging es den ganzen Nachmittag zwischen zwei Gegnern hin und her, was nun wirklich keine Vorbereitung für einen freien Wettkampf war. Darüber hinaus hatte sie ihr morgendliches
und abendliches Training, doch da war sie ja ständig allein und machte nur Drill. Alanna atmete tief durch. Sie fühlte sich elend. Wieder einmal waren Herzog Gareth und Hauptmann Sklaw anwesend, und Coram verscheuchte eben die Jungs vom in der Mitte liegenden Kampfplatz. Sie setzte sich den Stoffhelm auf den Kopf und nahm von Douglass ein Schwert entgegen. Zu ihrer Überraschung sah sie, dass es nicht das Übungsschwert war, das sie angefertigt hatte, sondern Blitz.
    Selbst Blitz kann mir jetzt nicht mehr helfen, dachte sie, als sie zur Markierungslinie trat und sich verbeugte. Sie zog ihr Schwert und nahm die Verteidigungsstellung ein.
    »Anfangen!«, befahl Sklaw.
    Geoffrey machte einen Ausfall nach vorn und griff an. Alanna hielt die Stellung und parierte sein fallendes Schwert mit einer Kraft, die beide Körper zum Erzittern brachte. Dem »Halbmond-Drill« folgend, löste sie sich von ihrem Gegner, wirbelte Blitz in einem Halbkreis und zielte auf Geoffreys Seite. Der größere Junge parierte eilig und machte einen Satz rückwärts. Er schaute sie überrascht an mit seinen verträumten, haselnussbraunen Augen. Ohne nachzudenken folgte Alanna mit dem zweiten Halbmond-Hieb, schwang Blitz in die andere Richtung und zwang Geoffrey, sie wieder abzuwehren anstatt anzugreifen. (»Angriff ist immer besser als Abwehr«, hatte ihr Coram erklärt, als sie spätnachts einmal übers Fechten gesprochen hatten. »Immer. Mit Abwehr kannst du nicht gewinnen – damit kannst du dir den Kerl nur vom Hals halten oder ihn müde machen. Greif an und bring die Sache hinter dich.«)
    Alanna griff an, wobei ihr Arm von ihrem restlichen Körper getrennt zu sein schien, während sie einen Ausfall nach
dem anderen machte. Kaum sah sie eine Blöße, ergriff ihre Hand die Gelegenheit, ihr Schwert in diese

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