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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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völlig baff, als sie Herzog Gareths Neuigkeiten hörte. Sie hätte niemals erwartet, man könnte sie so bevorzugen.
Sie hörte genau zu, als er ihr Anweisungen gab, was ihre Aufgaben während der Reise betraf. Da sie der einzige Page der Gruppe war, sollte sie Lord Martin, Myles und Jonathan bedienen und für den Truppenhauptmann und die Knappen Botengänge erledigen. Ihre Lektionen würde sie mit Myles als ihrem Lehrer fortsetzen.
    Auch Coram freute sich über die Ehre, und seine Befehle waren so streng wie die des Herzogs: Sie hatte sich gut zu benehmen. Nichts anstellen, lautete ihr Befehl des Tages.
    Alanna versuchte sich die Neuigkeiten nicht zu Kopf steigen zu lassen, obwohl sie sich gar nicht beruhigen konnte, so aufgeregt war sie. Sie war überrascht, dass sich die anderen Pagen für sie freuten, anstatt neidisch zu sein. Ihr war nicht klar, dass sie sie eben nicht als Pagen betrachteten, sondern – wie Jonathan gesagt hatte – als einen sehr kleinen Knappen.
    Am Abend vor der Abreise wurden die Jungs und Myles zu einer Besprechung bei Herzog Roger gerufen. Er ging mit ihnen zur Großen Bibliothek und wartete, bis sie es sich bequem gemacht hatten, bevor er zu reden begann. Alanna, die zwischen Raoul und Gary, die beide ziemlich groß waren, hockte, wo sie keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde, fand, dass der ganz in schwarzen Samt gekleidete Herzog nicht nur gut aussah, sondern auch ganz schön eindrucksvoll wirkte. Er trug eine seltsam geformte Kette mit einem Saphiranhänger, der die Farbe seiner Augen noch hervorhob.
    »Ihr wisst sicherlich nicht, weshalb ich mit euch reden will«, sagte er mit einem ungezwungenen Lächeln. »Ich liege wohl richtig mit der Annahme, dass bisher keiner die Schwarze Stadt erwähnte, wenn er über die Reise sprach, die ihr morgen antreten werdet.« Er schüttelte den Kopf.
»Ich halte es für keine gute Idee, euch alle in die Nähe dieser Stadt zu lassen, aber – nun, ich wurde überstimmt.« Alanna blinzelte, als der Saphir Lichtblitze aussandte. Das Funkeln des Edelsteins machte sie schläfrig. Wütend über sich selbst, kniff sie sich kräftig in den Arm. Das machte sie wach. »Die Schwarze Stadt ist von Persopolis aus eben noch zu sehen«, fuhr der Zauberer fort. »Tatsächlich haben die Bazhir in der Westwand des Schlosses von Persopolis allein zu diesem Zweck einen Raum gebaut. Er wird ›Sonnenuntergangsraum‹ genannt, und es wird gemunkelt, die Bazhir hätten ihn gebaut, damit sie die Schwarze Stadt immer im Auge behalten könnten. Als hätten Schäfer und Wüstenbewohner eine Ahnung von derartigen Dingen!« Er seufzte. »Natürlich wird man euch nicht erlauben in die Nähe der Stadt zu gehen. Das ist keinem gestattet. Man behauptet, ein Fluch liege darüber und kein Sterblicher kehre jemals lebendig von dort zurück – vor allem dann nicht, wenn er jung ist. Zweifellos sind auch das Bazhir-Geschichten, die man am Lagerfeuer erzählt, um den Kindern Angst einzujagen.«
    Der große Mann schritt im Zimmer auf und ab. Fast sah er aus wie der Schatten eines Panthers, und alle Augen waren auf ihn gerichtet. »Ich bin sicher, dass die Bazhir sich so einige gruselige Geschichten ausdachten, um ihre Gören zu erschrecken, aber das ist nicht der Grund, weshalb ich euch zur Vorsicht mahne. Es gibt eine böse Macht in der Schwarzen Stadt, eine überaus starke Macht, die weit in die Vergangenheit zurückreicht. Wie sie beschaffen ist, weiß ich nicht. Ich war niemals so töricht, mich für stark genug zu halten, gegen das, was dort lauert, anzukämpfen.«
    Roger war stehen geblieben und seine Augen lagen unverwandt auf denen Jonathans. »Ich brauche nicht den Kristall
eines Sehers, um das Böse dieses Ortes selbst von Persopolis aus zu spüren, ebenso wie ein Fischer kein Sturmglas braucht, um zu riechen, dass sich ein Orkan nähert. Wenn selbst ich es nicht wage, dieses Risiko einzugehen, hat keiner von euch, die ihr nicht dafür ausgebildet und ohne Erfahrung seid, auch nur die geringste Chance. Wagt euch nicht in die Nähe der Schwarzen Stadt, sonst werdet ihr mit eurem Leben und möglicherweise mit eurer Seele bezahlen.« Er lächelte und sah dabei Jonathan unverwandt in die Augen. »Ich weiß, wann ein Schwert zu gewichtig ist, als dass ich es aufheben könnte.«
    Als Alanna an diesem Abend zu Bett ging, war sie so durcheinander wie niemals zuvor. Es kam ihr so vor, als habe Roger Jonathan aufgefordert zu beweisen, dass er über mehr Mut verfügte als sein

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